Geliebte Teufelin
wir heute tun können. Ich hatte da gerade eine sehr absurde Vision einer Pressekonf e renz im Vatikan. Der Papst lädt die Vertreter der bedeutendsten internationalen Nachrichtenagenturen, Zeitungen und Fernsehsender zu einer Pressekonferenz ein. Die Veranstaltung findet in der Sixtinischen Kapelle statt, wo auch die Päpste g e wählt werden. Auf dem Petersplatz stehen Dutzende von Übertragungswagen mit Satelliten-Schüsseln und die Konferenz wird live in 250 Länder übertragen. Millia r den von Menschen sitzen weltweit vor den Fernsehern, um das Ereignis zu verfo l gen.“
Das Thema schien Cornelius‘ Fantasie anzuregen, dem noch eine andere Variante einfiel: „Ich hätte da noch eine andere Idee: Wie wäre es denn, wenn der Papst bei der Ansprache zu Ostern oder Neujahr, die ja sowieso von Millionen von Menschen weltweit verfolgt wird, Luzifer vorstellen würde. Stellt euch doch mal diese Szene vor. Seine Heiligkeit auf dem Balkon der Peterskirche, der Platz vor dem Dom ist mit einer Riesen-Menschenmenge gefüllt. Nach der üblichen Ansprache lässt sich der Papst ausführlich über die Ungläubigkeit der modernen Menschen aus, so etwa, wie Luzia es uns ja vorhin so eindringlich dargestellt hat. Dann kommt er zum eigentl i chen Thema und erklärt, dass es an der Zeit ist, eine Person zu präsentieren, von de s sen realer Existenz heutzutage kaum noch jemand überzeugt ist. Und dann tritt Luz i fer persönlich neben ihm auf den Balkon. Welch eine Sensation, das wird das Med i enereignis des Jahrtausends.“
„Tolle Idee, und woran erkennen die Menschen, dass es sich um den echten Luzifer handelt ? “, gab von Bergheim zu bedenken, der ironischen Unterton war nicht zu überhören. „Er kann sich ja schlecht mit Hörnern und Pferdefuß, wie auf alten Bi l dern, verkleiden. Die Leute an den Fernsehern würden das Ganze doch für eine Sat i re halten.“
Cornelius hatte ohne Zögern eine Antwort parat: „Herr von Bergheim, sie haben doch vorhin selbst vorgeschlagen, dass sich Luzifer dem Papst zu erkennen geben soll. Wie haben sie sich das denn vorgestellt. Soll er einfach hingehen und sagen: , Schönen guten Tag, Herr Papst, ich weiß nicht, ob sie es schon w ussten, aber ich bin der Teufel!‘ ? “
„Nun, er müsste etwas tun, was die Leute von seiner Echtheit und Macht übe r zeugt.“
„Und was bitte, vielleicht die Peterskirche einstürzen lassen?“
„Keine schlechte Idee, warum nicht, wenn sie vorher geräumt wird, damit niemand verletzt wird.“
„Und am nächsten Tag baut Gott sie wieder auf“, Uriel schien die Idee zu gefallen. „Durch diese eindrucksvolle Demonstration haben beide, Luzifer und Gott einen unwiderlegbaren Beweis für ihre Existenz geliefert. Nicht schlecht, das Ganze b e ginnt mir zu gefallen. Vorhin war ich noch drauf und dran, euch zu unterbrechen, weil ich eure Vorschläge für lächerlichen Unsinn hielt. Wie gut, dass ich euch habe ausreden lassen.“
„Und wie bringen wir den Papst dazu, mitzuspielen? Ihr habt doch gehört, was Ka r dinal Calderoni gesagt hat“, wandte von Bergheim ein.
„Da müssen wir halt mit unseren kleinen Geheimrezepten etwas nachhelfen, um ihn gefügig zu machen“, schlug Luzia vor. „Vielleicht kann ich ihn auch hypnotisieren, es gab noch keinen Menschen, der mir in dieser Beziehung widerstehen konnte.“
Ich kann dir auch ohne Hypnose nicht widerstehen, dachte Cornelius.
Bruchhagen hob die Hand. „Ich habe da noch einen kleinen bescheidenen Einwand. Wie schaffen wir es, die Menschen glauben zu machen, dass wirklich Luzifer und nicht irgendwelche Terroristen die Peterskirche zerstört haben?“
„Ich hätte da auch noch einen kleinen Einwand, wenn ihr gestattet.“
Alle Blicke richteten sich auf Luzifer. „Ich fand eure Diskussionsbeiträge bisher sehr interessant und kreativ, aber es gibt da ein kleines Problem, das heißt genau gesagt ein großes Problem.“ Er machte eine Pause und sah rings herum in gespannte und erwartungsvolle Gesichter.
„Nun, das Problem ist: Ich kann die Peterskirche nicht zerstören.“
Die Gesichter wandelten sich von erwartungsvoll in erstaunt, ungläubig.
„Ihr habt wahrscheinlich alle eine völlig falsche Vorstellung von meinen Fähigkeiten. Gut, ich kann Gegenstände mit bloßer Willenskraft bewegen, ich kann eine von di e sen Weinflaschen schweben lassen oder euch alle ohrfeigen, ohne euch zu berühren. Wenn ich mich sehr anstrenge, kann ich vielleicht auch die Wände dieses Hauses so zum
Weitere Kostenlose Bücher