Geliebte Teufelin
aller Anwesenden.
„Hat noch jemand etwas zu bemerken?“
Alle außer Uriel, der scheinbar über den kleinen Zwischenfall amüsiert war, scha u ten wortlos vor sich auf den Tisch, um nicht auch noch Luzifers Zorn auf sich zu zi e hen.
„Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, bei Uriels Frage nach dem Information s stand der Anwesenden. Durch Herrn Bergheims Einwände hatte ich etwas den roten Faden verloren.“
Ich heiße von Bergheim, dachte dieser, wagte aber kaum zu atmen, geschweige denn noch ein Wort zu sagen.
„Ich werde versuchen, so kurz wie möglich, aber auch so ausführlich wie nötig den Grund dieser Versammlung zu erklären“, fuhr Luzifer wieder in normaler Stimml a ge fort.
„Jahrhunderte lang haben wir Teufel und“, dabei sah er Uriel an, „und ihr Engel und euer Herr und Meister…“
„Du kannst ihn ruhig beim Namen nennen“, unterbrach ihn Uriel, „dir fällt kein Z a cken aus deiner imaginären Teufelskrone, wenn du das Wort Gott aussprichst. Aber entschuldige bitte, ich möchte nicht auch noch deinen Zorn erregen, wie Herr Ber g heim.“ Dabei lächelte er und ließ deutlich erkennen, dass er keine Angst vor Luzifer haben musste.
Ein leises „ von Bergheim bitte“ war zu hören. Als ihn alle anstarrten, hielt er sich die Hand vor den Mund und murmelte, kaum hörbar: „Tschuldigung, ich hab nichts gesagt, rein gar nichts, ist mir nur so rausgerutscht.“
„Mein lieber Herr von Bergheim, sie müssen sich nicht vor Angst in die Hose m a chen. Sie dürfen später durchaus etwas zu unserer Diskussion beitragen. Schließlich habe ich sie nicht ohne Grund eingeladen. Ich würde jetzt aber gerne mit dem eigen t lichen Thema fortfahren, wenn es allen Anwesenden recht ist. Na gut, also, wo war ich stehen geblieben.“
Er schloss kurz die Augen, um nachzudenken. „Ach ja, bevor ich von Uriel unterbr o chen wurde, hatte ich erzählt, dass Jahrhunderte lang Teufel und Engel und der Herr der Engel…von den Menschen Gott, Jahwe oder Jehovah genannt… sich gegenseitig bekämpft und vor allem“, er machte einen Atemzug Pause, „nicht miteinander ger e det haben. Die Ereignisse der beiden Weltkriege und die weitere Entwicklung der Menschheit haben uns dann aber wieder, wie soll ich sagen, zusammengeführt. Erst geschah es, Herr von Bergheim (der bei der Nennung seines Namens zusamme n zuckte) würde sagen, auf diplomatischem Wege. Vertreter unserer Firma, wie ich unsere Organisati on gerne nenne, und Abgesandte… Gottes trafen sich mehrfach zu Sondierungs-Gesprächen. Vor einem Jahr etwa geschah dann etwas, womit ich nie gerechnet hätte. Uriel erschien bei mir, um mir mitzuteilen, sein Herr, also Gott, wünschte mich z u sprechen, und zwar persönlich unter vier Augen. Ihr könnt euch bestimmt meine Verblüffung vorstellen. Gott persönlich möchte mit dem Teufel r e den! Nun, was soll ich sagen, es wurde eine sehr lange, intensive Unterredung, in der wir wichtige Entschlüsse gefasst haben. Ich werde gleich versuchen, das Wesentliche zusammenzufassen. Das Wichtigste war aber, dass wir verabredet haben, zukün f tig… nun, nicht gerade zusammenzuarbeiten, uns aber in wichtigen Fragen abz u stimmen, weil die großen Probleme der Menschheit nicht mehr anders zu lösen sind.“
Luzifer machte eine Pause, um seine Worte auf die Teilnehmer der Runde wirken zu lassen. Er sah ringsherum in verblüffte Gesichter, es herrschte allgemeine Sprachl o sigkeit.
Kardinal Calderoni schüttelte ungläubig den Kopf: „Wenn ich das dem Heiligen V a ter erzähle, glaubt er mir kein Wort, erklärt mich für verrückt und exkommuniziert mich.“
„Es wäre aber wichtig, wenn wir gerade ihn überzeugen könnten“, gab Uriel zu b e denken und fuhr fort: „Wie steht es grundsätzlich mit ihren Bemühungen, den Papst von der Existenz überirdischer Mächte zu überzeugen?“
„Es ist sehr schwierig, bisher sehe ich noch keinerlei Fortschritte. Ich versuche schon seit Jahren, ihm schonend beizubringen, dass es viele Argumente und Anzeichen für die reale Existenz teuflischer Mächte gibt. Er ist aber immer noch der Meinung, dass alle Geschichten darüber nur allegorisch zu verstehen sind.“
„Können sie das bitte etwas genauer erklären“, meldete sich Herbert Bruchhagen, bei dem offensichtlich die journalistische Neugierde über seine anfängliche Nervosität gesiegt hatte. „Soweit ich mich erinnern kann, hat doch Papst Johannes Paul II . Au f sehen damit erregt, dass er von der realen
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