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Geliebte Teufelin

Geliebte Teufelin

Titel: Geliebte Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Bisplinghof
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recht, wie ich die Frage formulieren soll. Ich war bisher immer der Meinung, dass es nur einen Teufel gibt und dass Luzifer und Satan nur zwei ve r schiedene Bezeichnungen für ein und dieselbe Person sind. So wie Jehova und Jahwe nur andere Namen für Gott darstellen. Und jetzt tauchen sie, ich meine du plötzlich auf. Bist du wirklich der Satan, und wenn ja, wieso gibt es euch doppelt?“
    „Die Frage lag mir auch auf der Zunge .“ „Mir ebenfalls, ich habe mich nur nicht g e traut zu fragen“, pflichteten ihm von Bergheim und Bruchhagen bei.
    „Kannst du die Herrschaften aufklären, ich muss erst mal was essen“, antworte Satan schmatzend, nachdem er sich den Mund mit Kaviar vollgestopft hatte.
    „Aber gerne, Satan, ich hoffe, der Kaviar schmeckt dir. Also meine Lieben, es ist so: Stellt euch doch einfach unsere Organisation wie ein großes Wirtschaftsunternehmen vor. Im Aufsichtsrat sitzen vier Personen: Meine Wenigkeit, Satan, Belial und Levi a than. Alle hundert Jahre wechselt der Vorsitz und im Moment bin ich noch der Au f sichtsratsvorsitzende, also sozusagen der Oberteufel.“
    „Ja, aber nur noch dreißig Tage, dann bin ich an der Reihe und dann herrschen wi e der andere Sitten. Wir brauchen uns doch gar nicht zu wundern, wenn niemand mehr an uns glaubt. Wer hat denn noch Angst vor einem Teufel, der humanitäre Hilfsprojekte unterstützt und sogar einen Kulturpreis stiftet. Lächerlich, absolut l ä cherlich!“
    „Das alles habe ich inkognito getan, mein lieber Satan, das hat garantiert kein Mensch mitbekommen.“
    „Darum geht es überhaupt nicht Luzifer. Es zeigt aber, wessen Geistes Kind du bist, um noch einmal eine menschliche Redewendung zu gebrauchen. Verdammt noch mal, Luzifer, du bist ein Teufel und kein Humanist.“
    „Und was bist du, Satan der Zerstörer? Du kannst doch nur kaputtmachen!“
    „Ja, aber das kann ich gut. Ich hätte auf jeden Fall kein Problem mit der Peterski r che.“
    Kardinal Calderoni hatte während der gesamten Diskussion still dagesessen und g e betet. Ab und zu hatte er den leicht den Kopf geschüttelt und dabei den jeweiligen Sprecher angesehen, aber dann wieder den Kopf gesenkt und auf seine gefalteten Hände geschaut. Seit Satans Ankunft hörte er kaum noch auf mit Kopfschütteln und aus seinem leisen Beten wurde ein immer lauteres Gemurmel. Nach Satans Beme r kung über die Zerstörung der Peterskirche hustete er auffällig und begann mit ung e ahnt lauter Stimme zu sprechen: „Oh Gott hilf mir und gib mir Kraft. Herr Satan, und korrigieren sie mich bitte nicht, ich benutze bewusst diese distanzierte Anrede.“
    Er schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch.
    „Luzifer hat mir ja schon einiges über sie erzählt, aber die Wirklichkeit ist noch viel schrecklicher, als ich es mir vorgestellt habe. Wenn wir jemals den Heiligen Vater von der Existenz teuflischer Mächte und der Notwendigkeit einer Zusammenarbeit überzeugen wollen, dann muss es unbedingt in Luzifers restlicher Amtszeit gesch e hen.“
    Satan kommentierte Kardinal Calderonis Rede mit einem süffisanten Lächeln.
    „Soll ich das jetzt als Beleidigung oder als Kompliment verstehen, Kardinal? Bin ich so schrecklich, dass man mich nicht dem Papst vorstellen kann? Haben sie Angst, er könnte bei meinem Anblick einen Herzinfarkt erleiden? Sehen sie die Sache doch mal ganz anders. Wenn nicht gerade ich, wer sollte ihn denn dann von unserer Existenz überzeugen? Dem eleganten, gebildeten, höflichen, gut aussehenden (mit einem Se i tenblick auf Luzifer) na ja, das wa r vielleicht etwas übertrieben… Luzifer glaubt doch kein Mensch, dass er ein Teufel ist. Da braucht es schon so einen Typen wie mich. Ich garantiere euch, dass ich seine Merkwürden, Verzeihung Kardinal, seine Heiligkeit in knapp zwei Minuten überzeugen werde.“
    „Und wovon wollen sie ihn überzeugen? Davon, dass der Teufel so schrecklich ist, wie man ihn aus alten Darstellungen kennt?“
    „Warum nicht, was soll daran falsch sein? Die Menschen bekommen genau das, was sie verdienen. Und je mehr Angst alle vor uns Teufeln haben, desto mehr flüchten sich wieder in den Schutz der Kirche, genauso wie früher. Also haben doch beide Seiten was davon.“
    „Ich glaube, du verstehst nicht ganz, worum es uns geht.“
    Die plötzliche Schärfe in Uriels Stimme erzeugte allgemeines Erstaunen.
    „Die Menschen sollen ruhig an die bösen Teufel glauben, da hast du schon Recht. Beim Papst und anderen hohen kirchlichen

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