Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter
mitteilungsfreudiger bezüglich Ihres Einkommens wären, könnten Sie Nummer fünfzig für sich gewinnen.“
Er lachte laut. „Sie Schlange“, sagte er, aber den Worten fehlte der Nachdruck. „Es sind wieder die erwähnten Charaktermängel. Wenn Sie es unbedingt wissen wollen, ich gäbe einen schrecklichen Ehemann ab. Dauernd werde ich mitten in der Nacht um halb zwei geweckt, um nach jemandem zu sehen, der krank ist, und ich würde meiner Frau immer die Wahrheit sagen, egal, wie unangenehm oder wenig schmeichelhaft sie ist.“ Er schüttelte den Kopf und blickte sie an. „Mir liegt mehr an Sauberkeit als an meinem persönlichen Wohlbefinden. Und ich mache schreckliche Witze.“
„So schrecklich sind Sie gar nicht.“
„Danke. Das werde ich mir auf eine Plakette gravieren lassen und sie zukünftigen Kandidatinnen mit Ihren Empfehlungen zeigen. In Wahrheit ist das Problem, dass ich unseligerweise beständig in meiner Zuneigung bin. Ich habe schon länger als ein Jahr eine bestimmte Frau im Auge. Es wäre nicht fair, wenn ich jemand anderen heiratete, solange meine Gefühle anderweitig gebunden sind.“
„Oh, das ist schlimm“, sagte Lydia und schüttelte den Kopf. „Und sie ist sehr anspruchsvoll?“
„Leider ja“, erwiderte er und schaute sie an. „Sie ist verflixt klug, und ich wollte sie auch gar nicht anders haben.“
Bei seinem Blick machte ihr Herz einen Satz, und ihr stockte der Atem. Einen Moment lang schienen diese Augen kein Anfang und kein Ende zu haben, als würde sie in einen Korridor voller Spiegel schauen und sich selbst wieder und wieder darin sehen.
Eine Sekunde lang verspürte sie ein Aufflackern von Sehnsucht.
„Ich denke“, sagte sie langsam, „dass Sie wohl Ihre Ansprüche werden herunterschrauben müssen.“
„Das habe ich versucht.“ Er schenkte ihr ein reuiges Lächeln. „Der Himmel weiß, das habe ich getan. Aber der Blick auf den Gipfel ist so anregend, dass ich jedes Mal, wenn ich mich davon überzeugt habe, dass ich mich anderweitig umsehen muss, aufs Neue bezaubert bin.“
Es war fast unmöglich, sich das vorzustellen. Trotz seines schwarzen Humors sah Dr. Grantham wirklich gut aus. Diese samtschwarzen Augen schienen sie einzufangen und zu ihm zu ziehen. Er schaute sie mit gefährlicher Intensität an. Seine Lippen waren voll und kräuselten sich zu einem Lächeln. Wenn er sich nicht schon auf eine andere Frau festgelegt hätte, hätte sie sich beinahe gefährlich zu ihm hingezogen fühlen können.
„Was ist mit Ihnen?“, fragte er. „Was ist Ihre Entschuldigung? Ja, ja, ich weiß, Sie haben Stevens erst letzten Monat den Laufpass gegeben. Aber ich hätte gedacht, dass es für die elfthübscheste unverheiratete Frau von Leicester einen wahren Ansturm von Junggesellen gegeben haben müsste, die seinen Platz einnehmen wollen.“
„Bleiben Sie bitte ernst, Dr. Grantham, und berücksichtigen Sie, was Sie über mich wissen.“ Sie senkte die Stimme. „Ich bin nicht durch unbefleckte Empfängnis schwanger geworden. Ich hatte Geschlechtsverkehr. Damit bin ich alles anderes als eine Jungfrau.“
Er schaute sie mit hochgezogenen Brauen an. „Ich bin Arzt, Miss Charingford, und selbst ich kann trotz gründlicher Untersuchung nicht immer sagen, ob eine Frau Jungfrau ist oder nicht. Außerdem ist das Jungfernhäutchen nur ein membranartiges Gebilde am Eingang der Vagina. Es ist für einen Mann in den Fängen der Leidenschaft körperlich von entschieden weniger Bedeutung als die Vagina selbst.“
„Ja, aber …“ Sie stotterte. „Es geht nicht um das Jungfernhäutchen selbst, sondern …“
„Nun, ich habe ebenfalls Geschlechtsverkehr gehabt. Und auch wenn es verdammt noch mal viel zu lange her ist seit dem letzten Mal, laufe ich nicht herum und posaune das aus. Sie tun das auch nicht. Es ist bedeutungslos, Miss Charingford.“
Sie rümpfte die Nase. „Seien Sie nicht unnötig schwierig. Ich bin launisch und verfüge über einiges an Temperament. Ich habe nicht nur meinem letzten Verlobten den Laufpass gegeben, sondern ihm bei einer Dinnergesellschaft zwei Gläser Weinpunsch ins Gesicht geschüttet.“
„Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen, um es selbst zu sehen. Ihre Einwilligung, Stevens zu heiraten, legt nicht unbedingt Zeugnis von Ihrem guten Geschmack ab. Er war ein echter Idiot.“ Er zuckte die Achseln. „Aber das verwirrt mich nur weiter. Schlechten Geschmack in Bezug auf Männer zu haben hindert eine Frau nur selten daran, einen Ehemann zu
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