Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter
ihrer Seite gab es kein Interesse. Nur … Neugier, das war alles. Sie wollte wissen, welche Sorte Frau die Phantasie eines solchen Mannes zu fesseln vermochte.
Er war unvergleichlich offen und unverblümt. Seine Wertschätzung wäre ein Kompliment, wie es das keines anderen Mannes sein würde. Er gehörte nicht zu den Männern, die sich einbildeten, ein Mädchen sei vollkommen, weil er von seinem körperlichen Verlangen verwirrt war. Er würde sie erkennen – mit all ihren Fehlern – und dann entscheiden, dass er sie dennoch begehrte. Lydia wollte einfach wissen, wer dieses Musterexemplar holder Weiblichkeit war, das seine Zuneigung errungen hatte.
Wer auch immer sie war, sie musste hübsch sein. Er hätte nicht diese Liste hübscher Frauen gemacht, wenn ihm das Äußere egal wäre. Vielleicht war es Joanna Perkins. Sie war wirklich schön mit ihren goldblonden Haaren und dem glockenhellen Lachen. Er würde eine Frau mögen, die viel lachte – dann konnten sie es gemeinsam tun.
Aber er hatte gesagt, er habe ihr entschieden Aufmerksamkeit geschenkt, und sie konnte sich nicht erinnern, dass Grantham jemals mit Miss Perkins spazieren gegangen wäre oder sie zum Lachen gebracht hätte. Sie versuchte sich daran zu erinnern, ob sie ihn je mit einer anderen Frau hatte sprechen sehen. Er war so groß, dass er sich bücken müsste, um ihr süße Nichtigkeiten zuzuraunen.
Dieses Bild im Geiste – die Vorstellung, dass Grantham sich über eine andere Frau beugte, wie er das bei ihr heute getan hatte, sie anlächelte wie bei ihr heute, mit diesem schlimmen dunklen Lächeln, das für sie allein gedacht schien –, ließ sie die Hände zu Fäusten ballen, von einem Gefühl übermannt, das sie lieber nicht genauer untersuchte. Sie hätte sich daran erinnert, wenn sie gesehen hätte, wie er mit einer anderen Frau auf diese Weise gesprochen hätte. Sie hätte gar nicht anders gekonnt, als sich daran zu erinnern.
Vielleicht war er umsichtiger, als sie es ihm zugetraut hatte. Sie würde ihm das morgen sagen, dass er in seinen Aufmerksamkeiten deutlicher sein musste.
Ihr Vater war heute mit in den Salon gekommen. Sie saßen nebeneinander, sie stickte, er las eine Reihe von Berichten, die Brille auf der Nasenspitze.
„Was hältst du von Dr. Grantham?“ Ihr Herz raste, während sie sprach.
Ihr Vater schaute sie über den Rand seiner Brillengläser an. „Muss ich noch einmal mit ihm ein ernstes Wörtchen reden? “
„Nein, nein. Ich begleite ihn nur auf ein paar Hausbesuche.“ Und schlage ihn, breche in Tränen aus und lasse mich von ihm im Arm halten. Und dann waren da die Themen ihrer Gespräche. Es stand fest, dass sie ihrem Vater nicht verraten würde, dass Grantham sie über die Verwendung von Parisern belehrte. Das könnte er falsch verstehen.
Lydia schaute zur Decke. „Er ist ein sehr interessanter Mann. Ich möchte ihn nur verstehen.“
„Hm“, sagte ihr Vater. Er blickte zu ihrer Mutter, die verneinend den Kopf schüttelte.
Grantham hatte gesagt, sie könnte herausfinden, wer sie war, und solange, bis ihr das gelungen war, würde Lydia nicht einschlafen können. Es war nicht möglich, dass er in Minnie verliebt war, oder? Lydias beste Freundin hatte kürzlich geheiratet, und es wäre vollauf zu verstehen, wenn er sie mochte. Sie war intelligent und schön – vielleicht nicht unbedingt von der Schönheit, die sie auf eine Liste bringen würde, aber von der Art, dass jeder, der Augen im Kopf hatte, sie sehen konnte, wenn er nur genau und lang genug hinschaute. Es würde erklären, warum er kein Wort gesagt hatte. Lydia hätte ihn Minnie überlassen, ohne lange nachzudenken.
Außer …
Außer dass Minnie bis vor zwei Monaten überhaupt keine Aussichten gehabt hatte, irgendeine gute Partie zu machen, und sie fast schon verzweifelt war. Grantham hätte nur ein Wort sagen müssen, und sie wäre sein gewesen.
Nicht Minnie.
Dr. Grantham hatte ihr gesagt, er habe einige Charakterfehler.
Lydia wusste, dass das auch auf sie zutraf. Und eine Sache, in der sie erschreckend gut war, war nun einmal, sich selbst zu belügen. Sie hatte sich eingeredet, dass sie glücklich würde, wenn sie einen Mann heiratete, an dem ihr nichts lag, einfach, weil es vernünftig schien und ihrem Vater nützen würde. Sie hatte sich eingeredet, es werde irgendetwas geschehen, wenn sie heiratete – etwas außer der sündigen Vereinigung des männlichen mit dem weiblichen Körper, etwas außer der Absonderung von Samen, einfach, weil
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