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Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)

Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)

Titel: Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Valenti
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dass dem so sein musste.
    Ihre Mutter … Sie hatte ihr so sehr gefehlt in den letzten knapp zweiundzwanzig Jahren, die sie demnächst erreichen würde. Mikhail hatte ihr erzählt, Elena, ihre Mutter, sei bei ihrer Geburt gestorben. Es hätte Komplikationen gegeben, sie hätte aufgrund der tiefen Einrisse viel Blut verloren. Die Hämorrhagie hätte sie sofort getötet , hatte ihr Vater ihr ohne das kleinste bisschen Taktgefühl mitgeteilt. Eileen hatte eine Weile gebraucht, bis sie die Bedeutung des Wortes Hämorrhagie herausgefunden hatte. Mit ihren fünf Jahren konnte sie schon sehr gut lesen, also hatte sie sich ein Wörterbuch genommen und mit ihren zarten Händchen unter dem Buchstaben H gesucht, was es bedeutete. Als ihr klar wurde, dass ihre Mutter, weil sie geboren wurde, eine so starke Blutung bekommen hatte, dass man sie nicht stoppen konnte, brach sie in Tränen aus, war untröstlich, und ihr Kummer hielt über Monate an. Sie fühlte sich deswegen schon ihr ganzes Leben lang schuldig, und falls dem einmal nicht so war, sorgte ihr Vater dafür, sie daran zu erinnern.
    Du hast sie umgebracht. Du bist die Schuldige.
    Eileens Blick verdüsterte sich, als sie sich an diese Worte erinnerte, die ihr Vater ihr gegenüber mehr als einmal geäußert hatte. Sie atmete tief ein.
    »Du kannst mein Vater und sonst wer sein«, murmelte sie, während sie in den Spiegel starrte, »aber du bist trotzdem ein Riesenarschloch.«
    Nach dem Tod ihrer Mutter hatte Mikhail jedwedes Foto, Video oder Bild verbrannt, das an seine Frau erinnern könnte. Es war ihm gleichgültig, ob seine Tochter von Zeit zu Zeit ein Erinnerungsstück von ihr gebraucht hätte.
    Denn natürlich hätte sie eines gewollt. Und nicht nur eines, sondern Tausende von Erinnerungsstücken an die Frau, die sie zur Welt gebracht hatte. Doch er hatte ihr dies verwehrt, genauso wie viele andere, ebenso wichtige Dinge, wie Zuneigung, Liebe und die Wärme einer Familie. Auch wenn sie nur zu zweit waren. Sie und er.
    Niemals hatte er ihr gezeigt, dass er sie schätzte, niemals hatte sie ein »Ich liebe dich, meine Kleine« zu hören bekommen. Aber natürlich stimmte es, dass es ihr in materieller Hinsicht an nichts fehlte, diesbezüglich hatte sie alles, was sie wollte. Sie war in der Firma ihres Vaters Ansprechpartnerin für Kunden im Ausland. Ihr Gehalt war sehr gut. Sie konnte sich damit alles leisten, was sie wollte, ohne irgendjemanden um etwas bitten zu müssen. Sie war selbst für ihr Studium aufgekommen und hatte sich auch ihr Traumauto, ein knallblaues BMW Z 4 Cabrio, selbst gekauft.
    Sie sprach mehrere Sprachen, unter anderem Spanisch, Katalanisch, Englisch, Russisch, Chinesisch und Französisch. Ihr Vater hatte eine Firma für medizintechnisches Zubehör und Produkte für Operationssäle sowie Krankenhäuser, weshalb er jemanden brauchte, der sich auf Vertriebsebene mit den Kunden verständigen konnte, und das war Aileens Aufgabe. Das Neueste und Neuartigste – Mikhail stellte es her und vertrieb es. Von chirurgischen Geräten über Formeln für neue Impfstoffe, er arbeitete mit allem.
    Bei der Arbeit sprachen sie nur das Nötigste miteinander. Morgens war sie im Betrieb und nachmittags an der Universität. So war ihr Leben jetzt schon seit fünf Jahren.
    Da ihr zu Hause die emotionale Bindung fehlte, hatte sie keine andere Wahl gehabt, als zu lernen, damit zu leben und diese Bindungen von klein auf außerhalb der eigenen vier Wände aufzubauen.
    In der Schule und in der Universität hatte sie Freunde gefunden. An zweien hielt sie jedoch ganz besonders fest: Ruth und Gabriel. Das waren ihre beiden Stützen. Nein, keine Stützen. Sie waren vielmehr Geschwister für sie. Sie kannten sich seit der Grundschule und waren unzertrennlich.
    Und dann war da noch ihr Arzt, Víctor, der seit fünf Jahren, seit dem Tod ihres vorherigen Arztes, Doktor Francesc, die tägliche Überwachung ihrer Diabetes übernommen hatte. Er kam jeden Abend, überprüfte ihren Blutzuckerwert und spritzte ihr Insulin. Sie hasste Nadeln, und ihr Vater mied jeden körperlichen Kontakt zu ihr, daher hatte sie ihren persönlichen Arzt, der ihre Werte überprüfte, sie pikste und dann wieder ging. Aus der Vertrautheit, die sie in ihrem Zimmer miteinander teilten, solange er seine ärztliche Untersuchung vornahm, war eine Freundschaft geworden.
    Die ersten Takte von Natasha Bedingfields Unwritten ertönten und lenkten Eileen von ihren Gedanken ab. Sie drehte sich um und lief zu ihrer Tasche

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