Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
Pädagogin wäre. Dass sie dieses Studium aufnehmen würde und an den Schulen Werte und Moral unterrichten und mit ganz kleinen Kindern arbeiten wollte …
Er presste seine Lippen auf ihre Kehle, trank dieses Mal aber sanfter von ihr.
Die vier darauffolgenden Jahre nahm sie an Reife und Schönheit zu, verbrachte die Vormittage in der Firma, die Nachmittage in der Uni und die Nächte zu Hause, wo sie auf einen neuen Arzt namens Víctor wartete, der sie besuchte und ihr eine Spritze gab …
Víctor der Arzt. Víctor der Arzt? Das war unmöglich. Er gab ihr jeden Abend eine Spritze. Er entnahm ihr einen Blutstropfen von einem ihrer Finger, untersuchte den Zuckergehalt in ihrem Blut. Verdammt noch mal, auch in jener Nacht hatte er ihr Blut abgenommen, deshalb hatte er ihren Geruch mehrere Kilometer entfernt wahrgenommen. Es gab keine Bedienstete, die so roch, sondern sie war es.
Eileen hatte einen Huskywelpen in den Straßen von Conrería aufgesammelt. Brave.
Eine letzte Unterhaltung. Mit Ruth, mit Víctor … Sie wollte abhauen, sie hatte genug von der Überwachung ihres Vaters. Er war geradezu besessen von ihr. Víctor riet ihr dazu, mit Mikhail zu sprechen. Ruth rief sie an, um ihr zu sagen, dass Gabriel und sie den Sommer mit ihr in London verbringen würden …
London … Ein Jobangebot, ein Projekt an einer Uni. Sie würde nach London gehen und aufhören, für Newscientists zu arbeiten.
Eileens Körper lag erschöpft in seinen Armen. Ein totes, kaltes Gewicht. Caleb strich ihr mit einer mechanischen und unbewussten Geste übers Haar.
Er zog seine Zähne aus ihr heraus und sah sie erschrocken an. Noch immer ließ er sich in ihr Inneres gleiten, seine Hüften drängten weiterhin in sie hinein. Eileen war bleich, hatte tiefe Ringe unter den Augen und blau angelaufene Lippen. Besiegt. Ihr Blut war eine Delikatesse gewesen. Sie war köstlich und machte süchtig, über die Sattheit hinaus. Bestürzt sah er sie an. Was hatte er mit ihr gemacht? Seine Bewegungen wurden langsamer. Er zog sich nach und nach aus ihr zurück, und als er dies tat, hatte er das Gefühl, dass ein Teil seines Körpers, seiner Seele sich mit ihr zurückzog. Er war nicht mehr derselbe.
Das Bewusstsein darüber, was sie mit ihr angestellt hatten (vor allem er), führte dazu, dass er sich als unwillkommenstes und niederträchtigstes Wesen der ganzen Welt vorkam. War es möglich, sich so sehr in jemandem zu irren, wie er sich bei der jungen und wunderschönen Frau geirrt hatte, die jetzt bewusstlos auf seinem Bett lag?
Sie hatte erneut die Wahrheit gesagt. Sie hatte nichts mit der Verfolgung der Vanir zu tun. Sie glaubte, für eine Firma mit wohltätigen Absichten für die öffentliche Gesundheit zu arbeiten. Sie liebte ihren Vater nicht. Und auch der Vater liebte sie nicht. Wie war es möglich, dass ein Mensch für einen Engel wie Eileen keine Zuneigung empfand? Sie war ein guter Mensch mit gutem Herzen.
Wenn Eileen davon gewusst hätte, was Mikhail und der Rest der geheimen Gesellschaften ihnen antaten, hätte sie sie bestimmt angezeigt. Er würde seine Hand für sie ins Feuer legen. Jetzt würde er das tun. Nachdem er ihr Innerstes gesehen hatte, ihr Herz. Sie war eine Kämpferin, eine Kriegerin, die für ihre Prinzipien kämpfte und Ungerechtigkeiten denunzierte.
Doch ebenso wie Caleb ihr in diesem Moment glaubte … waren ihr jetzt … die Vanir bekannt. Und sie fürchtete und hasste sie aus tiefstem Herzen. Sie hatte panische Angst vor ihnen und vor ihm am allermeisten.
Sie war krank. Sie war Diabetikerin, und ihm war mittlerweile klar, dass sie nichts gesagt hatte, weil sie gehofft hatte, früher oder später Unterzucker zu haben. Mit keinem Wort hatte sie ihre Krankheit erwähnt. Es verwunderte ihn nicht, dass sie lieber sterben würde, als sich in etwas so Gewalttätiges wie ihn, einen Vanir, zu verwandeln.
Caleb strich ihr mit den Fingerkuppen über ihre Wangen und wischte eine Träne, die langsam Richtung Kopfkissen floss, ab. Zuvor hatte er sie nicht gestreichelt. Was er wollte, das nahm er sich wie ein waschechter Aasgeier, und er hielt nicht eher inne, bis er sie völlig ohne Reserven zurückgelassen hatte. Es hatte kein Vorspiel gegeben. Er schüttelte verneinend den Kopf. Er war ein Tier und sie ein sanfter Engel. Was für ein Paar. Die Schöne und das Biest.
Warum hatte er vorher keinen Zutritt zu ihren Gedanken gehabt? Was hatte dieser dichte Nebel in ihrer Erinnerung zu bedeuten? Er verstand nicht, was in ihrem Kopf
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