Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
genauso schön, vielleicht noch schöner. Sie erinnerte ihn unglaublich an seine verlorene Tochter.
Ihre Stimme, ihr Haar, das kleine Grübchen am Kinn. Er lächelte. Das war ein familiärer Gesichtszug, auch er hatte es.
Was man ihr angetan hatte, war nicht gut. Es war ungerecht, dass seine soeben aufgetauchte Enkelin auf diese Weise hatte leiden müssen, aber dank dieser Vorfälle kannte er sie jetzt. Sie hatte die Seelenstärke und den Charakter von Jade.
As nahm einen tiefen Atemzug, stand auf und reichte ihr die Hand, damit sie mit ihm kam.
»Lass uns etwas gehen. Ich möchte, dass du an die frische Luft kommst, Aileen.«
Aileen wusste nicht, wie sie es anstellte, doch sie ahnte, was As tatsächlich dachte.
»Nein, du willst nicht, dass ich an die frische Luft gehe. Du willst sehen, wie mein Körper auf die Helligkeit reagiert. Wenn mein Vater ein Vanir war, dann bin ich …«
As zog die Schultern nach hinten und sah sie stolz an. Seine Enkelin war nicht dumm.
»Stört es dich, dass ich es wissen möchte?«
»Nein, tut es nicht. Aber ich wäre dankbar, wenn du ehrlich mit mir wärst. Ich habe schon zu viele Lügen ertragen, findest du nicht?«, fragte sie vorwurfsvoll. »Ich bin eine Exotin. Das ist es, oder?«
»Nein, Aileen. Mehr als sonst jemand bist du ein Phänomen der Natur. Entschuldige« – er beugte sich vor und griff nach ihren Händen –, »ich möchte dir nicht wehtun. Es ist nur so, dass du der erste Fall von Hybridisierung bist. Deine Mutter war eine Berserkerin, die sich mit einem Vanir gepaart hat. Wir hätten nicht geglaubt, dass eine Fortpflanzung zwischen beiden Rassen möglich wäre, aber jetzt bist du da.« Zärtlich küsste er ihre Hand.
»Erklär mir das alles. Ich muss verstehen, was ich bin.« Bittend drückte sie seine Hände.
»Dann komm mit mir. Lass uns im Garten spazieren gehen, damit dich der Rest des Klans kennenlernt. Und ich erzähle dir alles, was ich weiß.«
Aileen stand auf, und As folgte ihr.
»Du bist also mein Großvater?«, fragte sie mit zitternder Stimme. »Stimmt das?«
»Ich bin dein Großvater, ja«, sagte er und strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. »Wir werden uns aneinander gewöhnen, du wirst schon sehen. Du wirst hierherziehen und bei mir leben. Du wirst nicht nach Barcelona zurückkehren.«
Aileen schaute nach unten und nickte nervös. Sie hatte noch nie einen Großvater gehabt. Dann hob sie ihren Blick wieder und presste die Lippen aufeinander.
»Ich habe Freunde dort. Ich will sie wiedersehen.«
»Das wirst du. Du bist hier nicht eingesperrt. Du kannst reisen, wann immer du willst.«
»Auch wenn es nicht so aussieht … Ich bin wirklich sehr verängstigt, aber warum ich eine so defensive Haltung an den Tag lege, weiß ich nicht. In Wirklichkeit bin ich ganz nett.«
As ergriff ihr Gesicht mit beiden Händen und zuckte mit den Achseln.
»Das sind die Wesenszüge der Berserker. Wir sind griesgrämig und vorsichtig, aber du bist sehr sanft, Liebes«, korrigierte er sie. »Ich könnte schwören, dass du eine perfekte und aufregende Mischung aus beidem bist. Ein Mischling, Aileen.«
Als sie gemeinsam in den Garten kamen, gesellten sich die beiden Männer dazu, blieben jedoch hinter ihnen. As hatte einen Arm über Aileens Schultern gelegt und wärmte sie mit dieser Umarmung.
Das Haus, in dem sie sich befunden hatten, war eine ganz aus Holz bestehende Villa. Durch die großen Fenster drang viel Licht ins Innere und erhellte die Zimmer. Vor allem den Wohnbereich.
Die Helligkeit störte Aileen, als sie nach draußen traten. Aber ihre Augen hatten sich in wenigen Augenblicken daran gewöhnt.
»Geht es dir gut?«, fragte As besorgt.
»Ja.«
»Juckt deine Haut nicht? Brennt sie nicht?«
Aileen schaute auf ihre Arme. Ihre honigfarbene Haut schien nicht auf das Sonnenlicht zu reagieren. Sie fühlte sich erleichtert.
»Ich habe keinerlei Beschwerden.«
»Das sind gute Nachrichten«, bemerkte ihr Großvater. »So wie es aussieht, hast du diesen störenden Wesenszug der Vanir nicht übernommen.«
Aileen dachte an Caleb und seine Freunde. Es freute sie, nicht so zu sein.
»Ich will nicht sein wie sie«, murmelte sie leise.
»Aber du hast etwas von ihnen«, versicherte As. »Das lässt sich nicht abstreiten. Dein … Vater … Lassen wir das. Deine Augen haben sich verändert, genau wie deine oberen Eckzähne.« Er zeigte auf ihren Mund. »Das sieht man auf den ersten Blick.«
»Willst du behaupten, dass man auf den ersten Blick sieht,
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