Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
…«, murmelte der Blonde.
So langsam wurde sie nervös.
»Lasst das Mädchen in Ruhe«, ertönte eine Stimme von der Tür.
Ein etwa fünfzigjähriger, relativ großer Mann mit langen schwarzen Haaren und grünen Augen kam auf sie zu. Er trug Jeans, Bergschuhe und ein schwarz-rot kariertes Hemd.
»Aileen.« Er senkte den Kopf zur Begrüßung.
Eileen schloss ihre Augen halb und sah den neuen Besucher an. Es war das erste Mal, dass man sie so nannte.
»Woher weißt du, wer ich bin?«, fragte sie überrascht.
»Hier.« Er gab ihr das Buch und den Dolch. »Ich kann noch immer nicht glauben, wer du bist. Aber es ist unmöglich, die Ähnlichkeit mit ihr zu leugnen.«
Argwöhnisch nahm sie die beiden Gegenstände.
»Wem ähnele ich?«, fragte sie, begierig auf die Antwort.
»Du bist genau wie deine Mutter. Jade.«
Eileen musste schlucken. Sie versuchte dies schnellstmöglich zu verarbeiten, aber es fiel ihr schwer. Ein Gefühl der Freude machte sich in ihr breit, als sie hörte, dass sie ihr ähnelte.
»Ich gehe davon aus, dass du mir nicht glaubst, wenn ich dir sage, dass ich mich nicht an meine Mutter erinnere, wenn ich dir gegenüber ehrlich sein will. Und auch nicht an meinen Vater.« Die beiden Männer knurrten, als wären sie Hunde, doch sie ignorierte sie. »Wer bist du? Wer sind sie?«
»Seid still«, befahl er. Der Mann starrte sie an und lächelte schließlich. »Es gibt viel, worüber wir sprechen müssen, doch zuerst« – er nahm Eileen bei den Schultern, öffnete die Tür zum Badezimmer und schob sie vor den Ganzkörperspiegel, der neben der Badewanne stand –, »sieh dich an.«
Sie hatte sich verändert. Ihr Körper war noch derselbe, aber er fühlte sich straffer und sanfter an, wie sie feststellte, als sie ihren Bauch berührte. Ihr glattes pechschwarzes Haar glänzte natürlich, als käme sie direkt vom Friseur, aber dort war sie schon seit mehreren Wochen nicht mehr gewesen.
Ihr Gesicht war noch genauso, nur hübscher als zuvor. Sie konnte es nicht erklären, aber alles an ihr, das einst Aufmerksamkeit erregt hatte … zog die Blicke jetzt noch sehr viel mehr auf sich.
Dann bemerkte sie den entscheidendsten Unterschied. Ihre Augen. Sie waren nicht mehr von gräulichem Blau, sondern von der Farbe der Krokusse im Frühjahr. Ein so helles Lila, wie man es bei menschlichen Augen nicht erwartete. Thor hatte diese Augenfarbe gehabt, als man ihn umgewandelt hatte. So stand es in dem Buch.
Wer hatte ihn verwandelt? Und warum? Sie hatte so viele Fragen und keine Antworten darauf.
War sie noch immer menschlich?
Sie öffnete den Mund und schaute sich ihre Zähne an. Sie waren weißer, und sie spürte, dass sie auch spitzer als sonst waren. Auf den ersten Blick würde das niemandem auffallen, doch wenn man sich darauf konzentrierte, konnte man es sehen. Der blaue Fleck auf ihrer Wange war verschwunden. Und ihre Lippe war auch nicht mehr aufgeplatzt.
»Erkennst du dich?«, fragte der Mann.
Eileen warf ihr Haar mit koketter Geste nach hinten und stellte sich seitlich hin, um sich im Profil zu sehen.
»Ich bin mehr …« Sie räusperte sich und suchte nach Worten für das, was sie im Spiegel sah. »Kurz und gut, ich fühle mich gut.«
»Du bist wunderschön, Kind«, sagte der Mann und sah sie bewundernd und warmherzig an.
»Ich bin wie vorher, aber ohne das E.«
Die drei schauten sich verwirrt an, sie musste das erklären.
»Noch bis vor ein paar Stunden hieß ich Eileen. Ich war die Tochter von Mikhail Ernepo, meine Mutter war bei meiner Geburt gestorben, ich lebte in Barcelona und arbeitete für eine Firma, die anscheinend Berserker und Vanir jagt, von denen ich noch immer nicht weiß, was und wer sie eigentlich sind. Ab jetzt heiße ich Aileen, bin die Tochter von Jade, einer Prinzessin der Berserker und Thor, einem Krieger der Vanir. Und ihr seid besser still«, warf sie den beiden jungen Männern vor. »Ich habe bemerkt, dass ihr geknurrt habt, als ich meinen wirklichen Vater erwähnt habe. Ich befinde mich in England, seitdem mich ein paar psychopathische und gewalttätige Vanir entführt haben. Ich war über mehrere Stunden ihre Geisel, konnte aber entkommen und bin in Wolverhampton gelandet, wo ich dank eines Traumes, den ich in der Nacht, in der ich meine … ach, das tut nichts zur Sache, ich fand jedenfalls heraus, dass meine wirklichen Eltern etwas für mich unter der Brücke im West Park hinterlassen hatten: dieses Tagebuch und den Dolch. Ich habe das Tagebuch gelesen, während
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