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Geliebter Barbar

Geliebter Barbar

Titel: Geliebter Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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vielleicht?«
    Iain hob die Schultern. »Vielleicht«, gab er zu.
    Alex kannte seinen Freund zu gut, um nachzuhaken. Sein Clansherr sah über dieses Geständnis nicht gerade glücklich aus.
    »Der Heimritt wird verflucht lang werden«, prophezeite er, bevor er ging, um sein eigenes Pferd zu versorgen.
    Judith hatte es geschafft, eine würdevolle Haltung zu bewahren, bis sie den sicheren Schutz der Bäume erreicht hatte. Dort krümmte sie sich zusammen und hielt sich den schmerzenden Rücken. Ihre Kehrseite und ihre Schenkel fühlten sich an, als hätte jemand auf sie eingeschlagen.
    Sie schritt im Kreis herum, um wieder Gefühl in ihre steifen Beine zu bekommen. Dann wusch sie Gesicht und Hände in dem kalten Wasser. Bald fühlte sie sich besser. Außerdem hatte sie Hunger. Sie beeilte sich, auf die Lichtung zurückzukommen, wo sie die Männer reden hören konnte. Doch sobald sie in Sicht kam, schwiegen sie.
    Schnell stellte sie fest, daß Iain nicht dabei war. Einen Moment verspürte sie reine Panik, die ihr den Magen zusammenkrampfte. Doch dann entdeckte sie seinen Hengst, und ihre Angst schwand augenblicklich. Mochte es angehen, daß der schottische Krieger sie verließ – sein treues Reittier würde er niemals im Stich lassen, dessen war sie sich sicher.
    Sie war also allein in einem Wald mit vier praktisch fremden Männern. Wenn dies auch nur andeutungsweise nach England dringen würde, wäre ihr Ruf für alle Zeiten vernichtet. Ihre Mutter würde sie wahrscheinlich umbringen. Seltsam genug, aber dieser Gedanke kümmerte Judith überhaupt nicht. Sie schien absolut nichts mehr für ihre Mutter empfinden zu können. Onkel Tekel hatte ihre Gefühlskälte ihrer Tochter gegenüber mit einer Lüge entschuldigt. Lügen, nichts als Lügen.
    »Ihr solltet Euch etwas ausruhen, Frau!«
    Vor Schreck machte Judith fast einen Satz, als Alex’ tiefe Stimme hinter ihr erklang. Sie preßte die Hand auf ihr Herz und atmete ein paarmal tief ein und aus. Dann antwortete sie: »Wir sollten zuerst etwas essen. Wo habt Ihr mein Gepäck hingetan?«
    Alex zeigte zur anderen Seite der Lichtung, und Judith lief hinüber. Jane hatte in die Tasche mit der Verpflegung auch eine hübsche weiße Decke gepackt. Judith breitete das Tuch auf dem harten Boden aus und verteilte die Leckereien darauf. Es gab knuspriges Schwarzbrot, Ecken von gelbem und rotem Käse, fette Streifen gesalzenes Schweinefleisch und frische, saftig grüne Äpfel.
    Als alles fertig war, lud Judith die Männer ein, sich zu ihr zu gesellen. Sie wartete. Erst nach einem langen Augenblick begriff sie: die Krieger hatten nicht die Absicht, mit ihr zu essen. Die Demütigung trieb ihr die Röte ins Gesicht. Sie setzte sich auf das Tuch, zog ihre Beine unter die Rockschichten und faltete die Hände im Schoß. Vor Scham senkte sie den Kopf. Niemand sollte sehen, was sie empfand.
    Es war ein dummer Fehler gewesen, ihnen ihre Verpflegung anzubieten. Schließlich war sie Engländerin, und wahrscheinlich würde ihnen der Gedanke allein den Appetit nehmen.
    Doch dann sagte sie sich, daß sie sich nicht zu schämen brauchte. Sie verhielt sich nicht wie ein Barbar. Die Männer taten es.
    Inzwischen kam Iain auf die Lichtung zurück und hielt verwirrt an. Ein Blick auf Judith sagte ihm, daß etwas nicht stimmte. Ihr Gesicht leuchtete flammend rot. Dann betrachtete er seine Männer. Alex und Gowrie saßen auf der anderen Seite der Lichtung, mit dem Rücken an Baumstämme gelehnt. Alex war wach, doch Gowrie sah aus, als wäre er eingeschlafen. Brodick, schweigsam wie immer, dämmerte vor sich hin. Er war so vollständig in sein Plaid eingewickelt, daß nur noch sein weißblonder Haarschopf herauskam.
    Als Iain schließlich das leckere Picknick entdeckte, das vor Judith aufgebaut stand, begriff er, was geschehen sein mußte. Seufzend verschränkte er die Hände hinter dem Rücken und ging zu ihr hinüber. Sie schaute nicht hoch.
    Statt dessen begann sie, das Essen wieder einzupacken und in die Tasche zu stopfen. Als Iain die Decke erreicht hatte, setzte er sich vor sie hin und nahm sich einen der Äpfel. Sie riß ihm ihn aus der Hand, doch er holte ihn sich wieder. Sie war so erstaunt über diese Geste, daß sie ihn anblickte. Seine Augen funkelten vor unterdrücktem Gelächter, und Judith konnte sich nicht vorstellen, was er so lustig daran fand. Während sie sich anblickten, biß er herzhaft in die Frucht, beugte sich dann vor und bot ihr das Obst an. Sie biß hinein, bevor ihr klar

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