Geliebter Barbar
sagte sie. »Zumindest nicht absichtlich.«
Sie meinte es ehrlich, und er nickte zufrieden. Dann setzte er noch mal an. »Solange Ihr auf meinem Land seid, werdet Ihr meinen Anweisungen folgen, denn ich bin letztlich für Euch verantwortlich. Versteht Ihr das jetzt?«
»Ich verstehe, daß Ihr entsetzlich besitzergreifend seid«, gab sie zurück. »Und bei Gott, ich bin dieser Unterhaltung müde!«
Sein wilder Blick verriet ihr, daß ihn das überhaupt nicht interessierte. Sie versuchte, das Thema zu wechseln.
»Iain, Ihr habt nicht oft Besuch, nicht wahr?«
Wollte die Frau ihn absichtlich ärgern? Nein, das konnte er sich nicht vorstellen. »Sehr wenig Fremde dürfen unser Land betreten«, erwiderte er etwas schwülstig.
»Und warum?«
Ihm fiel keine Antwort darauf ein. Tatsächlich hatte er keine Ahnung, warum es so war. Er hatte niemals darüber nachgedacht. »So ist es eben schon immer gewesen«, bemerkte er lahm.
»Iain?«
»Ja?«
»Warum habt Ihr mich geküßt?«
Dieser abrupte Themenwechsel verlangte seine volle Aufmerksamkeit. »Verflucht will ich sein, wenn ich das wüßte.«
Ein Hauch Röte überzog ihre Wangen. »Wäret Ihr auch verflucht, wenn Ihr noch mal nachdenken müßtet?« Sein verwirrter Blick sagte ihr, daß er nicht begriff. Sie unterdrückte ihr Schamgefühl. Wahrscheinlich würde dies das letzte Mal sein, daß sie allein waren, und sie war entschlossen, diesen letzten Moment auszunutzen. Sie streckte die Hand aus und berührte seine Wange. »Was tut Ihr?« Er hielt ihre Hand fest, schob sie aber nicht weg.
»Ich berühre Euch.« Sie hatte unbekümmert klingen wollen, wußte aber, daß ihr das nicht gelungen war. Sein brennender Blick ließ ihr Herz klopfen. »Ich wollte wissen, wie sich Eure Bartstoppeln anfühlen.« Sie lächelte ihn an. »Jetzt weiß ich es.« Sie nahm ihre Hand fort und legte sie in ihren Schoß. »Sie kitzeln.«
Sie fühlte sich wie eine Närrin, und Iain erwiderte nichts, was ihre Verlegenheit hätte abschwächen können. Ihre Dreistigkeit hatte ihn wohl vollkommen verblüfft. Wahrscheinlich hielt er sie nun für eine schamlose Dirne ohne Moral. Nun, so hatte sie sich auch benommen. Was war bloß in sie gefahren? Sonst war sie doch nicht so keck!
Immer wieder strich sie über seinen Oberarm, während sie über ihr eigenes Verhalten nachgrübelte. Sie bemerkte nicht einmal, daß sie ihn liebkoste. Er dagegen schon. Die zärtliche Berührung trieb ihn fast zum Wahnsinn.
Sie starrte auf sein Kinn, als sie endlich ihre Entschuldigung vorbrachte: »Normalerweise bin ich nicht so neugierig oder so forsch.«
»Kaum zu glauben.«
Sie war über diese Antwort so verdutzt, daß sie ihn direkt ansah. Seine Augen funkelten vor Vergnügen. Wollte er sich über sie lustig machen?
Iain sah, daß er sie verletzt hatte. Um das gutzumachen, strichen nun seine Finger über ihre Wange. Ihre Reaktion erfreute ihn. Sie lehnte sich an ihn und preßte sich wie ein Kätzchen, das mehr bekommen will, sanft gegen seine liebkosende Hand.
»Ich muß immer daran denken, wie Ihr mich geküßt habt, Iain, aber ich wünschte mir, Ihr würdet es noch einmal tun. Ich weiß, das ist schamlos, aber ich habe bisher ganz zurückgezogen gelebt …«
Sein Mund erstickte ihre Erklärung. Sein Kuß war sanft, ohne zu fordern, bis sie die Arme um seinen Hals schlang. Er konnte sich nicht mehr beherrschen, und der Kuß wurde hitzig und verlangend, leidenschaftlich und wundervoll erregend. Sie schmolz in seinen Armen dahin. Alles an ihm liebte sie: seinen Geschmack, das Gefühl seiner Zunge, die sich um die ihre schlang, die Art, wie seine Lippen ihren Mund immer wieder in Besitz nahmen. Sie liebte das tiefe Grollen, das aus seiner Kehle emporstieg und die rauhe Zärtlichkeit seiner Umarmung.
Doch sie haßte den Blick, den er ihr nun zuwarf, als er sie von sich schob. Es war der gleiche Ausdruck wie vor einigen Tagen, als er sie zum ersten Mal geküßt hatte. Iain war wütend, daß er sie berührt hatte, vielleicht sogar angewidert.
Diese Miene wollte sie nicht an ihm sehen. Sie schloß ihre Augen und ließ sich gegen ihn fallen. Ihr Herz hämmerte, und sie konnte hören, daß auch sein Herz laut in seiner Brust klopfte. Der Kuß hatte ihn erregt, vielleicht so sehr wie sie. War er deswegen zornig? Offenbar wollte er kein Gefallen daran finden.
Der Gedanke machte sie traurig und verlegen. Plötzlich brauchte sie Abstand zu ihm. Sie drehte sich in seinem Schoß um, bis ihr Rücken an seiner Brust
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