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Geliebter Barbar

Geliebter Barbar

Titel: Geliebter Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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verlassen, aber Winslow verhinderte das. Er stand direkt in der Tür und warf Judith düstere Blicke zu.
    Sie strahlte ihn an. »Winslow, bitte zieht die Felle von den Fenstern. Wir brauchen frische Luft.«
    Dann wandte er sich zu Iain, der gerade hinausgehen wollte. Sie hielt ihn mit ihrer Frage zurück. »Ist der Holzbalken dort stark genug, um dein Gewicht zu tragen?«
    »Ich denke schon«, antwortete er.
    Wieder versuchte er zu gehen. »Warte!« rief sie. Hastig durchwühlte sie den Stapel Leinentücher am Fußende des Bettes, konnte aber nichts finden, was für ihre Zwecke lang genug war. Dann fiel ihr das Plaid ein. Der Stoff war lang, schmal in der Breite und bestens geeignet für das, was sie vorhatte. Sie reichte es Iain. »Kannst du das bitte für mich über den Balken werfen und ausprobieren, ob du dich daranhängen kannst? Ich will nicht, daß das Holz herunterkommt und Isabelle erschlägt.«
    »Du willst sie festbinden?« platzte Winslow heraus.
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie soll etwas zum Festhalten haben, wenn sie steht«, erklärte sie. »Es macht es ihr leichter, Winslow.«
    Der Krieger war keinesfalls überzeugt, bis seine Frau nickte. Also half er Iain, Judiths Anweisungen auszuführen. Kurz darauf hingen die zwei Enden des Plaids an beiden Seiten des Balkens auf gleicher Länge herab.
    Als Winslow noch einen Scheit auf das Feuer werfen wollte, wehrte sie ab und komplimentierte die beiden Männer hinaus. Winslow zögerte. »Ich will draußen vor der Tür stehenbleiben, Frau. Wenn ich Agnes holen soll, ruf einfach nach mir.«
    »Ich werde niemals nach ihr schicken«, antwortete Isabelle mit zorniger Stimme.
    Winslow stieß einen müden Seufzer aus. Seine Sorge um seine Frau war deutlich, seine Resignation auch. Er strich sich mit den Fingern durchs Haar, ging einen Schritt auf Isabelle zu und hielt dann wieder inne. Judith erkannte, daß er einen Moment mit ihr allein sein wollte. Hastig drehte sie ihnen den Rücken zu und tat so, als wäre sie mit dem Schürhaken an der Feuerstelle beschäftigt.
    Sie hörte das Flüstern hinter sich, und einen Moment später wurde die Tür zugezogen. Da ging sie zu Isabelle zurück, um sie langsam auf die Geburt vorzubereiten. Sie versuchte, die Decken wegzuziehen, aber Isabelle hielt sie fest. Sie versuchte sich sogar unter dem Berg von Tuch zu verstecken.
    »Isabelle, hast du wieder Schmerzen?«
    »Nein.«
    »Was ist es dann?«
    Isabelle brauchte eine ganze Zeit, bis sie genug Mut gesammelt hatte, Judith zu sagen, was los war. Endlich gestand sie flüsternd, daß sie ihr Wasser nicht mehr hatte halten können und nun die Laken ruiniert hätte. Sie klang furchtbar beschämt und gedemütigt. Nachdem sie es endlich ausgesprochen hatte, brach sie in Tränen aus.
    »Bitte sieh mich an«, bat Judith mit sanfter Stimme. Sie wartete, bis Isabelle ihren Blick hob, und zwang sich dann zu einem Lehrmeister-Tonfall. »Ein Baby zur Welt zu bringen, Isabelle, ist ein Wunder, aber es ist auch unsauber. Du wirst also dein Schamgefühl ablegen und dies als gegeben hinnehmen. Morgen kannst du darüber erröten, soviel du willst. Einverstanden?«
    Isabelle nickte. »Es macht dich nicht verlegen?« wollte sie wissen.
    »Nein«, antwortete Judith, »überhaupt nicht. Es gehört alles dazu.«
    Isabelle sah erleichtert aus. Ihr Gesicht leuchtete rot, aber Judith war sich nicht sicher, ob Scham oder die furchtbare Hitze in dem Zimmer daran schuld war.
    Die nächste Stunde verstrich mit den nötigen Vorbereitungen. Judith plauderte unentwegt, während sie das Bett neu bezog, Isabelle von Kopf bis Fuß badete, ihr Haar wusch und trocknete und ihr in ein frisches Nachtkleid half. Dazwischen bekam Isabelle immer wieder Wehen.
    Maude hatte Judith erzählt, daß sie in all den Jahren gelernt hatte, den werdenden Müttern soviel Anweisungen wie möglich zu geben. Sie hatte sich sogar welche ausgedacht, nur um die Frauen zu beschäftigen. Sie erklärte, daß Frauen, die viel zu tun hätten, eher glaubten, sie hätten die Lage und die Schmerzen unter Kontrolle. Judith folgte diesem Rat jetzt, und es schien Isabelle tatsächlich zu helfen.
    Die Wehen waren jetzt stärker und kamen in kürzeren Abständen. Isabelle merkte schnell, daß sie sich besser fühlte, wenn sie während der aufwallenden Schmerzen stand. Sie schlang sich die Enden des herabhängenden Plaids um die Taille und hielt sich fest. Ihr Wimmern war zu einem tiefen Stöhnen geworden, das einem die Eingeweide zusammenzog. Judith

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