Geliebter Barbar
Fest, also laß mein Haar so, wie es ist.«
»Du hast Iain gehört«, gab ihre Freundin zurück. »Du hast alle Zeit der Welt. Das erste Baby einer Frau kostet sie immer lange Stunden Schmerz und Mühe. Und Isabelles Wehen haben gerade erst begonnen.«
»Woher weißt du das mit den Schmerzen und den langen Stunden?«
»Agnes hat es mir erzählt.«
Judith faßte ihr Haar im Nacken zusammen und schlang ein Band darum. »Reizende Mitteilung an eine werdende Mutter«, murmelte sie.
»Das blaue Band sieht hübscher aus«, warf Frances Catherine ein und versuchte, das rosa Band um Judiths Haar zu lösen.
Judith fühlte sich wie in einem Alptraum, in dem selbst ihre beste Freundin eine Rolle übernommen hatte. »Um Himmels willen, Frances Catherine, wenn du nicht aufhörst, an mir herumzuzerren, dann schwöre ich, brauchst du dir um dein erstes Kind keine Sorgen mehr zu machen. Ich erwürge dich vorher!«
Frances Catherine ließ sich durch diese leere Drohung nicht beirren. Aber sie trat zurück und lächelte. »Soll ich wach bleiben und auf dich warten?«
»Ja … nein, ach, ich weiß nicht«, murmelte Judith, als sie auf die Tür zuging.
Patrick und Iain standen draußen, als Judith hinausgeeilt kam. Sie trat auf den Steinweg, knurrte irgend etwas und hastete wieder hinein. Sie fand ihre Schuhe unterm Bett, zog sie an und rannte wieder hinaus.
»Sie scheint ein wenig durcheinander«, bemerkte Patrick besorgt.
»Aye, das kann man sagen«, stimmte Iain zu.
»Sag Isabelle, ich bete für sie«, rief Frances Catherine ihnen hinterher.
Iain wartete, bis Judith an seiner Seite war und wandte sich dann zu seinem Bruder. »Winslow möchte nicht, daß irgend jemand davon erfährt, bis es vorbei ist.«
Patrick nickte.
Jetzt reichte es Judith. Sie wartete lächelnd, bis Patrick die Tür zugezogen hatte und Frances Catherine sie nicht mehr sehen konnte. Dann wandte sie sich zu Iain.
»Ich kann das nicht tun«, platzte sie heraus. »Ich habe überhaupt keine Erfahrung. Du mußt das begreifen, Iain.«
Wieder packte sie sein Plaid und zerrte daran, als könnte sie ihre Erklärung damit unterstützen.
»Judith, wie willst du denn Frances Catherine helfen, wenn du …«
Sie ließ ihn seine Frage erst gar nicht beenden. »Ich wollte ihr die Stirn abtupfen, ihre Hand tätscheln und ›na, na‹ flüstern und …«
Sie konnte nicht fortfahren. Iain zog sie in seine Arme und hielt sie fest. Er wußte nicht, was er sagen sollte, um ihr ihre Angst zu nehmen.
»Iain?«
»Ja?«
»Ich habe solche Angst.«
Er lächelte. »Ich weiß.«
»Ich will das nicht tun.«
»Alles wird gut werden.«
Er nahm ihre Hand und führte sie den Weg zu Isabelles Haus hinunter. Es war so finster, daß sie kaum den Pfad erkennen konnten.
»Ich hatte gedacht, die Hebammen würden die Arbeit machen«, flüsterte sie, während sie sich von ihm mitziehen ließ. »Und ich wollte bloß Vorschläge machen. O Gott, wie vermessen ich war!«
Einige Minuten gingen sie schweigend weiter, dann setzte Judith erneut an. »Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
»Isabelle wird es wissen, wenn die Zeit kommt. Sie will nur, daß du bei ihr bist.«
»Aber ich verstehe nicht, warum.«
Iain lächelte. »Ich schon. Du bist eine freundliche und mitfühlende Frau. Isabelle braucht jetzt beides. Aye, du wirst das wundervoll schaffen.«
»Was, wenn es Komplikationen gibt?«
»Ich werde direkt vor der Tür sein.«
Seltsam genug, aber sein Versprechen tröstete sie. »Und du wirst hereinkommen, wenn es nötig ist und weitermachen? Du wirst das Baby holen?«
»Hölle, nein!«
Er schien vollkommen entsetzt bei dem Gedanken. Sie würde gelacht haben, hätte sie nicht solche Angst gehabt.
Judith verstand immer noch nicht, warum Isabelle sie ausgewählt hatte. »Wenn du in die Schlacht ziehen müßtest und einen Krieger als Begleitung auswählen könntest, würdest du deinen Knappen mitnehmen?«
Er begriff den Vergleich, den sie ziehen wollte. »Ja.«
»Isabelle ist wie ein Krieger, der in die Schlacht ziehen muß, und sie braucht … Du hast« ja »gesagt? Du würdest wirklich einen unerfahrenen Knappen mitnehmen?« fragte sie ungläubig.
Er lachte. »Allerdings!«
Sie lächelte. »Du lügst mich an, um mich zu trösten. Und es wirkt. Bitte lüg mich noch einmal an. Bitte sag mir noch einmal, daß alles gut werden wird. Vielleicht glaube ich es dir dieses Mal.«
»Judith, wenn es Schwierigkeiten gibt, schicke ich sofort jemanden nach Agnes.«
»Dann möge Gott
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