Geliebter Barbar
öffnete. Sie bewegte sich nicht. Ihr verwirrter Blick war weiterhin auf ihn gerichtet. »Entsetzlich? Ich habe niemals gesagt, daß es entsetzlich war.«
Nun war er an der Reihe, aus allen Wolken zu fallen. »Wie zum Teufel war es dann?«
»O Iain – ganz, ganz wundervoll!«
Ihr Gesicht strahlte vor Freude. Iain schüttelte verständnislos den Kopf. Er würde sie niemals begreifen!
Langsam kehrte er nach Hause zurück. Seine Gedanken waren ausschließlich bei Judith. Was sollte er bloß mit ihr machen? Er hatte die Türen zu seinem Anwesen erreicht, als ihm das Bild des Rings wieder durch den Kopf schoß. Wo zum Teufel hatte er den schon einmal gesehen?
8. Kapitel
Ihre Einmischung brachte großen Ärger mit sich.
Am folgenden Nachmittag stand der Priester auf Frances Catherines Schwelle und verlangte, sofort die Engländerin zu sprechen.
Sowohl der ernste Tonfall in Vater Laggans Stimme als auch sein Gesichtsausdruck kündeten davon, daß sich ein Unwetter zusammenbraute. Während er auf ihre Antwort wartete, trat er einen Schritt zur Seite, so daß Frances Catherine Agnes hinter ihm entdecken konnte. Sofort begriff sie, worum es ging.
Agnes sah höchst selbstzufrieden aus, und Frances Catherines Sorge vervielfältigte sich augenblicklich. Sie mußte Zeit gewinnen, um ihren Mann zu finden. Patrick würde sich für Judith einsetzen, und Agnes’ Miene sagte ihr, daß Judith dringend Unterstützung brauchen konnte.
»Meine Freundin war fast die ganze Nacht auf, Vater, und schläft noch. Ich will sie gern wecken, aber sie wird noch ein paar Minuten brauchen, bis sie angezogen ist.«
Vater Laggan nickte. »Wenn du sie bitten würdest, mich in Isabelles Haus zu treffen, werde ich nun dorthin gehen.«
»Ja, Vater«, flüsterte Frances Catherine. Sie knickste hastig, bevor sie ihm die Tür vor der Nase zuschlug. Dann versuchte sie, Judith wach zu rütteln.
»Wir bekommen Ärger«, verkündete sie. »Los, Judith, komm schon und mach die Augen auf. Der Priester war eben hier … mit Agnes!« Ihre Worte überschlugen sich, als sie fortfuhr: »Du mußt dich anziehen. Sie warten bei Isabelle auf dich.«
Judith stöhnte auf und wälzte sich endlich auf den Rücken. Sie schob sich die Haare aus dem Gesicht und setzte sich auf. »Ist Isabelle krank? Blutet sie wieder?«
»Nein, nein«, sagte Frances Catherine hastig. »Ich denke, es geht ihr gut. Sie … Judith! Du hörst dich ja furchtbar an. Was ist mit deiner Stimme los? Du wirst doch nichts ausbrüten, oder?«
Judith schüttelte den Kopf. »Ich bin in Ordnung.«
»Du hörst dich an, als hättest du einen Frosch verschluckt.«
»Hab ich aber nicht«, erwiderte Judith. »Jetzt hör auf, dir um mich Sorgen zu machen«, fügte sie mit einem Gähnen hinzu.
Frances Catherine nickte. »Du mußt dich sofort anziehen. Man erwartet dich bei Isabelle.«
»Das sagtest du bereits«, gab Judith zurück. »Ich würde nur gern wissen, warum. Wenn Isabelle nicht krank ist, warum werde ich dann erwartet?«
»Agnes«, verkündete Frances Catherine. »Sie will dir Ärger machen. Steht jetzt auf. Ich muß Patrick finden. Wir brauchen seine Hilfe.«
Judith packte ihre Freundin, als diese schon die Tür öffnen wollte. »Du kannst in deinem Zustand nicht hinter Patrick herrennen. Du könntest fallen und dir den Hals brechen.«
»Wie kannst du bloß so ruhig bleiben?«
Judith zuckte die Schultern. Sie öffnete den Mund, um erneut zu gähnen, und spürte einen Schmerz im Hals. Verwirrt und noch im Halbschlaf ging sie durch den Raum und nahm Frances Catherines Spiegel zu Hand. Erstaunt weiteten sich ihre Augen, als sie die blauschwarzen Druckstellen an ihrem Hals entdeckte. Kein Wunder, daß es schmerzte. Die Haut war geschwollen und fühlte sich heiß an.
»Was tust du?«
Hastig bedeckte Judith die verräterischen Flecke mit ihrem Haar. Frances Catherine brauchte nicht zu erfahren, daß Isabelle dafür verantwortlich war. Sie würde dann Einzelheiten wissen wollen, und Judith müßte ihr von den Schmerzen erzählen, die die Frau die ganze Zeit über erdulden mußte. Nein, es war am besten, die Druckstellen zu verstecken, bis sie von selbst verschwanden.
Sie legte den Spiegel nieder und lächelte Frances Catherine an. »Sobald ich mich angezogen habe, suche ich Iain«, erklärte sie.
»Machst du dir denn überhaupt keine Sorgen?«
»Vielleicht ein bißchen«, gab Judith zu. »Aber ich bin eine Fremde, nicht wahr? Also, was sollen sie mit mir schon anstellen? Außerdem habe
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