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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mit der einzigen und grausamsten Waffe zurück: Sie macht den Laden zu. Jalousie runter. Aus. Und es wird erst wieder normal, wenn wir die Pillen absetzen. Dann allerdings …« Dr. Wehrmann hob beide Hände. Die Petermanns verstanden. Es war die Sprache, die allein überzeugte. Gotthelf Petermann setzte sich, als würden seine Beine weich.
    »Mit anderen Worten: Es ist aus«, stöhnte er. »Unsere Ehe ist kaputt.« Er verkrampfte die Finger ineinander und sah Dr. Wehrmann mit einem kindlich-flehenden Blick an. »Es muß doch etwas anderes geben, Herr Doktor.«
    »Nichts, was so hundertprozentig ist wie die Pille.«
    »Dann laß es neunzig Prozent sein.«
    »Und die zehn Prozent? Petermann! Anna ist verloren, wenn sie wieder schwanger wird. Ich kann das nur immer wieder sagen, wie die Zeitansage im Telefon … sie ist verloren … verloren …«
    »Hören Sie auf.« Petermann sprang hoch. »Ich habe gehört, daß man operieren kann.«
    »Natürlich.«
    »Dann tun Sie das, Herr Doktor.« Gotthelf Petermann sah zu seiner Anna hin. »Anna will es auch. Dann … dann ist doch alles gut, nicht wahr?«
    »Ja.« Dr. Wehrmann wandte sich ab und sah aus dem Fenster. Als letzter Ausweg bleibt immer noch eine Ovarektomie oder die Tubensterilisation. Aber auch diese Operation würde bei den schlechten Heilmöglichkeiten für Anna sehr gefährlich werden.
    »Wir bitten Sie darum, Herr Doktor«, sagte Petermann leise. Dr. Wehrmann fuhr herum.
    »Ich werde mit dem Chefarzt der gynäkologischen Klinik sprechen. Wenn wir es verantworten können …«
    »Es geht um unser Glück, Herr Doktor. Um unsere Ehe. Um die sechs Kinder.« Es war Anna, die es sagte. Leise, gefaßt und doch klar. Dr. Wehrmann nickte.
    »Das wäre ein Thema für Dechant Bader«, sagte er seufzend. »Warum schenkt Gott so reiches Glück und läßt es dann so schwer werden … Ob es darauf eine Antwort gibt?«
    Der Zustand Gerda Pohlands begann sichtbar zu werden. Und je deutlicher es wurde, um so mehr verlor sie den letzten Rest der Angst, die noch in einem Winkel ihrer Seele hockte. Sie war von ei nem inneren Glück erfüllt, von dem Bewußtsein eines Auftrages, von einem herrlichen Sinn ihres ferneren Lebens.
    Von der Regierung in Bangkok war unterdessen eine formelle Bestätigung gekommen, daß mit dem Tode Michael Pohlands und Dr. Hans Heidkamps fest zu rechnen sei. Sie waren Opfer der Rebellen geworden, und es war völlig ausgeschlossen, daß man die Körper jemals finden würde. Es war unmöglich, einen riesigen Dschungel Meter um Meter durchzukämmen.
    Das Schreiben war amtlich. Michael Pohland wurde daraufhin auch in Deutschland juristisch für tot erklärt.
    In der großen Halle der Pohland-Werke fand eine stille Trauerfeier statt. Im gläsernen Foyer des Verwaltungsgebäudes enthüllte Dr. Corbeck eine bronzene Gedenktafel für Pohland und Dr. Heidkamp. Dann ging das Leben weiter. Als Alleinerbin übertrug Gerda Pohland alle Geschäftsgewalt Dr. Corbeck; sie selbst zog sich nach Gut Heidfeld zurück und lebte nur noch der Stunde entgegen, in der Michaels Kind geboren werden sollte. Wöchentlich einmal kam Dr. Corbeck hinaus auf das Gut und berichtete, legte Verträge vor, hielt Vorträge und weihte Gerda in die Dinge der Werke ein, soweit sie sie verstand. Mit Problemen belastete Dr. Corbeck sie nie; er übernahm sie selbst und führte die Stahlwerke so, als säße Pohland noch immer in seinem riesigen Arbeitszimmer und überwachte die Realisierung seiner Ideen.
    »Fahren Sie nach Oberholzen«, sagte Dr. Wehrmann eines Tages zu Gerda Pohland. »Befreien Sie sich von diesen Dingen um Sie herum, die nach Erinnerung schreien. Gehen Sie spazieren, horchen Sie nur in sich hinein, leben Sie dem großen Augenblick entgegen. Es wäre ganz im Sinne Michas.«
    Dr. Dornburg richtete für Gerda ein Zimmer in seinem Sanatorium ein; im Privatflügel, der eine schöne Terrasse zum Park hin hatte. Im Gasthaus ›Zur Sonne‹ zu wohnen hielt Dr. Wehrmann nicht für angebracht. Auch hier war alles Erinnerung. Im stillen hatte er die Hoffnung, daß der tägliche Umgang mit Tutti eine ganz andere Welt für Gerda erschloß. Was sie früher ängstlich verborgen gehalten hatte, würde sich jetzt als neuer Lebenskreis erweisen.
    »Es ist eine verfluchte Tragik, daß wir eine so schöne und lebensfrohe Frau aus dem glänzenden Leben wegdrücken«, sagte er am Telefon zu Dr. Dornburg. »Aber was bleibt uns anderes übrig? Wenn sie jetzt das Kind nicht hätte, würde der Tod

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