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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Armen und Beinen schlug Tutti um sich, sie schnellte vor und wäre wie ein Stein auf Gerda gefallen, wenn sich diese nicht schnell zur Seite gewälzt hätte und aufgesprungen wäre. Das Kind lag mit dem Gesicht in der Wiese und biß in die Erde, schlug mit den Händen ins Gras und brüllte mit unheimlichen, menschenunähnlichen Lauten.
    »Tutti!« schrie Gerda Pohland entsetzt. Sie beugte sich über das Kind, wollte es umdrehen, aber Tutti trat um sich, hieb mit der Stirn auf den Boden und kreischte … kreischte …
    Vom Haupthaus her kam Dr. Dornburg. Er hatte weit entfernt dieses Gebrüll gehört, als er zu den Labors hinüber wollte, die in einem Anbau des Sanatoriums lagen. Als er das sich im Gras wälzende Bündel sah, lief er mit langen Schritten herbei. Gerda Pohland rannte ihm entgegen, völlig aufgelöst, vom Entsetzen geschüttelt.
    »Doktor!« rief sie ihm entgegen. »Doktor! Helfen Sie! Es ist schrecklich … es ist …« Sie blieb stehen, wie plötzlich gelähmt, schlug die Hände vors Gesicht und wandte sich ab.
    Dr. Dornburg kniete bei Tutti nieder. Das Kind lag auf dem Rücken, zuckte in Krämpfen, und die schönen, blauen Augen waren verkniffen und wie weggesunken in dem unförmigen Kopf.
    »Fassen Sie mit an!« rief er. »Sie muß sofort ins Haus! Was haben Sie denn gesagt? Was ist denn geschehen?«
    »Ich habe nur gesagt, daß wir noch ein Baby bekommen«, stammelte Gerda.
    »Das hätten Sie nicht tun dürfen.« Dr. Dornburg faßte Tutti an den Schultern, Gerda nahm die Beine. So liefen sie zurück zum Haus, zwischen sich das kreischende Bündel Mensch. »Sie hat Angst, daß Sie nun das neue Kind lieben. Für Tutti ist in diesem Augenblick ihre Mutter weggegangen. Wer weiß, was jetzt daraus entsteht.«
    Erst nach zwei Injektionen wurde Tutti ruhiger und schlief ein …
    Drei Thais, Dschungelbauern, die Wasserschweine jagten, fanden die erschöpften und ausgelaugten Körper Pohlands und Dr. Heid kamps.
    Sie lagen im Schilf am Ufer des Wasserlaufes, nebeneinander, auf dem Rücken, bereit, so zu sterben. Sie zeigten kaum noch Leben, als die Thais sie schüttelten, sie anriefen, ihnen die Uniform über der Brust öffneten und die Rippen massierten. Erst als man ihnen einige Hände voll Wasser über Gesicht und Brust geschüttet hatte, regten sie sich, stöhnten leise und streckten sich. Dann fielen sie wieder in die Besinnungslosigkeit zurück, in den bleiernen Schlaf der völligen Erschöpfung.
    Die Wasserschweinjäger berieten miteinander. Immer wieder betrachteten sie die beiden Körper, die verhaßten Uniformen der Rebellen, und es schien, als beratschlagten sie, ob sie diese Fremden einfach töten sollten. Schließlich war man sich einig. Sie luden sich die schlaffen Körper über den Rücken und stapften durch das Schilf davon. Der dritte Thai trug die Waffen Pohlands und Heidkamps, und immer wieder blieb er stehen, sah sich um, sicherte wie ein verfolgtes Wild, und in seinen Augen sah man die Angst, daß noch mehr Rebellen im Dschungel sein und sie aufspüren könnten.
    Auf einer Insel im Schilf blieben sie stehen und legten die Körper auf den glitschigen Boden. Eine notdürftige Schutzhütte war hier aufgebaut, ein Ruheplatz der Jäger, die hier den Morgen abwarteten, bis die Tiere zur Tränke kamen.
    Aus einem Tonkrug flößten sie Pohland einen scharfen Schnaps ein. Sie mußten dazu die Kiefer auseinanderziehen, die zusammengebissenen Zähne mit einem Messer auseinanderdrücken, um einige Tropfen in den Mund zu träufeln.
    Stöhnend bewegte sich Pohland und zog die Beine an.
    Der Thai, der die Waffen getragen hatte, richtete die Maschinenpistole auf Pohland. Er rief etwas in seiner siamesischen Sprache und trat Pohland in die Seite. Der Getretene rollte auf den Bauch und schlug mit der Stirn in den glitschigen Humusboden. Das war der Anstoß, daß er langsam die Augen öffnete und sich zurück auf den Rücken rollte. Er starrte in die kleine, schwarze Mündung der automatischen Waffe über seiner Stirn. Ein winziges Auge des Todes.
    »Wasser … Wasser …« Pohland schloß die Augen. Seine Kehle brannte wie Feuer. Es war der scharfe Schnaps, der seinen ausgetrockneten Gaumen wie versengt hatte. Er wollte sich aufrichten, doch die Muskeln waren schlaff und versagten den Dienst. Mit Mühe bewegte er den Kopf auf dem Boden hin und her, und als er flehend den Arm heben wollte, hob sich nur seine Hand ein paar Zentimeter von der Erde und fiel dann kraftlos zurück.
    Um so intensiver wurde

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