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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Blicken. Was er sah, war nackte Furcht in den Augen der Neffen und den angeheirateten Nichten. »Punktum!« Seine Stimme hob sich wieder wie ein Trompetenstoß. »Das Testament wird angefochten! Und solange das nicht geklärt ist, verlangen wir die Einsetzung eines Vermögensverwalters und Treuhänders! Eines neutralen! Nicht Sie, Doktor Corbeck! Mit Ihnen wird man noch anders reden müssen.«
    »Ich glaube, das zu klären ist jetzt Sache unter Juristen.« Dr. Corbeck blickte den hochroten, zappelnden Philipp Pohland kalt an. Welch ein Gegensatz zu Franz Pohland, dachte er. Wie ungleich doch Brüder sein können – hier der dicke, geldgierige, rücksichtslose Bierbrauer, dort der schmale, zartgliedrige Aristokrat mit dem Gelehrtenkopf und der Vorliebe für klassische Musik und Bildhauerei. Hier der Geldsammler – dort der Mäzen der Künstler an Rhein und Ruhr. Es überlief ihn wie ein kalter Schauer, wenn er daran dachte, was aus den Pohland-Werken würde, wenn jemals diese Verwandtschaft das Erbe antreten sollte.
    Es klopfte an die Tür. Zwei große Männer in der Uniform der Werkpolizei traten ein und bauten sich auf. Philipp Pohland schluckte krampfhaft an einem Kloß aus Wut und Geifer.
    »Wie Verbrecher … wie Halunken …«, stöhnte er. »So behandelt man uns … Meine Herren Anwälte, merken Sie sich diesen beschämenden Auftritt. Durch Gorillas läßt man uns abführen.«
    »Sie beherrschen die Fachausdrücke der Gangsterwelt aber fließend«, sagte Dr. Corbeck freundlich.
    »Bitte, Herr Kollege, ist das notwendig?« Dr. Corbeck sah, daß sich der Anwalt für seinen Klienten schämte. Er konnte nachempfinden, wie unangenehm es dem Rechtsanwalt war, in eine solche Situation gekommen zu sein. Sie war mit Geld nicht mehr aufzuwiegen. Er nickte deshalb leicht und legte die Hände auf den Rücken.
    »Es hat mich gefreut, die Verwandtschaft Herrn Michael Pohlands so zahlreich und so aktiv kennenzulernen.« Seine Stimme schwamm im Spott und trieb an der Stirn Philipp Pohlands die Adern dick auf. »Wir werden die ganze Angelegenheit aushandeln. Wozu ich Ihnen raten kann, ist Geduld. Sie werden sie am nötigsten brauchen. Guten Tag.«
    Er drehte sich um, wies den Anwesenden den Rücken und hörte, wie einer der Werkpolizisten höflich sagte: »Der Ausgang ist hier, meine Damen und Herren!«
    Philipp Pohland holte erneut tief Luft. Er wollte brüllen, er wollte mit bayerischer Lautstärke diesen windigen Juristen zusammenschnauzen, ja, er war bereit, nach guter, alter Wies'n-Tradition um sich zu schlagen; aber sein Anwalt hielt ihn am Ärmel fest und zerrte ihn zur Seite.
    »Seien Sie still, Herr Pohland«, zischte er. »Jedes Verfahren wegen Beleidigung oder dergleichen kompliziert nur alles. Wir können froh sein, wenn Ihre unbedachten Äußerungen vorhin kein Nachspiel haben.«
    »Unbedachte Äußerungen?« Philipp Pohland wischte sich mit seinen dicken Händen über das glühende Gesicht. »Alles Scheißer!« schrie er. »Alles Scheißer miteinander! Zum Kotzen!«
    An der Spitze der von einer lähmenden Stille befallenen Verwandtschaft stürmte er aus dem Zimmer. Einer der Werkpolizisten zeigte ihm den Weg, ein Mann von fast zwei Metern Körpergröße. Allein dies genügte, daß der Brauereibesitzer seinen Zorn nicht an ihm auslassen konnte, sondern fast daran erstickte.
    Unten im Auto nahm er eine Pille gegen Bluthochdruck und brüllte seinem verstörten Chauffeur in den Nacken: »Alles Scheißer!«
    Dann ließ er abfahren und kümmerte sich nicht um die andere Verwandtschaft, die verlassen wie ein Rudel verängstigter Rehe am Straßenrand stand und nach vorbeifahrenden Taxis winkte.
    Der Bau des Dschungelforts war zum richtigen Zeitpunkt abge schlossen worden. Dr. Heidkamp hatte die Erfahrungen, die er im Partisanenkrieg in Rußland sammeln konnte, auf die Bedürfnisse des Dschungels umgestellt und aus dem Dorf eine Festung ge macht, die durch Menscheneinsatz nicht zu nehmen war, falls den Angreifern nicht schwere Waffen wie Panzer oder Artillerie zur Ver fügung standen.
    Aus dem dreckigen Dorf war eine Igelstellung geworden. Palisaden aus dicken, oben angespitzten Bambusstämmen umschlossen die Hütten. Vor den Palisaden waren Fallgruben angelegt, abgedeckt mit dünnen Grasmatten und Erde. Auf dem Boden der Gruben stachen messerscharfe Bambusspitzen nach oben. Wer in diese Gruben fiel, wurde aufgespießt. Es gab kein Zurück mehr. Vor diesen Gruben zog sich durch das Schilf die dritte, äußere Sicherung:

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