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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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in den Boden gerammte, angespitzte Bambusstämme, eng nebeneinander und in zwölf versetzten Reihen hintereinander – ein Wall aus einer Art spanischer Reiter, nur daß es hier keinen Stacheldraht gab, sondern geschlitzten und gesplissenen Bambus, der schärfer war als ein Rasiermesser.
    Puan Lampun besichtigte stolz das Werk seiner Leute. Mit der Grausamkeit, die Asiaten eigen ist, ließ er ein Schwein über die Abdeckung einer Fallgrube jagen … es brach, wie es sein sollte, durch und wurde unten aufgespießt. Das gräßliche Schreien beendeten die Thais durch zwei sichere Pfeilschüsse.
    »Eine gute Arbeit, Messieurs«, sagte Puan Lampun zufrieden nach dieser Generalprobe. »Auf diese Idee hätten wir auch kommen können. Aber Sie wissen ja: Angst lähmt, und wir hatten uns darin ergeben, das Trommelfell zu sein, das von zwei Seiten geschlagen wird …«
    Drei Tage nach der Fertigstellung der Befestigung von Muang Thao meldeten zwei Jäger das Herannahen einer Rebellengruppe. Man hatte sie am Flußlauf gesichtet. Sie kamen den üblichen Weg durch das Schilf, direkt auf das Dorf zu. Die Gruppe mußte lange unterwegs gewesen sein; sie war zerlumpt, ausgelaugt, halb verhungert und würde wie ein Schwarm blutgieriger Tiger über das Dorf herfallen.
    Puan Lampun ließ die Palisaden besetzen. Dr. Heidkamp saß mit der Maschinenpistole des Oberst an einer Schießscharte. Von ihr aus konnte man den Zugangsweg überblicken, den normalen Pfad aus dem Dschungel zum Dorf, der jetzt allerdings durch die dreifachen Sperren unpassierbar geworden war. Die Dorfbewohner kamen über einen neuen, schmalen Trampelpfad ins Dorf, der im Zickzack um die Gruben führte und nur für die Bewohner durch fast unsichtbare Markierungen gekennzeichnet war.
    Gegen Mittag erreichte die Rebellengruppe das erste Hindernis. Sie blieb erstaunt stehen und beratschlagte. Man kannte diese Bambusverhaue und wußte, wie schwer sie zu überwinden waren.
    Als Antwort auf diese Behinderung gingen die Rebellen zunächst im Schilf in Deckung und überschütteten das Dorf mit einem Hagel von Geschossen. Sie brachten zwei Maschinengewehre in Stellung und einen Granatwerfer, der mit dem dritten Schuß ein Loch in die Palisade riß und drei Thais tötete. Unter diesem Feuerschutz legten die Rebellen eine Sprengladung an den Bambuswall und jagten eine Lücke von drei Meter Breite in die Luft.
    »Keine Angst«, sagte Dr. Heidkamp zu dem unruhig werdenden Puan Lampun. »Sie werden nicht durchkommen … so nicht …«
    Noch war kein Schuß aus dem Dorf gefallen. Die zehn Gewehrträger hockten rechts und links von Dr. Heidkamp hinter der Palisade und warteten. Michael Pohland lag mit seiner Pistole hinter einem Erdwall, den man hinter den Palisaden aufgeschüttet hatte, gewissermaßen als Beobachtungsstand. Den ersten Plan, einen Wachturm zu bauen, hatte man aufgegeben. Einen Turm konnte man zu leicht umschießen.
    Die Rebellen warteten wieder. Über dem Dschungel lag nach der Explosion eine unheimliche Stille. Die Vögel und Tiere waren geflohen, die Riesenfrösche hockten stumm im Sumpf und versteckten sich.
    »Jetzt kommen sie.« Dr. Heidkamp drückte den stählernen Klappkolben der Maschinenpistole an die Schulter. »Wenn die ersten in die Gruben fallen, schießen wir.«
    Was kurz darauf auf dem Weg zum Dorfe Muang Thao geschah, war wie ein furchtbarer Spuk, der das Blut in den Adern erstarren ließ. Eine Höllenminute, die sich wie eine Ewigkeit langzog.
    Die Rebellen drangen durch die Sprenglücke herein, schießend und mit wildem Geschrei, das vordem stets genügt hatte, um die Dorfbewohner flüchten zu lassen oder um Gnade winselnd auf den Boden zu drücken. Sie liefen sechs oder sieben Schritte, als der Boden unter ihnen wegsank und vier Körper versanken. Im gleichen Augenblick gellte ein vierstimmiger, gräßlicher Schrei durch den Dschungel, übergellte das Schießen und Kampfgebrüll der anstürmenden Rebellen und hing wie etwas Klebriges, unabschüttelbares in den Ohren. Michael Pohland biß die Zähne zusammen und umklammerte den Kolben der Pistole, bis die Knöchel weiß wurden.
    Dem nervenzerreißenden Viererschrei folgten andere, vereinzelte Aufschreie, grell, unmenschlich, nicht vergleichbar … die Fallgruben vor dem Dorf hatten sich geöffnet, ein wirres, gestaffeltes System, in das die Rebellen hineinrannten, blindlings, um sich schießend und erst die Fallen erkennend, als der Boden unter ihnen wegsank und sie auf die messerspitzen Bambuspfähle

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