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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ich bin glücklich.
    Als Gerda zu ihrem Vater abgefahren war, hatte Pohland noch ein Päckchen entdeckt, das sie vergessen hatte. An einer goldenen Kordel hing ein Schildchen: Für Paps.
    Sie wird das Päckchen suchen, dachte er. Vielleicht ist es etwas Wichtiges. So hatte er einen Tag gewartet und dann heute morgen bei seinem Schwiegervater angerufen. Die Hausvermittlung des Architekturbüros verband ihn mit der Privatwohnung. Ernst Ludwig war selbst am Apparat.
    »Na, mein Junge«, sagte er, »was gibt's? Ich muß dir übrigens mitteilen, daß ich von deiner Weinhandlung noch zweihundert Flaschen des phantastischen Weines bekommen habe.«
    »Das freut mich für dich, Papa.« Pohland lächelte vor sich hin. »Ist Gerda in der Nähe? Ich hätte sie gern gesprochen.«
    »Gerda? Wieso?« Die Stimme Ludwigs war voll Verblüffung.
    »Sie ist doch bei dir.«
    »Nee, bis jetzt noch nicht.«
    »Das verstehe ich nicht. Sie ist gestern abgefahren zu dir. Sie müßte am Abend angekommen sein.«
    Ludwig zögerte. »Vielleicht ein Platten, mein Junge. Oder sonst was. Die Straßen sind spiegelglatt. Es kann sein, daß Gerda …«
    »Ausgeschlossen. Dann hätte sie von unterwegs angerufen.« Pohland wischte sich über das Gesicht. Er spürte, wie kalter Schweiß auf seiner Stirn stand. »Du, ich mache mir Sorgen, Papa. Bitte, ruf sofort an, wenn Gerda angekommen ist. Nein – sie soll mich anrufen, hörst du. Wenn sie bis Mittag nicht bei dir ist, verständige ich die Polizei.«
    »Junge, welch ein Rummel! Wart doch erst mal ab!« Ludwigs Stimme war beschwörend, aber sie überzeugte nicht. »Bestimmt hat sie etwas am Wagen gehabt. Du wirst sehen. Auf jeden Fall ruft sie dich gleich an, wenn sie kommt.«
    Bis zum Mittag saß Pohland wartend vor dem Telefon. Dann endlich klingelte es. Mit zitternden Fingern hob er den Hörer ans Ohr.
    »Liebling, was ist denn?« Es war Gerdas Stimme, aber Pohlands Miene wurde verschlossen und steinern. »Paps sagt mir, daß du dir Sorgen machst? Ich hatte auf der Autobahn einen Batterieschaden und habe im Rasthaus übernachtet. Ich wollte dich nicht ängstigen – und nun ist gerade das Gegenteil eingetreten. Armer Micha. Es ist alles in Ordnung.«
    »Du hast ein Paket an deinen Vater vergessen, Liebes«, sagte Pohland mühsam. »Soll ich es nachsenden?«
    »Nein, laß es dort. Ich habe es schon gesucht. Ich gebe es Paps, wenn er zu uns kommt. Liebst du mich?«
    »Ja –«, sagte Pohland gepreßt.
    »Immer und ewig?«
    »Immer und ewig.«
    »Küßchen!« Er hörte ein Schmatzen am Telefon, dann hatte Gerda aufgelegt.
    Pohland wartete ein paar Minuten, dann rief er Ernst Ludwig an. Man sagte ihm, daß Herr Ludwig nicht zu Hause sei und gab ihm die Haushälterin.
    »Hier ist Pohland«, sagte er. »Rufen Sie doch bitte meine Frau an den Apparat.«
    Die Haushälterin schien verwundert zu sein. »Die gnädige Frau ist nicht hier«, sagte sie.
    »Nicht da? Sie ist ausgegangen?«
    »Nein … sie ist nicht hier! Ist sie denn unterwegs zu uns?«
    »Ja, das ist sie. Guten Tag.«
    Pohland legte auf und stützte den Kopf in beide Hände.
    Sie belügt mich, dachte er, und um sein Herz bildete sich ein Druck, der ihm die Luft abdrückte. Sie hintergeht mich. Sie ist nicht bei ihrem Vater. Aber wohin ist sie gefahren? Von wo hat sie angerufen? Und ihr Vater weiß, wo sie ist, er hat sie verständigt … Sie betrügen und belügen mich!
    Erneut griff er zum Telefon und rief die Hauszentrale an. »Stellen Sie fest, woher vorhin der Anruf für mich kam«, sagte er mit mühsam fester Stimme. »Aber schnell!«
    Nach wenigen Sekunden schon meldete sich die Zentrale. Der Anruf kam über den Selbstwähldienst und war nicht feststellbar. Aber bevor der Teilnehmer sprach, hatte sich eine andere Stimme mit den Worten gemeldet: »Hier Gasthaus zur Sonne. Einen Augenblick, ich verbinde mit Zimmer drei …«
    Gasthaus ›Zur Sonne‹. Zimmer drei.
    Zimmer 3, in dem Gerda wohnte. In einem Gasthaus.
    Pohland sprang auf und rannte in dem großen Büro hin und her. Zimmer 3, dachte er. Zimmer 3. Ein Gasthaus. Ein Gasthaus. Irgendwo ein Gasthaus und ein Zimmer 3.
    Mit einem Ruck blieb er vor dem großen Fenster stehen und starrte über seine Werke.
    »Wo ist dieses Gasthaus ›Zur Sonne‹?« brüllte er gegen die dicke Scheibe. »Wo ist es?« Voll Ohnmacht und Schmerz hieb er gegen die getäfelte Wand, und bei jedem Fausthieb schrie er: »Wo! Wo! Wo!«
    Nach einer Stunde war er stiller geworden, saß hinter seinem Schreibtisch,

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