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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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machen?«
    »Das wäre lieb von dir, Micha.« Sie warf sich in den Sessel am Kamin, in dem vor kurzem noch Dr. Wehrmann gesessen hatte, streckte die schönen, schlanken Beine von sich und legte den Kopf weit zurück. Ihre blonden Haare flossen über die Rückenlehne. Michael Pohland stand an der aufklappbaren Hausbar und mischte ein Getränk aus Wermut, Gin und Eis.
    Was mag er jetzt denken, was geht in ihm vor, dachte sie. Warum fragt er nicht? Gleich nach der Aussprache mit Pohland hatte Dr. Wehrmann sie in Oberholzen angerufen und davon unterrichtet, daß Michael einen handfesten Anlaß für sein Mißtrauen gefunden hatte. Er hatte Gerda dann beschimpft, sie ein dummes Luder genannt, und sie hatte es Dr. Wehrmann nicht übelgenommen. Sie war nur entsetzt gewesen, hilflos, und hatte immer wieder gefragt: Was soll ich denn tun? Was soll ich tun? Und Dr. Wehrmann hatte ihr den Rat gegeben, nichts zu tun.
    »Fahren wir vor Weihnachten noch einmal in die Stadt?« fragte sie, als Pohland ihr den Cocktail brachte.
    »Wenn du willst, kannst du jederzeit fahren, Gerda.«
    »Und du?«
    »Ich muß noch einmal verreisen.«
    »Vor Weihnachten?«
    »Eine dringende Sache.«
    »Darf ich mitfahren?«
    »Du würdest dich nur langweilen. Konferenzen, Sitzungen, trockene Wirtschaftsgespräche …«
    »Und wohin fährst du?«
    »Nach Straßburg.«
    »Straßburg kenne ich noch nicht, Micha. Ich könnte mir die Stadt ansehen, das Münster.«
    »Es geht nicht!« sagte er laut. Es klang gröber, als er es wollte. Pohland erkannte es an dem erstaunten Kopfheben Gerdas und versuchte ein Lächeln. »Verzeih, ich bin etwas überarbeitet.« Er legte die Hände flach gegen die Schläfen, als habe er Kopfschmerzen. »Die letzten Tage waren sehr hart«, sagte er doppelsinnig. »Wie wäre es, wenn wir nach den Feiertagen in Urlaub fahren würden?«
    »Aber ja, Micha, ja!« Gerda sprang auf und klatschte in die Hände. »In den Süden! Weit weg von Deutschland …«
    Es klopfte an der Tür. Pohland öffnete selbst, froh, dadurch einer Antwort ausweichen zu können. Gotthelf Petermann stand in der Diele und drehte den zerknüllten Hut zwischen den Händen.
    »Kommen Sie rein, Petermann.« Pohland trat zur Seite. Petermann kam in das Zimmer, machte vor Gerda eine kleine Verbeugung und blieb unsicher stehen. Sein Gesicht war bleich und eingefallen; Ränder lagen unter seinen Augen. Er sah aus, als habe er Tage und Nächte durchgezecht, und diesen Gedanken schien auch Gerda zu haben, denn sie musterte den sonst so korrekten Petermann mit unverhohlenem Tadel.
    Pohland ging, ohne etwas zu sagen, zur Hausbar, goß ein Glas Kognak randvoll und reichte es Petermann. Der nahm es und hielt es mit zitternden Fingern fest.
    »Trinken Sie, Petermann«, sagte Pohland. »Das ist ein vierstöckiger. Ich wage gar nicht zu fragen, was geschehen ist.«
    Petermann senkte den Kopf. »Sie lebt«, sagte er kaum hörbar. Gerda schnellte aus dem Sessel auf.
    »Was … was heißt das?« rief sie. »Herr Petermann, ich bin von nichts unterrichtet was ist denn geschehen … Micha …«
    »Anna hat das sechste Kind bekommen und wäre dabei fast verblutet.«
    »O mein Gott!«
    »Die Ärzte haben sie gerettet.« Petermann nippte an dem Kognak. »Aber sie darf nie wieder ein Kind bekommen.« Er wischte sich mit der Hand übers Gesicht. »Das ist klar, das weiß ich, das habe ich auch gewußt. Das sechste sollte ja nicht kommen, aber …« Er sah auf Gerda und schwieg beschämt. »Sie war fast ausgeblutet. Die Ärzte haben gesagt, wenn sie nicht so robust gewesen wäre, hätte sie's nicht überlebt. Aber sie hat ein gutes Herz, sie ist sonst ja ganz gesund …« Er schluckte ein paarmal und sah sich hilfesuchend um. »Kann … kann ich mich setzen?«
    »Aber natürlich, Petermann.« Pohland drückte ihn in einen Sessel. »Und nun trinken Sie den Kognak und schlafen Sie erst mal aus.«
    »Schlafen! Wie kann ich schlafen, Chef? Noch ist die Krisis nicht vorbei. Ich muß wieder zurück zum Krankenhaus. Ich wollte nur frische Wäsche holen.«
    »Morgen früh, Petermann!« Gerda nahm ihm das Kognakglas aus der Hand. »Haben Sie überhaupt schon etwas gegessen?«
    »Gegessen? Nein.«
    »Dann los! Erst wird gegessen.«
    »Ich bekomme keinen Bissen runter.«
    »Das wollen wir erst mal sehen.« Gerda faßte Petermann unter und nickte Pohland zu. »Ich werde ihn unter meine Obhut nehmen, Micha. Und ich fahre morgen auch mit zum Krankenhaus. Es ist dir doch recht?«
    »Aber

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