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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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…«
    »So ist das immer.« Dr. Wehrmann wickelte die Instrumente aus dem sterilen Einschlagtuch. »Ihr wollt also keine Kinder haben?«
    »Doch. Erich ist sehr kinderlieb, und ich doch auch. Wir wollen bestimmt Kinder haben, zwei oder drei. Aber jetzt noch nicht, Herr Doktor. Später, wenn Erich seinen Beruf hat, wenn wir es uns leisten können …«
    Dann schlief sie ein, und während Dr. Wehrmann bei seiner Arbeit war, saßen die anderen nervös im Nebenraum. Bauer Westhues rauchte stumm und hastig. Der Medizinstudent kaute an den Nägeln vor Verzweiflung. Erna Westhues betete still. Der Rosenkranz glitt durch ihre verarbeiteten, rauhen Finger. Als Dr. Wehrmann zurückkam, sprangen sie alle auf und starrten ihn wortlos an.
    »In Ordnung. Sie liegt wieder im Bett. Morgen komme ich wieder. Und daß ihr sie mir in Ruhe laßt, verstanden? Keine Vorwürfe. Und Sie, junger Mann, kommen mit. Sie begleiten mich.«
    »Wohin?« Der Medizinstudent sprang bleich auf. Ein Beben lief durch seinen Körper. »Zur Polizei? Doktor Wehrmann, Sie wissen, was das bedeutet. Ich werde nicht mehr weiterstudieren können. Jutta und ich werden nie … nie …«
    »Kommen Sie mit!« sagte Wehrmann grob. »Ich konnte Klagelieder noch nie leiden.«
    Mit gesenktem Kopf ging der Medizinstudent aus dem Zimmer. Erna Westhues hielt Dr. Wehrmann an der Jacke fest.
    »Wollen Sie ihn wirklich bei der Polizei abliefern?«
    »Soll ich nicht?«
    »Er wird dann nie Arzt werden können.«
    »Das ist klar wie Hechtsuppe.«
    »Er hat es aus Mitleid getan. Er ist schuld, natürlich …«
    »Stop! Ihre Jutta war schließlich auch dabei.«
    »Sie wissen doch, daß eine Frau dann gar keinen Einfluß mehr hat, was geschieht. Natürlich, es hätte nie geschehen dürfen, so jung noch, aber …«
    »Seh'n Sie, Erna, dieses ›aber‹, das ist es. Sie lieben sich, die beiden, sie wollen auch heiraten, sie wollen auch Kinder haben, aber – was ganz vernünftig ist – erst dann, wenn sie wirtschaftlich über den Berg sind. Aber die Liebe, die Sehnsucht zueinander, die guckt nicht auf das Haushaltsbuch, aufs Bankkonto und auf die leeren Seiten der Zukunft. Liebe ist heißes Heute, ist glühender Augenblick, ist verbrennendes Jetzt. Und das soll man bestrafen? Das, was wir alle einmal gefühlt und durchgemacht haben … nur mit mehr Glück … geben wir es doch zu. Uns ist nichts passiert. Was, Westhues, was war dann wohl los, wenn's immer geklappt hätte!«
    »Schwamm drüber«, knurrte Westhues. »Was wird aus dem Jungen?«
    »Ihr Schwiegersohn und – hoffen wir es –, ein guter Arzt.« Dr. Wehrmann setzte seinen Hut auf und ging. Ein wenig verdattert blieben die Westhues' zurück. Im Flur wartete der Medizinstudent auf den Arzt.
    »Ich heiße übrigens Bernd Bader, Doktor«, sagte er, als Wehrmann ihn ins Freie zog. Überrascht blieb Wehrmann stehen.
    »Bader? Bader? So heißt doch der Dechant.«
    »Ja. Er ist mein Onkel.«
    Tief zufrieden stieg Dr. Wehrmann in seinen Wagen, zog Bernd Bader auf den Nebensitz und fuhr pfeifend vom Hof.
    Vier Stunden wartete Dechant Bader im Büro des bischöflichen Sekretariats, ehe er vorgelassen wurde. Da er unangemeldet kam, hatte man ihm anfangs wenig Hoffnung gemacht, daß er den Bischof überhaupt sprechen könne. Aber man kannte Peter Bader nicht. »Wenn ich den Bischof sprechen will, so ist das wichtig. Ich belästige Exzellenz nicht mit Nichtigkeiten.«
    »Und worum geht es?« fragte der Sekretär, ein Monsignore.
    »Um die Anti-Baby-Pille.«
    Der Monsignore sah den Dechanten verblüfft an. Dann verschwand er hinter einer dicken, geschnitzten Tür, kam kurz darauf wieder und nickte mehrmals:
    »Sie werden gleich vorgelassen werden.«
    Die Aussprache mit dem Bischof war verwirrend und warf Peter Bader in einen großen inneren Zwiespalt. Vor allem ein Satz war ihm im Gedächtnis geblieben, den der Bischof aus einem dicken Aktenstück vorgelesen hatte.
    »Das alles sind Berichte über Diskussionen, die sich mit diesen Pillen befassen«, hatte der Bischof zunächst gesagt. »Es ist ein allgemeiner Aufbruch, und so brüderlich fest unsere Kirche auch ist – jetzt wird sie in zwei Lager gespalten. Eine neue Zeit klopft an, und wir müssen sie hereinlassen, um nicht als veraltet überrannt zu werden. Welches Lager Sie beziehen, haben Sie mir gesagt. Es ist Ihr gutes Recht, so zu denken, und Sie haben die Mehrzahl hinter sich. Auch Rom lehnt grundsätzlich eine solche Empfängnisverhütung ab …« Der Bischof blätterte weiter

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