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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fürchten begann, sprach Pohland bereits in aller Klarheit aus:
    »Ich möchte mich untersuchen lassen, Doktor.«
    »Das ist doch Blödsinn!« rief Dr. Wehrmann fast verzweifelt.
    »Ich möchte über mich ein biologisches Gutachten haben.«
    »Machen Sie sich doch nicht lächerlich. Ein Mann wie Sie. Sie müssen lernen, abzuwarten. Es gibt glückliche und gesunde Ehen, in denen erst nach vier oder fünf Jahren ein Kind auftaucht. Es spielen da hundert Dinge eine Rolle.«
    »Dann möchte ich diese hundert Dinge genau wissen.«
    »Himmeldonnerwetter!« Dr. Wehrmann sprang auf. »Die Natur ist nicht einer Ihrer Stanzautomaten, in dem man oben Blech einwirft und unten kommt das Fertigprodukt heraus.«
    »Aber die Natur läuft nach genauen Gesetzen ab. Doktor, schreien Sie nicht. Ich habe mir Fachlektüre verschafft.«
    »O weh!«
    »Spotten Sie nur. Ich weiß wie Sie, daß bestimmte Faktoren zusammentreffen müssen, biogenetische Grundgesetze, ohne die es keine Zeugung gibt.«
    »Was Sie reden, ist absoluter Quatsch«, sagte Dr. Wehrmann grob. »Aber bitte, wenn Sie wollen … Ich lasse Sie in der Universitätsklinik untersuchen.«
    »Und wenn … wenn sich herausstellt …« Michael Pohland begann zu schwitzen. Mit dem Handrücken wischte er die Tropfen von der Stirn, wie ein Arbeiter an seinen Hochöfen.
    »Dann bleibt Ihnen immer noch ein Weg.« Dr. Wehrmann sah keine andere Möglichkeit, dieses unerquickliche Gespräch zu beenden als durch vermehrte Grobheit. »Erstens: Sie können adoptieren. Zweitens: Sie können Ihre Frau künstlich …«
    »Doktor!« rief Pohland und schnellte aus dem Sessel hoch.
    »Drittens«, redete Dr. Wehrmann unbeirrt weiter, »bleibt immer noch die Möglichkeit, einen ausgesuchten, vertrauenswürdigen Hausfreund …«
    Wortlos verließ Pohland die Praxis. Was er dachte, ließ er an den Türen aus. Sie knallten ins Schloß, daß die Rahmen ächzten.
    Dr. Wehrmann blieb mit einem Haufen Probleme zurück. Er rief Gerda an und berichtete ihr von dem Plan Michaels und seinem Komplex.
    »Sie müssen weg mit ihm«, sagte Wehrmann. »Sofort! Ab nach Capri! Ich habe nie geahnt, wie tief ernst es ihm mit einem Erben ist und mit welcher Verbissenheit er sich solcher Aufgabe widmet. Die Aufstellung eines neuen Hochofens und die Geburt eines Erben – das sind anscheinend bei ihm zwei gesteuerte und überblickbare Produktionsgänge.«
    »So dürfen Sie Micha nicht sehen, Doktor.« Die Stimme Gerdas war sanft. »Er liebt mich so. Es ist eine wundervolle Liebe. Ich gehe in dieser Seligkeit auf.«
    »Dann lassen Sie doch – in drei Teufels Namen – ein paar Tage die Pillen weg!« schrie Dr. Wehrmann.
    »Und dann?«
    »Das werden Sie schnell genug merken.«
    »Und wenn es so wird wie Tutti?«
    »Es ist ein Teufelskreis! Es ist zum Verzweifeln! Gerda, fahren Sie weg! Schnellstens! Bringen Sie Pohland auf andere Gedanken. Und wenn es gar nicht mehr geht, wenn Sie wirklich nicht wollen, Gerda – und das überlegen Sie sich bitte ganz genau, denn es gibt dann wirklich kein Zurück mehr –, schlagen Sie ihm eine Adoption vor. Einen Säugling aber, den Sie dann beide großziehen wie das eigene Kind, der mit Ihnen ins Leben wächst … überlegen Sie es sich genau, Gerda! Dieser Schritt ist endgültig.«
    Ohne ihre Antwort abzuwarten, legte Dr. Wehrmann auf.
    Als Pohland am Abend hinaus nach Heidfeld kam, fand er vor der Treppe den großen Reisewagen stehen. Petermann und das Zimmermädchen trugen gerade die letzten Koffer heraus. Der Fahrer stapelte sie kunstgerecht im Kofferraum.
    »Was ist denn das?« sagte Pohland laut. Er stürmte grußlos ins Haus und traf Gerda im Salon. Sie telefonierte gerade mit Julio, dem Verwalter des Hauses auf Capri.
    »Du willst verreisen?« rief Pohland. »So plötzlich? Was ist denn los? Warum ruft denn keiner im Werk an?«
    »Es sollte eine Überraschung sein, Micha. Wir fahren nach Capri.«
    »Nach …« Pohland sah Gerda fragend an. »Du hast mit Wehrmann gesprochen!«
    »Warum … nein …«
    »Ich war heute bei ihm. Er hat mich auch nach Capri verbannen wollen.«
    »Verbannen, Micha …« Sie schlang den Arm um seinen Nacken und küßte ihn. Er ließ es geschehen, ohne den Kuß zu erwidern. »Aber ich möchte weg, ich möchte heraus aus den täglichen Verpflichtungen, ich möchte mit dir allein sein, ganz allein, wie damals. Wann habe ich dich ganz für mich? Immer sind fremde Leute um uns. Ich beginne, egoistisch zu werden. Ich will vier Wochen für mich haben, für

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