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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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an.«
    »Und er hat dir alles gesagt?«
    »Ja.«
    Michael Pohland atmete tief. »Ich habe Angst, dich zu verlieren, Gerda.«
    »Warum solltest du das?« Sie rutschte vom Dach der Pantry neben ihn und legte sich quer über seine Schenkel. Ihr Gesicht ruhte in seinem Schoß. Groß, blau und glänzend waren ihre Augen. Mit beiden Händen zog sie seinen Kopf zu sich herunter und spitzte die Lippen.
    »Küß mich, Micha.«
    Er tat es, aber es war ein trockener, schneller Kuß, die Ausführung einer Bitte, weiter nichts.
    »Vielleicht nennt man mich verrückt, weil ich über Dinge nachdenke, die anderen mehr als willkommen wären.« Michael Pohland hob den Kopf und sah wieder über das nun violette Meer. Seine Hand streichelte über die Haare Gerdas, eine fast mechanische Bewegung. »Vielleicht bin ich ein Pedant, den man erschlagen sollte, weil er immer alles im Leben geregelt sehen will. Ich habe das früher selbst nie empfunden, aber plötzlich erkenne ich mich, und dieses Erkennen ist niederdrückend. Vielleicht auch geht es mir zu gut. Wenn ich acht Stunden am Glühofen stünde, hätte ich andere Sorgen und würde meine Gedanken ausschwitzen.«
    »Psst.« Sie legte die Hand über seinen Mund. »Wir wollen noch ein Jahr warten, ja?«
    »Und dann? Wenn es so ist wie heute?«
    »Dann werden wir alles genau überlegen und ein Kind adoptieren.«
    Michael Pohland schwieg. Hinter seinem starren Gesicht verbarg sich die Erregung, die ihn durchglühte. Nur seine Hände wurden hart, das Streicheln wurde zum Druck, zu einem bebenden Pressen.
    »Du … du willst doch ein Kind, Gerda …?«
    »Ja, Micha.«
    »Dann liegt es also an mir.« Seine Hände zuckten von ihren Haaren weg und fielen seitlich auf das Bootsdeck. »Weißt du, was das für einen Mann bedeutet? Wie schrecklich das ist, wie erniedrigend, wie abscheulich grausam, wie lächerlich und voll Erbärmlichkeit? Und wie grenzenlos beschämend … Man hat das Gefühl, sich verkriechen zu müssen und in einer Ecke zu heulen wie ein getretener Hund.«
    »Micha!« Sie fuhr auf und umklammerte ihn. Wilde Angst trat in ihre Augen. »Micha, das darfst du nicht sagen. Ich liebe dich doch … ich liebe dich …«
    »Du liebst ein trockenes Stück Holz, weiter nichts.«
    »Nein. Nein. Nein. Alles an dir ist doch Leben.«
    »Es ist eine Kulisse! Eine der Attrappen, wie sie in den Schaufenstern stehen. Schöne Verpackungen, die anlocken; und wenn man sie öffnet, ist nichts drin oder nur Sand oder Sägemehl … lebloses Sägemehl!«
    »So darfst du nicht reden. So darfst du nie, nie reden, Micha!« Sie schmiegte sich an ihn, liebkoste seinen Körper, küßte ihn in einer wilden Verzweiflung und lag dann mit dem Mund an seiner Herzfläche, als könne sie jeden Schlag in sich hineinsaugen.
    An diesem Abend – während Julio auf der Terrasse das Abendessen auftrug und Micha sich umzog – stand sie lange im Bad und hielt zögernd die abendliche Pille in der Hand.
    Ich nehme sie nicht, sagte sie zu sich. Ich nehme sie nie mehr. Nur ein paarmal ausgesetzt, und die schreckliche Welt, in die Micha hineingeirrt ist, wird zusammenbrechen. Wir werden ein Kind haben.
    Sie sah das Dragee in ihrer Hand an. Eine kleine, abgeflachte Kugel, unscheinbar, lächerlich klein, und doch ein grandioser Betrug des menschlichen Körpers und seiner natürlichen Funktionen.
    Und dann kam die Angst wieder, die unbezähmbare, wilde Angst. Sie sah das Zimmer in Oberholzen, die Wolldecke auf dem Boden, das spielende, lallende Wesen, das nicht aussah wie ein Mensch, aber doch ein Mensch war. Ihr Kind, ein Stück aus ihr, durch eine grausame Laune der Natur wie eine Neuschöpfung, der man dennoch keinen Namen geben konnte als den, der hier zum Schauder wurde: Mensch.
    Mit einem Ruck warf sie die Pille aus der Handhöhlung in den Mund, spülte mit einem Schluck Wasser hinterher und lehnte sich dann gegen die Wand, mit geschlossenen Augen und geballten Fäusten.
    Nebenan hörte sie Michael im Ankleidezimmer. Von der Terrasse klang leise Musik herauf. Das Meer rauschte vor dem Fenster, die Wellen brachen sich an den Klippen.
    Wo ist hier ein Ausweg, dachte sie. Wie soll das weitergehen? So, wie es jetzt ist, kann es nicht fortdauern. Wir werden beide daran zerbrechen …
    Als sie auf die Terrasse kam, war Michael noch nicht da. Sie hörte ihn im Schlafzimmer pfeifen, nur Töne, keine Melodie, aneinandergereihte Laute, verworren wie sein Inneres.
    Sie setzte sich in ihren gepolsterten Gartenstuhl und wartete. Still

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