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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und her.
    »Noch etwas, Herr Pohland«, sagte Dr. Corbeck. »Wir haben beim Tropeninstitut in Hamburg angefragt. Man hält es für zweckmäßig, daß Sie vor Antritt der Reise sich einigen Schutzimpfungen unterziehen. Ich habe eine Liste angefordert. Bitte!« Er reichte Pohland einen Zettel hin. »Dr. Wehrmann kann sich die Injektionen aus Hamburg kommen lassen.«
    »Natürlich lasse ich mich impfen.« Pohland las die Liste durch. Cholera, Typhus, Fleckfieber, Sumpffieber. Seren gegen Schlangenbisse, die man mitführen sollte. Eine lange Liste von Medikamenten gegen mögliche Krankheiten. Dr. Corbeck hatte an alles gedacht.
    »Ich werde morgen zu Dr. Wehrmann fahren.« Pohland steckte die Liste ein. »Was sagt Ihre Gattin zu der Reise?«
    »Sie hat Angst, Herr Pohland.«
    »Wie ich!« rief Gerda.
    »Das liegt in der Natur der Frauen.« Dr. Corbeck hob wie resignierend die Schultern. »Interessehalber habe ich mich bei den anderen mitreisenden Herren umgehört. Überall dasselbe: Die Frauen schlafen bereits jetzt nicht mehr vor Angst. Für sie ist Asien gleichbedeutend mit Kopfjägern, reißenden Tigern und alles verschlingenden Dschungeln. Man kann es ihnen einfach nicht ausreden.«
    »Mir auch nicht, Doktor.«
    Dr. Corbeck lachte. »Gnädige Frau, die Zeiten, in denen ein Marsch durch den Dschungel zum Abenteuer des Jahrhunderts gehörte, sind vorbei. Wir bekommen von den Dschungelforts jeweils dreißig Soldaten als Schutz, fahren in Geländewagen und übernachten in Zelten mit allem Komfort. Ein eigener Küchenwagen fährt sogar mit. Das einzige, was uns zu schaffen machen wird, ist das feuchtheiße Klima. Es schlägt auf Herz und Kreislauf.«
    »Erzählen Sie meiner Frau keine Räubergeschichten, Doktor.« Pohland hob sein Kognakglas hoch. »Sie bleiben natürlich zum Essen bei uns, und dann spielen wir eine Partie Schach.« Er wandte sich zu Gerda, die versunken in dem tiefen Kaminsessel saß und in die prasselnden Flammen starrte. »Es ist mir nämlich in zehn Jahren bisher nicht gelungen, zwei Partien hintereinander bei ihm zu gewinnen. Wenn mir das einmal gelingt, stifte ich eine Kiste Sekt.«
    Aber es kam keine Fröhlichkeit auf. Dr. Corbeck spürte es und gab seinen Plan auf, die zweite Partie von Pohland gewinnen zu lassen.
    Als er sich verabschiedete, begleitete ihn Pohland bis zum Wagen. Das war ungewöhnlich, denn trotz aller Verbundenheit und allem Vertrauen war Pohland bisher immer der Konzernherr geblieben, freundlich und kollegial bis zu einer Grenze, die Dr. Corbeck genau kannte. Ein Hinausbegleiten zum Wagen überschritt diese Grenze.
    Pohland blieb an der Freitreppe stehen, bis der Wagen Corbecks in der Dunkelheit untergegangen war. Dann sah er hinüber zum Verwalterhaus. Hinter zwei Fenstern brannte noch Licht. Es war das Wohnzimmer. Gotthelf Petermann saß vor dem Fernsehapparat und sah sich das im Spätprogramm laufende Kriminalstück an. Ein amerikanischer Thriller, in dem die Ermordeten in allen Ecken lagen. Petermann liebte solche Fernsehfilme; sie brachten die Aufregung in seine Seele, die er als Ausgleich zu seiner stillen Arbeit brauchte. Er erholte sich, wenn auf dem Bildschirm Jack der Pfeifer aus einer Mülltonne heraus seinen dritten Mord beging. Meistens hockte dann Anna auf dem Sofa, mit angezogenen Knien, starrte auf das wilde Geschehen, hatte Angst, träumte später davon und kroch hilfesuchend zu Gotthelf ins Bett. Das war dann der zweite nützliche Teil des Kriminalspieles, den Gotthelf Petermann genoß.
    Bisher hatte Pohland keine Gelegenheit gefunden, mit Petermann länger zu sprechen und eine Frage, die er mit sich herumtrug, beantworten zu lassen. Nun nahm er die Verabschiedung Dr. Corbecks wahr, um sich Klarheit zu verschaffen.
    Es war wie immer bei den Kriminalspielen: Als Pohland unverhofft eintrat, hockte Anna mit erschrockenen Augen auf dem Sofa, während Petermann gemütlich rauchte und sich entspannte. Pohland trat gerade in dem Augenblick ein, als auf dem Bildschirm ebenfalls eine Tür aufging und sich der Lauf eines Gewehres durch die Ritze schob, Schußrichtung auf einen Nacken, der dem Helden des Stückes gehörte. Anna schrie auf, als sie ihre eigene Tür aufgehen sah und schnellte vom Sofa. Auch Petermann zuckte zusammen; er vergaß an der Zigarre zu ziehen, ja, sie fiel ihm sogar aus dem Mund.
    »Mein Gott, Herr Pohland!« sagte er heiser, als er den späten Besucher erkannte, »Sie haben uns aber erschreckt.«
    »Ich habe dreimal angeklopft.« Pohland sah auf

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