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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sollten ein Nervenberuhigungsmittel nehmen«, sagte Dr. Wehrmann und schob das Mikroskop nach hinten. »Ich weiß von Dr. Corbeck, daß ich Sie voll Seren pumpen soll. Haben Sie die Liste der Tropenmänner aus Hamburg bei sich? Wir werden aus Ihnen eine wandelnde Apotheke machen.«
    Michael Pohland warf den Zettel auf den Tisch. Sein Gesicht war beherrscht, aber die Augen verrieten die große, innere Erregung.
    »Ich würde über bestimmte Dinge weniger burschikos sprechen, Doktor«, sagte er mit mühsam fester und gedämpfter Stimme.
    »Ein paar Ritzer in den Arm und ein paar Ladungen in den Hintern, das ist doch nicht tragisch.«
    »Aber monatlich zwanzig Pillen …«
    Dr. Wehrmann drehte sich langsam voll zu Pohland um. Ihre Blicke trafen sich, der eine erstaunt, der andere voll Angriffslust.
    »Was reden Sie denn da?« fragte Wehrmann knapp.
    »Sie lügen perfekt, Doktor.«
    »Wenn Sie Lust haben, jemanden zu beleidigen, fahren Sie nach Bonn. Da gibt es Gründe genug.«
    »Ich habe endlich die Wahrheit erfahren.« Pohland sprang auf. »Ich weiß jetzt, was gespielt wird!« schrie er.
    »In der Oper ›Rigoletto‹ und im Schauspiel ›Minna von Barnhelm‹«, sagte Dr. Wehrmann trocken.
    »Nein! Der Bajazzo! Und der Trottel bin ich!« Pohlands Stimme überschlug sich fast. »Und Sie haben das alles angezettelt! Sie, der mein vollstes Vertrauen hatte! Sie haben mich mit Gerda hintergangen, Sie haben ihr Anti-Baby-Pillen verschrieben, Sie haben mich getäuscht, Sie haben …«
    »Bitte, keine Leporello-Arie – wenn wir schon beim Opernhaften sind.« Dr. Wehrmann war auch aufgesprungen. Sein mächtiger Kopf mit der Löwenmähne stieß vor. »Haben Sie etwas entbehrt, oder haben Sie etwas bekommen, wonach Sie hier in diesem Zimmer wie ein Hiob gejammert haben?«
    »Sie sind von einer ekelhaften Frivolität!« schrie Pohland zurück.
    »Geben Sie Antwort, Herr Pohland! Hat sich Ihre Frau noch einmal Ihnen entzogen, nachdem sie aus dem Sanatorium gekommen war?«
    »Nein.« Pohland wurde rot bei diesem Nein. Das Intimste wurde hier herausgeschrien wie eine billige Ware.
    »Was wollen Sie also noch?« brüllte Dr. Wehrmann.
    »Ein Kind!«
    »Sie haben einhundertdreiundvierzig Sekretärinnen; eine wird sich sicherlich opfern.«
    »Man sollte Sie jetzt ohrfeigen, Doktor«, sagte Pohland mit knirschenden Zähnen. »Und ich weiß nicht, was mich abhält, es auch zu tun.«
    »Vielleicht das Gefühl, daß ich recht habe.« Dr. Wehrmann nahm eine Zeitung, drehte sie zu einem Rohr und schlug damit immer wieder auf den Schreibtisch, jedes Wort unterstreichend mit einem Hieb. »Ich habe Ihnen das Glück in der Ehe gegeben, verdammt noch mal. Ihre Frau liebt Sie wie einen Gott … warum, das begreife mal einer. Aber Sie kennen ihre Angst, Sie haben in Oberholzen selbst gesehen, wie die Seele einer Frau so vollkommen umklammert werden kann von Angst, daß sie unfähig wird, natürlich zu leben. Das alles habe ich von ihr genommen. Ich habe sie von der Angst befreit, habe Ihre Frau zurückgeführt zu der ersten und schönsten Aufgabe, Geliebte zu sein. Ich habe ihr Herz und wenn Sie es ganz klar hören wollen, auch ihren Schoß für Sie aufgeschlossen – und da stellen Sie sich hin und brüllen wie ein Stier und sind bereit, mit dem Kopf gegen die Wand zu rennen.« Dr. Wehrmann atmete schwer und hielt sich an der Schreibtischkante fest. »Ich bedauere, Herr Pohland«, sagte er kalt und mit ungeheurer Beherrschung, »daß ich Ihre ärztliche Betreuung nach dreißig Jahren aufgeben muß. Es ist mir unmöglich, Sie noch mit der Objektivität des Arztes und den Augen eines väterlichen Freundes zu sehen. Bitte, gehen Sie!«
    Er wandte sich ab und trat ans Fenster. Pohland blieb stehen, leichenblaß, mit verkrampften Fingern und zuckenden Augenwimpern.
    »Bitte gehen Sie!« sagte Wehrmann schroff.
    »Noch ein Wort, Doktor«, sagte Pohland gepreßt.
    »Nichts mehr. Ich möchte allein sein.«
    »Sie wissen, daß ich in den Dschungel reise.«
    »Ich gebe Ihnen die Adresse eines Kollegen. Er wird Sie genauso gut impfen wie ich.«
    »Darum geht es nicht. Es geht um Gerda.«
    »Um Ihre Gattin werde ich mich kümmern. Das einzig Schlechte an ihr ist, daß sie den Namen Pohland trägt.«
    »Wenn mir etwas zustößt …«
    »Ihnen? Nie! So barmherzig ist das Schicksal nicht.«
    »Ich wußte gar nicht, wie gemein Sie sein können«, sagte Pohland erschüttert. »Können Sie überhaupt nicht verstehen, was diese Entdeckung für mich bedeutet? Ich

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