Geliebter Bodyguard
auch.
Wieso hatte er sie geküsst? Impulsen gab er niemals nach, vor allem nicht in der Öffentlichkeit, vor allem nicht bei Frauen. Aber irgendetwas war an der Art und Weise, wie sie das Beste aus der Situation machte. Erst das Motel und jetzt dieser Einkauf in dem riesigen Laden, in dem sie gemeinsam die vollen Einkaufswagen mit den notwendigen Dingen des Alltags durch die Gänge schoben.
Die Ampel vor ihnen sprang auf Rot, Falco bremste ab. Während sie warteten, schaute Falco sich um. An der Straße lagen einige Geschäfte, exklusivere Geschäfte, die eher in die Kategorie der Immobilienpreise hier passten – ein Starbucks, eine Boutique, ein schickes Bistro, ein namhafter Juwelier, ein Coiffeur. Im Schaufenster der Boutique hing ein einzelnes Kleid. Lang, mit dünnen Trägern, aus fließender Seide in einer Farbe, die nur Topaz genannt werden konnte. Oder vielleicht dunkler Bernstein.
Die Farbe von Elles Augen.
Hinter ihm ertönte eine Hupe. Falco blinzelte, legte den Gang ein und zog rasant in die nächste Parklücke.
„Hab den Kaffee vergessen“, brummte er und stieg aus dem Wagen.
„Aber wir haben doch …“
Er tat, als hätte er sie nicht gehört und verschwand in dem Starbucks. Klaubte wahllos drei verschiedene Kaffeesorten zusammen, zahlte. An der Tür schaute er erst zu dem Ferrari. Elle hatte das Gesicht in die andere Richtung gewandt. Eilig schlüpfte er aus dem Laden und in die Boutique.
Fünf Minuten später kam er zum Ferrari zurück, eine Einkaufstüte mit dem Starbucks-Logo in der Hand. Er stellte die Tüte auf die Hinterbank und war sicher, dass Elle die Ausbuchtung nicht aufgefallen war.
9. KAPITEL
Irgendwie schien er den Boden zu verlieren.
Erst küsste er sie in einem überlaufenen Laden, ein Impuls, den er sofort bereut hatte. Und wie machte er es dann wett?
Indem er ein Kleid für sie kaufte. Nicht nur ein Kleid, sondern auch die passenden Schuhe. Schließlich konnte eine Frau keine flachen Sandalen zu einem Seidenkleid tragen, oder?
Er musste komplett verrückt geworden sein.
Er spielte mit dem Gedanken, umzudrehen und alles zurückzugeben. Und was sagte er der Verkäuferin? „Tut mir leid, aber ich hätte es nicht kaufen sollen“? Die Frau hatte ihn so oder so schon seltsam angesehen, als er in seinem ramponierten Aufzug den Laden betrat. Und gerührt hatte sie sich erst, als er seine schwarze American-Express-Karte zückte.
Nein, er würde nicht umdrehen. Er würde Kleid und Schuhe unauffällig in die Abfalltonne befördern. Niemand brauchte je davon zu erfahren.
Elle schon gar nicht.
Falco warf ihr einen Seitenblick zu. Regloses Profil, Arme vor der Brust verschränkt, Kinn vorgeschoben. Der Einkaufstrip, der ihr so viel Spaß gemacht hatte … ein Spiel, mehr nicht. Sie wollte, dass das Ganze so schnell wie möglich ein Ende fand.
Da konnte er ihr nur zustimmen!
Was mochte Falco jetzt denken?
Elle spürte seine Seitenblicke immer wieder auf sich ruhen – und hielt das Gesicht starr geradeaus gerichtet, als müsse sie sich auf die Straße konzentrieren.
Dabei kannte Falco den Weg und war ein mehr als souveräner Fahrer. Er handhabte diesen Wagen mit lässiger Selbstsicherheit, eine Hand am Steuer, die andere auf dem Schaltknüppel.
Wie konnte ein Mann, der Auto fuhr, sexy sein?
Elle verdrehte die Augen über sich.
Es war nicht sexy. Er war nicht sexy. Zumindest nicht für sie. „Sexy“ war ein Konzept für die Leinwand, mehr nicht.
Aber irgendetwas passierte hier. Veränderte sich. In ihrem Innern. Zwischen ihnen. Was immer es war … sie verstand es nicht, es gefiel ihr nicht, und sie wollte es nicht.
Trotzdem passierte es.
Dieser Kuss vorhin im Laden … Er hatte sie nicht umarmt, nicht einmal kurz. Und trotzdem hatte sie sich nicht gewehrt. Im Gegenteil, sie hatte sich gewünscht, es würde nie aufhören. Dieses heiße, süße, elektrisierende Verschmelzen von Lippen … bis eine pikierte weibliche Stimme hinter ihnen „Entschuldigung!“ gesagt hatte. Sie waren auseinandergestoben wie ertappte Teenager und mit den Einkaufswagen Richtung Kasse geeilt, als hinge ihr Leben davon ab.
Wären da nicht all diese Menschen um sie herum gewesen …
Elle schluckte. Stress. Das war es. Es gab keine andere Erklärung. Falco war ihr Bodyguard. Genau genommen hatte sie ihn nicht einmal als Leibwächter gewollt. Warum also sollte sie dumm genug sein, mehr zu wollen?
Das Haus kam in Sicht. Elle fasste nach dem Türgriff, bevor der Wagen überhaupt
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