Geliebter der Nacht
Dämon war gefangen.
Dann aber, kurz bevor die Öffnung sich endgültig schloss, erkannte Darius mit Entsetzen, wie eine Hand sich herausstreckte, Tains Hemd packte und ihn durch das Portal zerrte.
Mit einem lauten Zischen schloss die Öffnung sich vor Darius und Lexi, die sprachlos dastanden.
Für Darius fühlte es sich wie eine bittere Niederlage an. Er hatte den Dämon gefangen, seinen Bruder jedoch ein zweites Mal verloren.
Eine ganze Weile konnte Lexi sich nicht rühren. Ihr Herz raste von dem, was Amadja ihr gegeben hatte, was auch immer das gewesen sein mochte, und schon die leichteste Brise reichte, dass sie aus der Haut fahren wollte. Sie hatte das Gefühl, innerlich zu verbrennen, und obwohl der Mann, den sie liebte, eben seinen Bruder verloren hatte, wollte sie nichts sehnlicher, als es direkt hier vor dem Portal mit ihm zu treiben.
Im Stillen schalt sie sich für ihre mangelnde Sensibilität, während sie auf das Portal sah. Sie rechnete damit, dass es sich jeden Moment öffnete und Amadja und Tain herausgestürmt kamen.
Zehn Minuten vergingen, ohne dass etwas geschah.
»Es tut mir leid«, sagte sie zu Darius, der gewiss furchtbar traurig war. »Ich bin …« Plötzlich durchfuhr sie ein Schmerz, so dass ihr vorübergehend schwarz vor Augen wurde. Sie krümmte sich und betete, dass es aufhörte.
Sofort legte Darius die Arme um sie und hielt sie fest. Seine Berührung war erstaunlich sanft, und als das Schlimmste überstanden war, versuchte sie, sich wieder aufzurichten, konnte es aber nicht. Ein Schrillen hob in ihren Ohren an, und sie wusste, dass es mit ihr zu Ende ging. Sie rieb sich die Arme, was sie wenigstens ein bisschen beruhigte, aber nichts an der Angst und der Panik änderte, die sie erfüllten. Sie musste hier raus, ehe es zu spät war.
Als sie zur Tür wollte, hielt Darius sie zurück. »Wo willst du hin?«
Sie hatte sich lange zusammengerissen, aber jetzt konnte sie nicht mehr. »Ich … ich muss …« Sie winkte mit einer Hand durch die Luft. »Du weißt schon.«
Lächelnd zog er sie an sich. »Ja, ich weiß.« Dann beugte er sich zu ihr und küsste sie mit einer Intensität, die ihren Puls rasen ließ. Ihre Haut wurde heiß, und ein kleines bisschen Magie entwich als perlmuttfarbene Wolke in die Luft, wo sie bis unter die gewölbte Decke stieg.
Längere Zeit später beendete Darius den Kuss und sah sie an. Als sie zu ihm aufblickte, lächelte er wieder und neigte den Kopf aufs Neue. Doch bevor er sie küsste, legte sie die Hand auf seinen Mund.
»Nein. Ich kann das nicht – nicht nur halb.« In ihrem gegenwärtigen Zustand könnte sie es nicht ertragen, dass er sie maßlos erregte, um dann wieder aufzuhören.
Er fasste ihre Hand und sog sanft daran, worauf ihr noch heißer wurde. »Diesmal bringen wir’s zu Ende«, versprach er ihr.
»Wirklich?« Sie konnte ihm kaum glauben. »Aber was ist mit dem Zauber? Wenn du mit mir schläfst, verlierst du dann nicht dein Gedächtnis? Du wirst alles vergessen.«
Für einen Moment schwiegen beide, und sie wusste, dass er dasselbe dachte wie sie: dass er sich nicht einmal an den Liebesakt mit ihr erinnern würde – ja, nicht einmal an
sie
.
Und das zu wissen schmerzte noch mehr als die Magie, die sie innerlich entflammte.
Sie wollte zurückweichen, doch er drückte sie an sich. »Nichts auf dieser Welt kann mich jemals
dich
vergessen lassen. Der Zauber wirkt nur vorübergehend. Er hält nicht an.«
Unsicher starrte sie ihn an und wagte nicht, zu hoffen.
Sein Blick war wie eine Liebkosung. »Ich habe noch nie für jemanden so empfunden wie für dich, Lexi. Ich liebe dich.«
Das Gefühl war überwältigend. Er liebte sie! Was ihre eigenen Gefühle betraf – über die dachte sie lieber nicht nach, denn sie hatte Angst vor dem, was sie erkennen könnte.
Keine Liebe
, schwor sie sich im Stillen, als sie an die blinde Hingabe ihrer Schwester an deren Ehemann dachte. Sie hatte Bev vor ihrem
Tod versprochen, sich niemals zu verlieben.
Und doch …
Als spürte er ihre Unsicherheit, zog Darius sie an sich und küsste sie mit einer fiebrigen Ungeduld, die ihrer eigenen in nichts nachstand. Er küsste sie, bis sie schließlich die Beherrschung verlor, die sie ohnehin nur mit Mühe aufbrachte, und seinen Kuss erwiderte, während in ihr Gefühle aufwallten, für die sie keine Worte finden konnte.
Sie umklammerten sich gegenseitig, als könnten sie sich gar nicht nahe genug sein.
»Lexi«, hauchte er ihren Namen, »du
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