Geliebter der Nacht
Tain in einem unterirdischen Verlies haben oder vielleicht in einer Paralleldimension, die mit diesem Gebäude verbunden ist. Wir suchen also nach einer Tür oder einem Portal.«
Lexi sah sich um und entdeckte mehrere Türen, die zu den Toiletten, den Hinterzimmern und den Büros führten. »Die sehen alle ziemlich gewöhnlich aus«, sagte sie. »Woran erkennen wir die richtige Tür?«
»Das wird keine von denen hier sein«, antwortete Darius. »Wahrscheinlich ist sie mit einem Zauber belegt, der sie unsichtbar macht.« Er schaute sie an. »Wie gut bist du im Aufspüren von Zaubern?«
Sie verdrehte die Augen. »Wir sollten besser Heather dazuholen.«
Doch Darius schüttelte den Kopf und tippte sich auf die Brust. Die Luft über dem Fury-Tattoo begann zu schimmern, und langsam trat der Drache hervor. Diesmal schwoll er allerdings nicht zur Größe eines Ponys an, sondern blieb faustgroß und schwebte lautlos vor Darius.
»Ich suche nach einem Dämonenzauber. Kannst du mir helfen?«, fragte Darius den Drachen.
Lexi beobachtete, wie Fury einmal mit beiden Augen blinzelte und dann schneller durch den Raum huschte, als sie oder Darius ihn jemals hätten abwandern können. Bei seiner zweiten Runde stoppte der Drache vor einem der roten Wandbehänge. Darius und Lexi eilten zu ihm.
»Hier ist eine Tür«, sagte Darius, nachdem sie beide die Stelle angesehen hatten.
»Ich kann nichts erkennen«, gestand Lexi.
»Glaub mir, sie ist hier!« Er langte unter seinen Mantel und hielt seinen Dietrich in der Hand, als er sie wieder hervorholte. Langsam schwenkte er ihn vor der Wandverkleidung, und jedes Mal, wenn er eine bestimmte Stelle passierte, leuchtete der Schlüssel kurz auf, veränderte jedoch nicht seine Form.
»Hier ist es«, sagte Darius. »Aber der Zauber ist zu stark für meine lädierte Magie.« Er wandte sich zu Lexi. »Ich frage mich … Wenn du einen deiner magischen Feuerbälle heraufbeschwören kannst, könnte ich eventuell etwas von deiner Energie übernehmen.«
Natürlich war Lexi sofort neugierig, ob das funktionierte, und ließ einen kleinen Feuerball in ihrer Hand entstehen. Sie wusste nicht, wie Darius sich ihre Energie zunutze machen wollte, und war entsprechend überrascht, als er den Schlüssel näher an sie hielt. Sogleich spürte sie, wie die Magie aus ihrer Hand in den Schlüssel gesogen wurde, und das mit einer Stärke, die den Feuerball dehnte, streckte und verdrehte, bis er wie ein schmaler Strahl auf die Schlüsselspitze traf. Der Schlüssel nahm den gesamten Feuerball in sich auf, so dass Lexi Augenblicke später nur noch Luft in der Hand hielt. Nun leuchtete der Dietrich hell auf.
Darius plazierte den Schlüssel wieder auf der Stelle, wo er zuvor das Schloss ausgemacht hatte, und diesmal veränderte er seine Form, wurde weicher, runder und länger.
Verwundert betrachtete Lexi den ehemaligen Dietrich. »Hat er sich gerade in einen Zauberstab verwandelt?«
»Benutzen Hexen und Zauberer heute denn keine Zauberstäbe mehr?«
Lexi runzelte die Stirn. »Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht. Ich habe jedenfalls noch nie einen gesehen, außer im Theater, wo sie schlichte Holzstöckchen als Requisiten nehmen.«
»Tja, dieser hier ist ziemlich echt.« Darius trat einen Schritt zurück und zielte mit dem Zauberstab auf die Stelle in der Wandverkleidung. Ein Lichtstrahl schoss vorn aus der Stabspitze und explodierte an der Verkleidung in einem rot-weiß-grünen Funkenregen.
Lexi starrte fasziniert auf die Stelle, meinte schon, mit dem Lichtspiel hätte es sich erschöpft, als … »Ich glaub’s nicht!«, murmelte sie, als die Wandverkleidung zur Seite glitt und dahinter eine Tür zum Vorschein kam.
»Danke, Fury«, sagte Darius, worauf der Drache zu Darius geflogen kam, kurz vor dem Tattoo schwebte und dann schimmernd mit ihm verschmolz.
»Wollen wir?«, fragte Darius, der bereits nach dem Knauf griff und die Tür öffnete.
Drinnen fanden sie einen hübschen Kirschholzschreibtisch, hohe Regalwände voller Bücher und Erinnerungsstücken sowie eine Anrichte, auf der eine Karaffe mit blutroter Flüssigkeit und Gläser standen. Für Lexi sah alles entschieden zu gediegen und offiziell aus. Das passte nicht zu einem Vampirclub – mit Ausnahme der Bilder an den Wänden. Die dargestellten Orgien zwischen Vampiren und Menschen passten durchaus.
»Wonach suchen wir?«, fragte sie Darius, der die Bilder aufmerksam betrachtete. Auf ihre Frage hin drehte er sich zu ihr, und sie glaubte, die
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