Geliebter der Nacht
am liebsten die Faust hindurchgeschlagen. Wann immer sie daran dachte, dass Dari-us sie verschmähte und Mai ihn zu ihrer nächsten Eroberung machen wollte, platzte sie fast vor Wut.
Solange sie in dieser Stimmung war, fand sie garantiert keinen Schlaf. Also lehnte sie sich vor und tippte dem Fahrer auf die Schulter. »Ich hab’s mir anders überlegt. Fahren Sie mich bitte zum ›Blood Club‹!«
Sie musste dringend etwas von der überschüssigen Magie loswerden, die sie unter Hochspannung setzte, und es gab nur eine verlässliche Methode, das zu tun: ein Stelldichein mit Ricco.
Nachdem das Taxi sie abgesetzt hatte, wanderte Lexi durch den überfüllten Clubraum, ohne nach links oder rechts zu sehen. Sie wollte nur eins: in die Hinterzimmer und Ricco finden. Als sie fast dort war, brachte sie eine Hand auf ihrer Schulter zum Stehen. Kochend vor Wut drehte sie sich um und wollte gerade demjenigen die Meinung blasen, der es wagte, sie anzufassen.
»Ganz ruhig, Kleines!«, sagte Ricco mit seiner unvergleichlich samtigen Stimme und hob die Arme, um ihr zu bedeuten, dass er ihr keineswegs zu nahe treten wollte.
Lexi blickte in die sagenhaften blauen Augen, die ihr zuzwinkerten. Bevor sie Darius begegnet war, hatte sie Ricco für den attraktivsten Mann gehalten, den sie kannte. Nun aber dachte sie zum allerersten Mal, dass er doch nicht so groß war, zwar gut in Form, aber nicht sonderlich muskulös, noch dazu insgesamt ein wenig zu blass.
Was tat sie denn hier? Verglich sie ihn etwa mit Darius? Das durfte sie nicht. Mühsam rang sie sich ein Lächeln ab. »Hi, nach dir habe ich gesucht.«
»Da werden alle anderen im Club aber froh sein«, sagte er schmunzelnd und zeigte auf ihre Kleidung. »Nicht dass es mir etwas ausmacht, wenn du in deiner Nahkampf-Lederhose und mit diesem Komm-mir-bloß-nicht-zu-nahe-Ausdruck herumläufst.« Er lächelte sie an. »Ich stehe auf Gefahr.«
»Das Schöne an dir, Ricco, ist, dass du stehst – punctum.«
»Nur auf dich, Kleines. Da hält keine andere mit.« Sie hatte den Eindruck, dass er sich kurz umsah, ehe er einen Arm um ihre Schultern legte und sie zu den Hinterzimmern führte. »Und jetzt erlaube mir, dir zu zeigen, wie sehr ich auf dich stehe.«
Vermutlich war das sein Talent: jeder Frau das Gefühl zu geben, sie sei etwas Besonderes. Zumindest würde Ricco nicht von ihr weglaufen, wenn es gerade erst interessant wurde.
Beim Eingang zu den Hinterzimmern blieb Ricco stehen und bestellte ihnen Drinks. Dann ging er mit Lexi in sein Privatgemach.
Als sie hereinkam, sah sie, dass das Bett gemacht und das Zimmer geputzt war. Entweder war sie heute Abend seine Erste, oder das Personal hatte zwischendurch alles wieder aufgeräumt und das Bett neu bezogen. Sie tippte eher auf Letzteres.
Ricco schloss die Tür hinter sich und zeigte aufs Bett. »Möchtest du, dass wir sofort zur Sache kommen, oder willst du mir erst erzählen, was dich so aufgebracht hat?«
Seine lässige Art hatte ihr schon immer gefallen, ebenso wie die Tatsache, dass er stets zu wissen schien, was sie gerade brauchte.
»Da gibt es etwas, das ich dich gern fragen würde«, gestand sie, und plötzlich kam sie sich schrecklich hilflos und unsicher vor, deshalb sprach sie eilig weiter, ehe sie den letzten Rest Mut verlor. »Bin ich langweilig – ich meine, im Bett? Wenn wir mittendrin sind – ich meine, im Bett –, denkst du dann an andere Frauen?«
Ricco starrte sie entgeistert an. Dann legte er einen Finger unter ihr Kinn und hob es behutsam, so dass sie ihm in die Augen sehen musste. »Du bist vieles im Bett, aber langweilig ganz gewiss nicht.«
»Bist du sicher?«
Er lächelte. »Wenn ich mit einer Frau zusammen bin, spreche ich ungern darüber, mit wie vielen ich schon im Bett war, aber du dürftest wohl eine ungefähre Vorstellung haben. Glaub mir bitte, wenn ich dir sage, dass der Sex mit dir zu dem besten gehört, den ich je hatte.« Nun beugte er sich vor und küsste sie. Es gab eine Zeit, da hätte sie dieser Kuss vor Verlangen explodieren lassen. Aber die war vorbei.
Als hätte er es begriffen, hob er den Kopf wieder. »Und ich werde dich vermissen.«
»Es tut mir leid, Ricco. Es hat nichts mit dir zu tun.«
Auf einmal sah er traurig aus. »Genau das ist ja das Pro-blem. Es hat überhaupt nichts mit mir zu tun.« Er nahm ihre Hand und führte sie zum Bett, wo sie sich beide hinsetzten. »Willst du mir verraten, wer es ist? Obwohl … ich glaube, ich weiß es schon. Es ist der von
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