Geliebter der Nacht
doch gesehen. Die Frau geht mir knapp bis zur Hüfte! Sie wollte hinten hinaus, weil vorn jemand auf sie wartete, der sie nicht sehen sollte. Aber sie konnte wohl schlecht allein durch die Menge laufen, ohne dass jedes männliche Wesen sie für leichte Beute gehalten hätte. Ich habe bloß dafür gesorgt, dass sie sicher nach draußen kam.«
Er wartete einen Moment.
»Und du erwartest, dass ich dir das glaube?«
»Ja«, sagte er und wurde nun seinerseits wütend. »Das ist die Wahrheit! Und auch wenn du nicht fragst – fürs Protokoll: Wir hatten keinen Sex!« Er sah ihr in die Augen. »Wir – hatten – keinen – Sex.«
Der Feuerball, der bedrohlich in ihrer Handfläche geglüht hatte, erlosch. Und nun, da sie nicht mehr versuchte, ihn zu attackieren, wurde er sich ihrer beider Lage umso bewusster. Er saß rittlings auf ihr, lag eher auf ihr, um ihre Hände festzuhalten, und plötzlich war diese Stellung so erregend, dass sein Blick von ihren grauen Augen zu ihren rosigen Lippen wanderte, die er unbedingt küssen wollte.
»Wir hatten auch keinen Sex«, sagte sie leise, »Ricco und ich.«
»Ich weiß.«
Sie sah ihn verwundert an. »Aha?«
Er beugte sich etwas näher zu ihr. »Ja. Ricco und ich hatten eine kleine … Unterhaltung, nachdem du gegangen warst. Er erzählte mir, dass ihr nur geredet habt.«
Als sie ihn so unendlich hilflos und verletzlich ansah, konnte er nicht umhin, sich noch weiter zu ihr zu beugen. Einmal noch wollte er ihre Lippen kosten, auch wenn er wusste, dass er es nicht sollte. Er fühlte, wie ihre Brust sich unter den beschleunigenden Atemzügen hob und senkte.
Beinahe war er schon da, konnte beinahe ihre Süße schmecken.
»Bitte nicht!«, flehte sie ihn an. »Ich kann das nicht noch einmal ertragen.«
Ihre Bitte wirkte wie eine Eiswasserdusche auf ihn, so verzweifelt klang sie.
Er wollte ihr sagen, dass er ihr niemals weh tun würde, aber Riccos Worte gingen ihm durch den Kopf.
Zu spät.
Widerwillig stand er auf und half ihr hoch. Für einen Moment trat ein peinliches Schweigen ein, während Darius sich bemühte, sie nicht anzustarren. Leicht war das nicht, denn in ihrem losen Hemd und den kurzen Hosen wurde wirklich jede Kurve ihres Körpers betont.
»Du kannst heute Nacht hierbleiben, wenn du willst«, sagte sie schließlich. »Aber du schläfst auf der Couch.«
Nachdem er erwartet hatte, von ihr hinausgeschmissen zu werden, war er angenehm überrascht. »Danke.«
Trotzdem sah sie ihn an, als würde sie ihm nicht recht trauen. »Komm mit!«
Sie ging den Flur hinunter zu ihrem Schlafzimmer, wo sie den Wandschrank öffnete und ein Kissen herausholte. Als sie es ihm geben wollte, hätte sie ihm fast die Hand vor die Brust geknallt, so dicht stand er hinter ihr – absichtlich. Er konnte einfach nicht anders, denn er war ihr nun einmal verflucht gern nahe.
Bei der unerwarteten Nähe stockte ihr Atem, wie er bemerkte, und das wiederum ließ seinen Puls beschleunigen. Ja, sie fühlte sich genauso von ihm angezogen wie er sich von ihr. Er nutzte den Moment, um ihr in die Augen zu sehen und ihr auf diese Weise all die Gefühle zu vermitteln, die er ihr anders nicht zeigen konnte.
Dann beugte er sich vor und war erfreut, dass sie nicht zurückwich. Ihre Lippen öffneten sich ein wenig, so dass ihr warmer Atem sein Gesicht streifte. Er langte hinter sie, nahm eine Decke aus dem Schrank und bot seine gesamte Willenskraft auf, um einen Schritt zurückzutreten. »Das sollte reichen. Danke.«
Mit diesen Worten ließ er sie stehen und ging zurück ins Wohnzimmer. Dort warf er das Kissen auf die Couch, legte sich hin und deckte sich mit der Wolldecke zu, die nicht lang genug war, aber das war ihm egal. Schließlich würde er sowieso nicht viel Schlaf bekommen.
[home]
Kapitel 15
E rst spät am nächsten Morgen wachte Lexi endlich auf. Nachdem sie sich angezogen hatte, wappnete sie sich für die Begegnung mit Darius, was vollkommen überflüssig war. Die Decke, die er auf der Couch benutzt hatte, lag ordentlich zusammengefaltet unter dem Kissen, und Darius selbst war nirgends zu sehen.
Zu ihrem Ärger war Lexi enttäuscht. Sie war eine blöde Kuh! Zum Teufel mit Prinzipien! Sie hätte ihrem Gefühl nachgeben, ihm die Kleider vom Leib reißen und ihm zeigen sollen, was er verpasst hatte. Sie seufzte. Er wusste, was er verpasste, und er wollte es nicht. Dennoch gab es diese Momente, wenn sie zusammen waren. Eine Berührung. Ein hitziger Blick. Ein vielsagendes Lächeln. War
Weitere Kostenlose Bücher