Geliebter der Nacht
statt.«
»Verdammt!«, fluchte die erste Stimme. »Muss falscher Alarm gewesen sein. Na ja, nach den Vorfällen bei den Blutrittern bleiben wir trotzdem lieber auf Nummer sicher. Nehmen wir die Leute mit, bis wir alles geklärt haben.«
»Der Wagen ist da!«, rief eine dritte Stimme.
»Dann wollen wir einmal«, sagte wieder die erste.
Obwohl er seinen Kopf nicht bewegen konnte, sah Darius zumindest zum Teil, was um ihn herum vorging. Uniformierte kamen in sein Sichtfeld, hoben die gelähmten Gäste einen nach dem anderen hoch und trugen sie hinaus. Als sie bei Darius ankamen, versuchte er, sich zu regen, aber welchen Zauber sie auch benutzten, er lähmte ihn immer noch.
Sie schleppten ihn nach draußen und stellten ihn hinten in einen Lkw. Als der Laderaum voll war, wurden die Türen geschlossen, und der Wagen fuhr los.
Es dauerte nicht lange, bis sie beim Polizeirevier waren, wo man Darius mit anderen in eine große Zelle sperrte. Zunächst standen sie wie Statuen herum, doch sobald die Türen geschlossen und verriegelt waren, verschwand die Wirkung des Zaubers, und alle konnten sich wieder rühren.
Sogleich fingen mehrere Männer an, nach ihren Anwälten zu brüllen. Darius fiel auf, dass Paddy bloß zu einer der Bänke ging und sich hinsetzte.
Er hockte sich neben ihn. »Und was jetzt?«, fragte er.
Der Kobold sah verwundert zu ihm auf. »Weißt du das echt nicht?«
»Ich bin nicht von hier«, erwiderte Darius knapp.
Paddy musterte ihn mit glasigen Augen. »Kannst dich erst einmal entspannen. Die Polizei wird jeden Einzelnen befragen. Ein paar behalten sie hier, die andern können gehen.«
»Wie lange kann sich das hinziehen?« Darius kam der Gedanke, dass er in den Club zurückkönnte, solange alle noch verhört wurden, um sich in Ruhe anzusehen, was hinter der magischen Tür war, die er entdeckt hatte.
Paddy zuckte mit den Schultern. »Kein Schimmer. Ein paar Stunden auf jeden Fall – es sei denn, du kennst jemanden, der dich früher hier rausholt.«
»Zum Beispiel?«
»Zum Beispiel einen Anwalt, oder was ist mit deiner Freundin? Sie ist doch in der Branche, oder?«
Darius wollte ihm ganz sicher nicht erzählen, dass er schon von Glück reden konnte, wenn Lexi je wieder mit ihm sprach. »Ja, aber ich will sie nicht damit belästigen.«
Paddys Blick nach zu urteilen, hielt er Darius für komplett übergeschnappt. »Wie du meinst.«
Der kleine Mann lehnte den Kopf an die Wand und schloss die Augen. Eine Weile ließ Darius ihn in Ruhe, ehe er ihm eine Frage stellte, die ihn bereits beschäftigte, seit er Paddy in der Bar getroffen hatte. »Was ist mit deinem Akzent passiert?«
Paddy öffnete ein Auge und starrte ihn damit einen Moment lang schweigend an. Zuerst glaubte Darius, der Kobold hätte die Frage nicht verstanden oder wollte nicht antworten. Aber dann wurde ihm klar, dass die Unmengen Whiskey, die der kleine Mann in sich hineingeschüttet hatte, ihre Wirkung zeigten.
»Der Akzent?«, wiederholte Darius.
»Hatte nie ein’n«, sagte Paddy lallend und schwankte dabei gefährlich auf der Bankecke, so dass Darius fürchtete, er könnte jeden Moment hinunterfallen.
»Bin in New York City geboren und aufgewassen.«
Darius beäugte ihn misstrauisch. »Aber wieso …«
»Weil die Leute einen hör’n woll’n, nich’? Die sehn ein’n Kobold und woll’n, dass er sich anhört, als wär’ er eben erst vom Dampfer aus Irland gestieg’n.«
Darius vermutete, dass Paddy recht hatte. Wieder schwiegen sie eine Weile, während Darius sich die anderen Männer in der Zelle ansah. Es war ein bunt zusammengewürfelter Haufen aus Vampiren, Menschen und vielleicht sogar Werwölfen, obwohl er sich da nicht sicher war. Auf jeden Fall waren sie alle nicht die Typen, die man sich gern als Freunde aussuchte.
Zunächst bemerkte Darius das leise Summen gar nicht, das neben ihm anhob. Dann aber horchte er auf.
»Oh, das Ende naht, du schöne Mahd, drum küss mich ein letztes Mal. Wenn die Höllenhunde los sind, mein gutes Kind, wird das Leben ’ne einzige Qual. Drum hoch die Tassen, liebt und trinkt, bis die Welt in Schutt und Asche versinkt.«
»Hey, Winzling«, rief einer der Männer von der anderen Zellenseite, »halt dein verfluchtes Maul!«
Darius sah zu drei Männern hinüber, die Paddy wütend anstarrten. Der Kobold verstummte.
»Obwohl, wenn ich’s mir recht überlege«, fuhr der Mann fort, der Paddy eben angeschrien hatte, »könnte ich eigentlich einmal rübergehen und dir zeigen, was du
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