Geliebter des Windes - Croft, S: Geliebter des Windes - Unleashing the Storm - ACRO, Book 2
dich vorerst von Männern fern, okay? Besonders von dem Hurensohn, der dich bloß ausgenutzt hat.«
Sie wollte erklären, Creed habe nichts dergleichen getan. Aber dann schaute sie auf ihre Uhr. Wenn sie sich nicht beeilte, würde sie die Stunde versäumen. Sie erteilte im Hauptquartier einigen Spezialagenten Unterricht im Kampfsport. Also stand sie auf. »Wenn du dich deshalb sorgst, gib mir einen neuen Auftrag, Dev. Irgendwo. Irgendwas. Ich muss weg von hier.« Vor allem sehnte sie sich nach dem Gefühl, gebraucht zu werden. Und da Dev sie offensichtlich nicht für diese supergeheime Scheiße brauchte, mit der er sich gerade befasste, würde sie ein Job von ihren Sorgen ablenken.
»Annika …«
»Bitte.«
Das Schweigen zog sich in die Länge. Schließlich nickte Dev langsam. »Mal sehen, was ich für dich finde.«
»Danke.«
»Bedank dich nicht bei mir, ich erweise dir keinen Gefallen. Du könntest eine Pause brauchen.« Er seufzte. »Aber ich kann einfach nicht Nein zu dir sagen.«
»Du bist so gut zu mir.« Und sie hätte ihn schlecht gekannt, wenn sie das nicht genau wüsste. Immer war er gut zu ihr gewesen. Selbst dann, wenn sie es gar nicht verdiente. »Dev?«
»Hmm?«
»Warum hast du mich damals nicht - erledigt?«
Seine Brauen hoben sich um einen ganzen Zentimeter - wahrscheinlich ebenso wie ihre. Diese Worte kamen für sie nicht weniger überraschend als für ihn. Zwar hatte sie schon immer darüber nachgedacht - doch niemals gewagt, die Frage auszusprechen.
»Als du hierherkamst, warst du sechzehn. Ein Kind. Und obwohl du gefährlich warst, ich hätte niemals ein Kind getötet.«
Was für ein Softie er war … Dass er es schaffte, mit einem so weichen Herzen eine Organisation wie ACRO zu leiten, würde sie nie verstehen.
»Trotzdem hättest du mich nicht hierbehalten und in die Agentur eingliedern müssen. Du hättest mich ja auch in einem Verlies dahinvegetieren lassen und an meinem achtzehnten Geburtstag töten können. Das wäre bestimmt eine kluge Entscheidung gewesen.«
Nach allem, was sie Dev und ein paar anderen ACRO-Agenten angetan hatte.
Sie war in eine Trainingszelle gesperrt worden. Nachdem sie mehrere ihrer Coaches ernsthaft verletzt hatte, sprachen sie nur mehr durch die Sprechanlage mit ihr und stellten sie vor den ärztlichen Behandlungen mit Drogen ruhig. Wochenlang besuchte Dev sie täglich und redete durch die Gitterstäbe besänftigend auf sie ein. Aber sie glaubte ihm kein Wort. Schließlich gab sie sich
scheinbar geschlagen und wiegte sie alle in der Illusion, sie hätten gewonnen.
Als Dev die Zelle betrat, um aus nächster Nähe mit ihr zu reden, schleuderte sie ihn mit einer gewaltigen Voltsalve an die Wand. Sie flüchtete und stürmte aus dem Trainingsgebäude. Überall heulten Sirenen, das Gelände wimmelte von Agenten, Dutzende umzingelten Annika. Sie umgab sich mit ihrem elektrischen Feld und dachte, sie könnte nicht berührt werden und die Menschenmenge unbehelligt passieren. Aber irgendetwas ließ sie erstarren.
Wie sie später erfuhr, war sie von einer Telekinetikerin namens Dawn überwältigt worden. Aber auch ohne die unsichtbare Fessel, die nur durch Gedankenkraft entstanden war, hätte Annika sich wohl kaum bewegt.
Die Leute, die sie umringten, entsprachen genau der Beschreibung, die Dev ihr gegeben hatte. In all den Jahren bei der CIA hatte sie geglaubt, sie wäre unvergleichlich, eine Waffe mit einer einzigen Funktion - zu töten. Und jetzt schoss ein Mann zu ihrer Rechten Flammen aus seinen Fingerspitzen. Links von ihr schwebte eine Frau einen halben Meter über dem Boden. Sie sah, wie die Frau direkt vor ihr den Reißverschluss ihres schwarzen Fliegeranzugs öffnete und herausstieg. Sofort verschmolz sie wie ein Chamäleon mit dem Hintergrund.
Verwirrt sperrte Annika Mund und Nase auf. Dev humpelte durch die Agentenschar zu ihr, einen Arm in bizarrem Winkel verdreht, mit einer klaffenden, blutenden Wunde am Schädel. Da ließ sie die Macht entweichen, die sich in ihrem Innern gestaut hatte. Er nickte Dawn zu, und plötzlich war sie frei.
Dann streckte er eine Hand aus, die sie wortlos ergriff. Er führte sie in sein Büro, wo seine Wunde genäht und die ausgekugelte Schulter eingerenkt wurde. Zum wiederholten Mal erklärte er ihr, worum es bei ACRO ging. Und er versicherte ihr, hier würde man sie niemals so benutzen, wie es bei der CIA geschehen war.
An jenem Tag hatte er ihr Leben gerettet, trotz seines Rechts, es zu beenden. Deshalb fühlte
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