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Geliebter Freibeuter

Geliebter Freibeuter

Titel: Geliebter Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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aufgestoßen, und Eloise stand dem größten Mann, den sie jemals gesehen hatte, gegenüber. Obwohl sie selbst nicht klein gewachsen war, überragte er sie um zwei Kopflängen. Sein Haupthaar wie sein Bart waren feuerrot und wild gelockt. Hinter ihm drängten zwei weitere, zwar kleinere, aber keineswegs weniger furchterregende Gestalten in die Kajüte. Ihre Kleidung war bunt zusammengewürfelt und wirkte nicht sehr sauber.
    »Ach nee, was haben wir denn da?« Der Rothaarige kniff die Augen zusammen und musterte Eloise von oben bis unten, dann schweifte sein Blick zu Kate, die immer noch ineiner Ecke auf dem Boden kauerte. Er grinste. »Hätte nicht gedacht, hier einen solchen Schatz zu finden.«
    Obwohl Eloise wie Espenlaub zitterte, wich sie vor dem bulligen Kerl keinen Schritt zurück. War das etwa der berüchtigte Captain Dark Flynn? Der Schrecken der Meere und Mörder ihres Geliebten? Die Größe und Statur würden durchaus zu einem Piratenkapitän passen, aber warum nannte man ihn
Dark Flynn?
Sein leuchtend rotes Haar war kaum als dunkel zu bezeichnen.
    »Was wünschen die Herren?« Entschlossen, ihr und Kates Leben zu verteidigen, verschränkte Eloise die Arme vor der Brust.
    »Ha, ha, habt ihr das gehört?« Der Mann drehte sich zu seinen Kameraden um, die in sein Lachen einstimmten. »Das Täubchen fragt, was wir wollen. Na, dich, Schätzchen, und die Ältere dort in der Ecke nehmen wir auch gleich mit.«
    Eloise konnte sich nicht wehren, als der große Mann sie an der Schulter packte und zur Tür schob, dann trat er zu Kate. Fest, aber nicht unbedingt grob packte er deren Arm und zog die zitternde Frau hoch. »Na los, mitkommen.«
    Eloise wusste, wann eine Situation aussichtslos war. Keinesfalls würden zwei unbewaffnete Frauen etwas gegen die drei Männer ausrichten können, in deren Gürtel verschiedene Messer steckten. Als der eine die Hand nach ihr ausstreckte, schlug sie dennoch nach ihm.
    »Nehmt Eure Finger weg«, zischte sie. »Wir werden mitkommen, aber wagt es nicht, uns anzufassen.«
    »Oha, die hat aber Haare auf den Zähnen!«
    Der Rote lachte, ließ Kate aber los. Eloise raunte ihrer Zofe ins Ohr: »Wir müssen tun, was sie wollen. Vielleicht ergibt sich an Deck die Gelegenheit, sie zu überwältigen.«
    Nicht erst Kates skeptischer Blick sagte Eloise, dass dies wohl mehr als unwahrscheinlich sein würde, aber Eloise war wild entschlossen, sich nicht einfach abschlachten zu lassen. Sie würde ihr Leben bis zum letzten Blutstropfen gegen die Piraten verteidigen!
    Oben erkannte sie, dass ein heftiger Kampf gewütet hatte. Teile der Takelage und Holzsplitter lagen verstreut auf Deck, und die Besatzung der
Queen Beth
wurde, zu einem Haufen zusammengedrängt, im Heck von vier bewaffneten Piraten in Schach gehalten. Zu Eloises Erleichterung erkannte sie Captain Carrick. Er hatte zwar Schrammen im Gesicht, sein rechter Ärmel war zerfetzt und darunter ein blutiger Schnitt zu sehen, aber der war nicht lebensgefährlich. Ebenso Fenston, der ebenfalls ein paar kleinere Verletzungen davongetragen, aber aufrecht und sicher auf den Beinen stand. Die drei anderen Passagiere schienen unverletzt, und nach einem raschen Blick übers Deck registrierte Eloise erleichtert, keine Toten zu sehen. Oder waren diese schon über Bord geworfen worden? Es war jedoch nur allzu deutlich, dass die
Queen Beth
gekapert worden und kampfunfähig gemacht worden war.
    Männer schleppten die Kisten, Truhen und Fässer aus dem Frachtraum an Deck. Der Rotbärtige musterte jedes einzelne Stück und gab Befehl, alles auf sein Schiff zu bringen. Als er die Kiste mit dem Besteck in Händen hielt, rief Eloise: »Bitte nicht, es sind alte Familienerbstücke!«
    Erstaunt über den Einwurf sah er auf und schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Umso wertvoller wird dieser Plunder sein, Mädchen. Wenn ich dir einen guten Rat geben darf, dann halte deine Zunge etwas mehr im Zaum. Dein vorlautes Mundwerk könnte dir viel Ärger bescheren.« Er wandte sich wieder derLadung zu. »Lasst auf dem Schiff die Lebensmittel, die die Mannschaft braucht, um die nächste Küste erreichen zu können, den Rest verladet auf unser Schiff. Aber schnell.«
    In Eloise keimte Hoffnung auf. Verstohlen tauschte sie mit Captain Carrick einen Blick, in seinen Augen stand Erleichterung. Offenbar waren die Piraten nicht an den Menschen der
Queen Beth
, sondern nur an deren Ladung interessiert. So, wie sie bereits mit dem niederländischen Handelsschiff verfahren waren.

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