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Geliebter Freibeuter

Geliebter Freibeuter

Titel: Geliebter Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Faust krachte auf die Tischplatte. »Haben wir jemals Geiseln genommen? Nein, wir holen uns, was wir wollen, und lassen die Menschen ziehen. Was hast du dir dabei bloß gedacht, Cubert?«
    In Cubert regte sich Trotz, denn er hatte es nur gut gemeint.
    »Ach, Flynn, die eine der Frauen ist eine ganz Reiche, und sie war auf dem Weg zu ihrem Verlobten. Das gibt sicher ein hübsches Sümmchen, denn jeder Mann würde sein letztes Hemd für so eine Braut opfern.«
    Captain Dark Flynn setzte sich wieder und schenkte sich einen Becher Rum ein.
    »Wer ist der Verlobte? Wo lebt er, und hat er überhaupt genügend Geld?«
    Cubert stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Der Captain, der für ihn nicht nur der Oberbefehlshaber des Schiffes, sondern seit Jahren sein Freund war, hatte seinen Zorn überwunden, und nun siegte die praktische Seite in ihm. Er, Cubert, hatte es doch gleich gewusst, darum hatte er auf eigene Faust gehandelt und die beiden Frauen auf das Piratenschiff bringen lassen.
    »Sie hat es mir bisher nicht gesagt. Die andere Frau scheint ihre Erzieherin oder so etwas Ähnliches zu sein. Sie weigern sich, ihre Namen zu nennen.«
    Dark Flynn bedachte den Freund mit einem schrägen Blick.
    »Dann finde es heraus, Cubert, aber bald. Ich möchte diese
Fracht
so schnell wie möglich wieder loswerden. Geiseln passen nicht in unsere Pläne. Bis wir wissen, was wir wollen, werden die Damen gut behandelt. Ist das klar?«
    »Aye, aye, Captain!« Cubert salutierte. »Möchtest du dir jetzt ansehen, was wir erbeutet haben? Sind einige Kostbarkeiten darunter.«
    Captain Flynn erhob sich. Sein Zorn war verraucht. Er kannte und vertraute Cubert seit vielen Jahren, und vielleicht war die Idee, Lösegeld zu erpressen, gar nicht so schlecht. Auch wenn er nie zuvor Passagiere zu diesem Zweck entführt hatte – man musste auch mal neue Wege beschreiten.
    »Gut, sehen wir uns die Ladung an. Vielleicht ist ja auch ein Hinweis auf die Identität und das Reiseziel unserer unfreiwilligen Gäste darunter.«
     
    Die Waren der
Queen Beth
waren in den großen Laderaum gebracht worden, aber noch hatte niemand eine Kiste oder Truhe geöffnet. Das oblag allein dem Kapitän, und niemand hätte gewagt, dem zuwiderzuhandeln. Es war kein großer Schatz, den die Mannschaft von dem Handelsschiff erbeutet hatte – neben einer Truhe mit Dukaten waren es hauptsächlich Gegenstände des täglichen Gebrauchs sowie zwei Dutzend Stoffballen, die in England gewebt worden waren. Als Captain Flynn die persönlichen Besitztümer seiner neuen Passagiere in Augenschein nahm, stieg ihm ein feiner Duft nach Verbenen in die Nase, und das, obwohl die Sachen seit Wochen auf einem Schiff gelagert worden waren. Unmerklich für die anderen, zuckte er leicht zusammen, denn der Geruchweckte eine Erinnerung in ihm, die er längst vergessen glaubte. Flynn nahm ein paar Taschentücher in die Hand.
E.M.
war in kleinen und sauberen Stichen in die Ecken gestickt. Er hielt Cubert ein Tuch hin.
    »Hier, die Anfangsbuchstaben ihres Namens haben wir. Es wird doch nicht so schwierig sein, herauszufinden, wer ihr Verlobter ist.«
    Sorgsam legte er ein Stück nach dem anderen zur Seite. Schließlich wurde Flynn fündig – die Papiere der beiden Damen befanden sich in einer Truhe mit Kleidung. Durch vier kleine Luken fiel nur wenig Licht in den Laderaum, so entging es Cubert, wie Flynn erbleichte und seine Hände für einen Moment zitterten. Er hatte sich aber gleich wieder unter Kontrolle und sagte, an den Freund gewandt: »Ich glaube, du hast einen guten Fang gemacht, Cubert. Es handelt sich um Lady Eloise Gilbert aus Cornwall in Begleitung ihrer Zofe Kate. Offenbar auf dem Weg nach Jamaika, um dort zu heiraten, denn die vielfältigen Sachen hier scheinen mir eine Mitgift zu sein.«
    Als Cubert den Kasten mit dem kunstvoll gefertigten Tafelbesteck öffnete, hob der Captain erstaunt eine Augenbraue. Er nahm ein Messer in die Hand und strich beinahe liebevoll über den Griff.
    »Das ist Serpentine-Stein«, murmelte er. »Was für eine schöne Arbeit, und sehr wertvoll.« Er sah seinen Gehilfen an. »Das bestätigt, dass die Dame aus Cornwall stammt, denn nur dort wird dieser wundervolle Stein abgebaut und verarbeitet.«
    Cubert gab einen grunzenden Laut von sich. Sicher, die Einlegearbeiten schimmerten in einem schwarzen, leicht gemaserten Schein und glänzten wie poliertes Metall, aber er war ein Mann aus einfachen Verhältnissen. Ein Essbesteckdiente dazu, die Nahrung zu

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