Geliebter Freibeuter
musst etwas essen«, wiederholte Kate besorgt. »Es ist niemandem damit gedient, wenn wir hungern, und wir werden unsere Kräfte noch brauchen.«
Sie schielte auf die Schale, die Cubert ihr hingestellt hatte, und der Duft des frischgebackenen Brotes stieg in Kates Nase und ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Seit zwei Tagen waren sie jetzt in der Gewalt der Piraten, und seitdem hatte Eloise außer Wasser nichts angerührt.
»Du kannst gerne essen, Kate«, sagte Eloise sanft. »Ich werde jedoch erst dann einen Bissen anrühren, wenn ich Captain Dark Flynn persönlich gegenüberstehe und ihm meine Verachtung mitten ins Gesicht schleudern kann.«
»Dann wirst du wohl kaum noch Gelegenheit haben zu speisen«, entgegnete Kate spontan. »Eloise, mein Mädchen, wir sind in einer schlimmen Situation, aber wir müssen versuchen, das Beste daraus zu machen. Vielleicht will der Pirat wirklich nur das Lösegeld erpressen und lässt uns dann frei. Sonst würde man wohl kaum den Aufwand betreiben, uns hier festzuhalten, und hätte uns doch längst getötet.«
Kates Argumente waren nicht völlig von der Hand zu weisen, und Eloise wusste selbst, dass sie mit Trotz nicht weiterkam. Natürlich wollte sie nicht verhungern, und nach zwei Tagen im Hungerstreik knurrte ihr Magen gewaltig, und ihr war übel. Außerdem roch die Suppe wirklich nicht schlecht … und das Brot war weiß und noch warm …
Zögernd griff sie nach dem Löffel, tauchte ihn in die Schüssel und nahm den ersten Bissen. Kate seufzte erleichtert, dann aß auch sie ihre Portion restlos auf.
»Bist du nun zufrieden?«, fragte Eloise, als sie die Schüssel geleert hatte. Wider Erwarten war die Suppe recht gut gewesen, und mit vollem Magen fühlte sie sich gleich besser.
Kate trat zu Eloise und schloss sie in ihre Arme.
»Wir werden das hier überstehen, mein Mädchen«, sagte sie, und ihre Stimme klang überzeugter, als ihr zumute war. »Dieser Cubert scheint mir kein brutaler Kerl zu sein, auch wenn er etwas polternd auftritt. Aber ich glaube, im Kern hat er ein gutes Herz.«
Eloise löste sich aus Kates Armen und sah diese erstaunt an.
»Jetzt sag bloß, du hast Verständnis für diese Verbrecher und Mörder!«
»Aber nein, natürlich nicht«, beeilte sich Kate zu versichern. »Ich habe nur das Gefühl, dass Cubert zwar gerne droht und mit seiner beeindruckenden Erscheinung Menschen einschüchtern kann, aber im Grunde kein böser Mann ist.«
Diese Meinung teilte Eloise ganz und gar nicht. In den vergangenen Tagen war ihnen zwar kein Leid zugefügt worden, dennoch waren sie Gefangene und wussten nicht, wohin das Schiff sie brachte. Am meisten ärgerte sich Eloise allerdings darüber, dass Captain Dark Flynn offenbar zu keiner Konfrontation bereit war. Wenn sie schlaflos in der Koje lag, stellte sie sich vor, wie sie dem Mann die Meinung sagen würde. Sie würde ihm entgegenschleudern, dass er ihren Geliebten getötet und damit ihr Leben zerstört hatte. Sie würde ihn ihre ganze Verachtung spüren lassen und wünschte sich erneut, selbst ein Mann zu sein und Captain Dark Flynn zum Zweikampf fordern können.
Dark Flynn merkte sofort, dass Cubert ärgerlich war, als er die Kapitänskajüte betrat. Der Captain hatte sein Mahl ebenfalls soeben beendet und griff durstig zu einem Krug Wasser.
»Diese verflixten sturen Weiber.« Cubert ließ sich ächzend auf einen Stuhl fallen.
Flynn grinste.
»Wollen sie immer noch nicht essen? Und weißt du endlich, an wen wir unsere Forderung stellen können?«
»Nein, diese Lady ist äußerst verstockt«, grummelte Cubertund sah seinen Captain um Entschuldigung bittend an. »Du hast recht gehabt, Flynn, es war eine dumme Idee, die Weiber mitzunehmen. Wir haben nichts als Schwierigkeiten …«
»Du hast Probleme mit ihnen«, erinnerte Flynn seinen Freund. »Ich habe dir gesagt, dass die Frauen ganz allein deine Angelegenheit sind. Ich möchte auch nichts von dem Lösegeld, solltest du jemals auch nur einen Penny bekommen. Frauen an Bord bringen immer Probleme mit sich.«
Cubert musste dem Captain zustimmen. Es war ein Fehler gewesen, darum schlug er vor: »Wir könnten sie in einem Hafen auf einer der Inseln aussetzen. Von dort aus werden sie dann schon jemanden finden, der sie nach Jamaika bringt.«
Flynn lachte laut und stieß Cubert neckisch mit einem Finger in die Rippen.
»Du willst kneifen? Zugeben, zwei schwachen Frauen nicht gewachsen zu sein? Oh, mein Freund, vielleicht sollten ich mir diese
Weitere Kostenlose Bücher