Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebter Freibeuter

Geliebter Freibeuter

Titel: Geliebter Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
Vom Netzwerk:
bemerkte Eloise sarkastisch. »Wohin sollten wir auch gehen? Die Insel scheint mir nicht sehr groß zu sein, und seine Männer würden uns bald wieder einfangen.«
    Kates Hände strichen über die seidenen hellgelben Vorhänge.
    »Es ist sehr elegant und gemütlich, nicht wahr, Eloise?«
    Eloise stieß ein verächtliches Schnauben aus.
    »Es ändert nichts an der Tatsache, dass wir hier ebenso wie auf dem Schiff Gefangene sind.« Sie setzte sich aufs Bett, und die weiche Matratze gab unter ihrem Gewicht nach. Aus der blütenweißen Bettwäsche stieg derselbe wohltuende Duft auf.
    »Ich finde es hier sehr schön.« Ein leicht trotziger Unterton schwang in Kates Stimme mit. »Captain Flynn scheint hier wie ein Feudalherr zu leben. Und diese Betty … sie ist ein sehr freundliches Mädchen.«
    »Haushälterin! Pah!« Unwillig zog Eloise die Nase kraus. »Wahrscheinlich kümmert sie sich nicht nur um das Haus, sondern wärmt dem Piraten des Nachts das Bett …«
    »Eloise!«, rief Kate entsetzt. »Ich bitte dich, deine Worte zu überdenken.«
    Eloise wurde einer Antwort enthoben, denn nach einem kurzen Klopfen an der Tür hievten zwei Männer die Truhen mit Eloises und Kates Kleidern in das Zimmer. Hinter ihnen erschien noch mal Betty, die sagte: »Es wird Euch gleich ein Bad gerichtet, Mylady. Wir speisen um neun Uhr heute Abend.«
    »Etwa mit Flynn?«, entfuhr es Eloise.
    Betty stockte und sah Eloise überrascht und auch ein wenig tadelnd an.
    »Selbstverständlich mit
Captain
Flynn. Es ist so schön, dass er wieder zu Hause ist.«
    Da war er wieder – der Glanz in den Augen der schwarzen Schönheit. Ein Glanz, der heiß durch Eloises Körper fuhr. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie annehmen müssen, dass es die Flamme der Eifersucht war. Aber das war natürlich völliger Unsinn!
     
    Eloise nahm sich fest vor, bei diesem Abendessen sich vor Dark Flynn nicht wieder eine Blöße zu geben. Mit hoch erhobenem Kinn betrat sie das Speisezimmer. Die Dunkelheit hatte sich bereits über das Land gesenkt, und der Raum schimmerte im Licht Dutzender von Kerzen. Von draußen drangen neben ungewohnten Düften die Geräusche einer karibischen Nacht herein, die für Eloise faszinierend und zugleich auch ein wenig beängstigend waren.
    Der Tisch war aufwendig mit kostbarem Geschirr und Tafelsilber und – zu Eloises Erleichterung – nur für vier Personen gedeckt. Diese Betty schien also nicht mit ihnen an einem Tisch zu speisen, wobei Eloise das natürlich gleichgültig sein könnte, wie sie sich insgeheim tadelte.
    Captain Flynn war mit hellen Hosen, einem mitternachtsblauen Rock und einem weißen Hemd mit gerüschtem Jabot wie ein englischer Gentleman gekleidet. Sein volles, schwarzes Haar war mit einem blauen Samtband im Nacken zu einem Zopf gebunden. Auch Cubert zeigte sich recht elegant und wirkte so gar nicht mehr wie ein rauhbeiniger Pirat.
    Als Eloise und Kate eintraten, verbeugte sich Captain Flynn formvollendet vor ihnen.
    »Willkommen in meinem bescheidenen Heim, meine Damen. Ich freue mich, dass Ihr meine Gastfreundschaft annehmt.«
    Eloise stieß einen verächtlichen Laut aus.
    »Es bleibt uns ja keine andere Wahl, Captain.«
    Dennoch griff sie zu dem Glas mit goldgelbem Sherry, das Flynn ihr reichte, er selbst genehmigte sich ein Glas Rum.
    »Weißer Rum aus Jamaika«, erklärte er ungefragt. »Der beste Rum der Welt.«
    Wenig später trugen Betty und ein jüngeres Mädchen die Speisen auf. Es gab köstlich zartes Geflügel, für Eloise unbekanntes Gemüse und weißen, süßen Wein. An diesem Abend hatte Eloise sich unter Kontrolle, sie war jedoch froh, dass Flynn während des Mahls offenbar keine Konversation betreiben wollte. So aßen sie schweigend. Erst als das Geschirr abgeräumt war und Betty den Kaffee servierte, lehnte Flynn sich entspannt zurück. Er griff nach einer Schachtel mit Zigarren, bot Cubert eine an, und nachdem er den Rauch des ersten Zuges genüsslich inhaliert hatte, sagte er: »Ich nehme an, Ihr habt Eure Absicht, den Namen Eures Verlobten weiterhin zu verschweigen, nicht geändert?« Er wartete eine Antwort nicht ab und fuhr fort: »Wie Ihr seht, lässt es sich in dieser Umgebung recht gut leben, und von mir aus könnt Ihr hierbleiben, so lange Ihr möchtet. Ich beginne, mich an Eure Anwesenheit zu gewöhnen. Allerdings könnte es mit der Zeit etwas einsam für Euch werden, denn außer mir, meinen Leuten und ein paar Dutzend Arbeitern gibt es in diesem kleinen Paradies keine

Weitere Kostenlose Bücher