Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebter Freibeuter

Geliebter Freibeuter

Titel: Geliebter Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
Vom Netzwerk:
den Impuls, Betty vorzuwerfen, dass sie offensichtlich in Flynn verliebt sei.
    »Ich verdanke ihm mein Leben.« Plötzlich war Betty ganz ruhig. Sie sah Eloise fest in die Augen, als sie sehr ernst sagte: »Mein Leben und das Leben meines Bruders und meines Vaters. Ohne den Captain wären wir alle längst tot.«
    Darauf wusste Eloise keine Erwiderung, denn irgendwie glaubte sie Betty. So hielt sie die junge Frau nicht zurück, als sie ihr ins Zimmer folgte. Dort fragte Eloise: »Möchtest du mir erzählen, wie der Captain dein Leben gerettet hat?«
    Ein schmerzvoller Ausdruck legte sich über Bettys Augen, als sie leise antwortete: »Er hat uns aus der Hölle befreit. Aus der Hölle des weißen Mannes, der uns aus meiner Heimat gestohlen und in das tiefste Elend, das man sich vorstellen kann, gestoßen hat. Aber der Captain hat den weißen Teufel besiegt und uns die Freiheit wiedergegeben.«
    »Wenn man dir zuhört, sollte man meinen, der Captain wäre ein Heiliger«, bemerkte Eloise.
    Betty hob den Blick, faltete die Hände und sagte imBrustton der Überzeugung: »Kein Heiliger, nein, Mylady. Der Captain ist ein Gott, denn nur ein großer Gott kann das vollbringen, was der Captain vollbracht hat und immer noch Gutes tut.«
    Eloise verschlug es die Sprache – etwas, das bisher in ihrem Leben nur selten geschehen war.

8. Kapitel
     
    In den nächsten Tagen bekam Eloise den Captain nicht zu Gesicht. Sie und Kate blieben in ihren Zimmern. Betty und das junge Mädchen, das ihr zur Hand ging, brachten ihnen das Essen hinauf. Es gab zwar eine kleine Auswahl an Büchern in Eloises Zimmer, aber schnell machte sich Langeweile breit. Tagsüber ruhte sie meistens bei geschlossenen Läden, da es zu heiß war und Eloise das Klima nicht gewöhnt war. In der Nacht lag sie wach und fand keinen Schlaf.
    Am Morgen des dritten Tages stand Eloise bei Sonnenaufgang auf, kleidete sich leise an, um Kate nicht zu wecken, und ging hinunter. Nach wie vor gab es keine verschlossenen Türen. Warum also sollte sie nicht einen Spaziergang machen? Noch herrschte die Kühle der Nacht vor, die bald der drückenden Hitze des Tages weichen würde. Tief atmete Eloise die klare Luft ein und lenkte ihre Schritte in Richtung des Waldes hinter dem Haus. Sie war erst wenige Meter weit gekommen, als plötzlich und völlig unerwartet Betty neben ihr auftauchte. Eloise hatte sie nicht kommen hören, es schien, als wäre ein Geist ihr gefolgt.
    »Ihr solltet hier nicht weitergehen«, mahnte Betty, unternahm aber keinen Versuch, Eloise aufzuhalten.
    Eloise kümmerte sich nicht um die Warnung der jungen Frau. Ein bunter Vogel krächzte direkt über ihrem Kopf, so dass sie erschrocken einen Schritt zur Seite machte und sich ihr Rock prompt in einem Dornengestrüpp verfing. Bereitwillighalf Betty, den Stoff aus den Dornen zu befreien, aber sie konnte ein Kichern nicht unterdrücken.
    »Ihr solltet andere Kleidung tragen, Mylady«, sagte sie und deutete erst auf Eloises Kleid, dann auf ihres, das wie ein loses Gewand locker um ihren schlanken und biegsamen Körper geschlungen war.
    »Ich habe nichts anderes«, entgegnete Eloise.
    »Oh, wenn Ihr wollt, können wir zusammen ein Kleid schneidern. Das ist nicht schwierig, und für Eure Begleiterin können wir auch eines machen. Der Captain hat einen ganzen Lagerraum voller schöner und guter Stoffe.«
    Eloise war über Bettys Hilfsbereitschaft tatsächlich gerührt, allerdings gab es etwas, das sie nicht außer Acht lassen wollte.
    »Die Stoffe stammen bestimmt aus Kaperfahrten, nicht wahr? Es tut mir leid, aber ich kleide mich nicht in Diebesware.«
    »Ihr habt eine sehr schlechte Meinung vom Captain.« Betty wirkte betroffen. »Ihr müsst ihn nur besser kennenlernen, dann werdet Ihr feststellen, wie freundlich und gut er ist.«
    »Ja, ja, ich weiß … ein Gott …« Eloise winkte ab. »Tatsächlich ist er ein gemeiner Dieb und Mörder. Du weißt, dass er unser Schiff überfallen und meine Begleiterin und mich entführt hat? Es tut mir leid, aber ich kann darin weder Freundlichkeit und noch weniger Güte erkennen.«
    Betty sah sie entsetzt an.
    »So dürft ihr nicht sprechen, Mylady! Der Captain tut keiner Fliege etwas zuleide … außer denen, die es verdient haben.«
    Eloise verzichtete auf eine Erwiderung, denn gleichgültig,was sie sagte, sie würde Betty nicht von ihrer Meinung über Captain Flynn abbringen können.
    Der Wald lichtete sich, und sie erkannte eine Ansammlung von flachen Holzhütten, die jedoch

Weitere Kostenlose Bücher