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Geliebter Freibeuter

Geliebter Freibeuter

Titel: Geliebter Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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entgegnete Eloise erstaunt. »Warum muss eine Zuckerrohrplantage mit einer Mauer umgeben werden?«
    Captain Carrick wurde es erst jetzt bewusst, dass er das Thema besser nicht angesprochen hätte. Er wusste, dass die Plantage zum Schutz vor den Einheimischen so stark befestigt worden war, aber offenbar hatte Sir Morgans Verlobte davon keine Ahnung. Nun, es war nicht seine Aufgabe, die Dame über die Geschäfte ihres zukünftigen Mannes aufzuklären. Er nahm die Serviette ab und stand auf.
    »Wenn die Damen mich bitte entschuldigen möchten? Ich habe noch auf der Brücke zu tun. Lady Gilbert … Miss Kate …«
    Als der Captain die Kajüte verlassen hatte, lehnte sich Eloise mit gerunzelter Stirn zurück. Was als harmlose Plauderei begonnen hatte, war zu einem Thema geworden, über das der Captain offensichtlich nicht gerne sprach.
     
    Je weiter die
Queen Beth
nach Südwesten segelte, desto wärmer wurde es. Bald schon konnten Eloise und Kate bei ihren täglichen Spaziergängen auf Deck auf einen Mantel verzichten, und Eloise genoss es, ihr Gesicht der Sonne zuzuwenden.
    »Du willst wohl Sommersprossen und eine braune Haut wie die armen Bauersleute bekommen«, ermahnte Kate sie mit erhobenem Zeigefinger und bat sie, wenigstens einen Sonnenhut zu tragen.
    Eloise lachte.
    »Ach, Kate, auf Jamaika scheint das ganze Jahr über die Sonne. Da wird es unvermeidlich sein, etwas Farbe zu bekommen.«
    »Ich bin sicher, auch dort werden die Damen ihren Teint schützen.« Verächtlich zog Kate die Mundwinkel nach unten. »Deine Eltern haben mich gebeten, auf dich aufzupassen, darum bitte ich dich jetzt, dich in den Schatten zu begeben. Eine Dame setzt sich niemals der direkten Sonne aus.«
    Seufzend kam Eloise der Aufforderung nach. Eine Dame … sie war als Dame geboren und erzogen worden, doch manchmal zweifelte sie daran, ob sie für ein solches Leben auch bestimmt war. Eloise konnte sich ihr Gefühl nicht näher erklären, aber hier auf dem Schiff fühlte sie sich frei vonjeglichen Konventionen, und sie wünschte sich, ewig weiterzusegeln. Hier musste sie keine Einladungen zum Tee annehmen, bei denen ältliche Damen den neuesten Klatsch austauschten, mit abgespreiztem kleinem Finger die Tasse hielten und die vorteilhaftesten Ehen diskutierten. Eloise hatte keine genaue Vorstellung davon, was sie als Ehefrau von David Morgan erwartete, aber sie hoffte, dass das Leben auf einer Karibikinsel weniger konventionell als im steifen England sein würde.
    Trotzdem … wenn diese Reise doch ewig dauern könnte …

3. Kapitel
     
    Mehr aus Langeweile als aus Interesse begann Eloise, in den wenigen Büchern, die sich in der Kapitänskajüte befanden, zu stöbern. Es waren natürlich weder Romane noch sonst erbauliche Literatur, sondern ausschließlich Bücher über die Schifffahrt. So erfuhr Eloise einiges über die Unterschiede von Fregatten, Schaluppen, Schonern und Brigantinen. Sie las über das Navigieren auf hoher See und das Setzen der Segel, um vor dem Wind zu kreuzen. Obwohl sie die meisten Fachausdrücke nicht verstand, wusste sie bald, wie ein Sextant anzuwenden war und wie man die Fadentiefe bestimmte. Je mehr sie las, desto mehr wurde Eloises Interesse für die Seefahrt geweckt. Kate schüttelte lächelnd den Kopf über Eloises Eifer.
    »Nun ja, immerhin ist Jamaika eine Insel. Wer weiß, vielleicht werden dir diese Kenntnisse eines Tages von Nutzen sein.«
     
    Vor sechs Tagen hatten sie die Azoren verlassen, seitdem segelte die
Queen Beth
übers Meer, ohne Land gesehen zu haben. An einem Vormittag standen Eloise und Kate an der Reling und blickten in die Ferne. Plötzlich stutzte Eloise. War das nicht ein Segel da vorn? Oder handelte es sich um eine Lichtspiegelung? Sie kniff die Augen zusammen, doch das Bild blieb nicht nur, sondern wurde größer und deutlicher. Tatsächlich, vor ihnen kreuzte ein Segler. Seit den Azoren hatten sie kein Schiff gesehen, und gerade, als Eloisejemanden darauf aufmerksam machen wollten, erschallte der Ruf aus dem Ausguck: »Schiff voraus! Drei Strich Steuerbord!«
    Sofort wurde es an Bord lebendig. Matrosen liefen an die Reling, und Captain Carrick trat neben die Frauen.
    »Bitte begebt Euch in Eure Kajüte.« In seinen Augen las Eloise Sorge. »Verriegelt die Tür und bleibt dort, egal, was geschieht.«
    »Sind das Piraten?«, rief Kate erschrocken und klammerte sich an Eloises Arm.
    Die Gesichtszüge des Captains blieben unbeweglich, als er antwortete: »Es ist nicht auszuschließen,

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