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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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dass ein Mann sich und seine Umgebung beherrscht, und sie bringt ihn dem wahren spirituellen Bewusstsein näher. Die Hindus üben Selbstbeherrschung, indem sie die Innenwände ihrer Tempel mit erotischen Motiven ausstatten. Der Besuch der Tempel ist eine Übung in Glauben und Disziplin. Nur wirkliche Meister können sich die Malereien und Skulpturen ansehen, ohne erregt zu werden.«
    Lara konzentrierte sich auf das Flechten ihres Zopfes. »Hast du einen dieser Orte besucht?«
    »Natürlich. Leider gehöre ich nicht zu den Meistern.«
    »Wie überraschend«, erwiderte Lara spröde. Unwillkürlich musste er grinsen.
    »Meine Begleiter sagten, ich reagiere wie die meisten Engländer. Die Hindus sind uns weit überlegen in der Beherrschung der Grenzen von Schmerz und Lust. Auf der höchsten Stufe kontrollieren sie sogar ihren Geist und ihren Körper.«
    »Heiden«, sagte Lara, die ihren Zopf zu Ende geflochten hatte.
    »Ja, sicher. Sie verehren viele Götter, einschließlich Shiva, dem Herrn der Tiere und dem Gott der Fruchtbarkeit.
    Man hat mir gesagt, dass er Millionen sexueller Stellungen entwickelt hat, obwohl er seinen Gefolgsleuten nur ein paar tausend beigebracht hat.«
    »Millionen …« Lara war so verblüfft, dass sie sich zu ihm umdrehte. »Aber es gibt doch nur eine …« Fassungslos starrte sie ihn an.
    Hunters Vergnügen daran, sie zu necken, ließ nach und auf einmal fehlten ihm die Worte. Er blickte sie ähnlich fassungslos an. Das war also der Akt für sie gewesen, eine freudlose, zweckgerichtete Angelegenheit. Kein Wunder, dass sie ihn nur so zögernd willkommen geheißen hatte.
    »Lara«, sagte er sanft, »es gibt Dinge, die ich dir nie gezeigt habe … Dinge, die ich vielleicht besser getan hätte …«
    »Es ist schon in Ordnung«, unterbrach sie ihn verlegen. »Bitte, ich möchte nicht über die Vergangenheit diskutieren – vor allem nicht über diesen Teil. Ich möchte jetzt schlafen gehen. Ich bin sehr müde.« Sie schlug die Bettdecke zurück.
    Hunter war klar, dass er jetzt gehen musste, aber irgendetwas trieb ihn dazu, auf sie zuzutreten und ihre schmale Hand zu ergreifen. Er hob sie an seine Lippen und drückte einen brennenden Kuss auf ihre Handfläche. Sie erschauerte, versuchte aber nicht, ihm ihre Hand zu entziehen.
    »Eines Tages räumst du mir einen Platz an deiner Seite ein«, murmelte er. Dann ließ er sie langsam los und sie rieb ihre Hand, als würde sie schmerzen. »Habe ich dir wehgetan?« erkundigte er sich stirnrunzelnd.
    »Nein, es ist nur … nein.« Sie bedachte ihn mit einem seltsamen Blick.
    Müde lächelnd schüttelte er den Kopf. Dann verließ er rasch das Zimmer, denn er wusste genau, dass er sich nicht mehr würde beherrschen können, wenn er noch einen Augenblick länger dabliebe. Als er die Tür hinter sich schloss, sah er sich noch einmal um. Bewegungslos stand sie da, das Gesicht zu einer süßen Maske erstarrt.

Kapitel 5
    Am nächsten Tag stellte Lara voller Bestürzung fest, dass der Besucherstrom des Vortages nichts gewesen war im Vergleich zu der Sintflut, von der sie nun heimgesucht wurden. Es kam ihr so vor, als ob sämtliche vierundsiebzig Räume des Schlosses überfüllt wären. Politiker, Adlige und Leute aus dem Ort kamen, um ihre Aufwartung zu machen, getrieben von Neugier und Aufregung über Hawksworths Heimkehr. Vier- und sechsspännige Kutschen säumten die Auffahrt und die Dienstbotenhalle war voller Lakaien und Kutscher in allen möglichen Livreen.
    »Soll ich sie wegschicken?«, hatte Lara Hunter am Morgen gefragt, als die Flut der Besucher gerade einsetzte.
    »Mrs. Gorst kann allen sagen, du fühltest dich nicht wohl …«
    »Lass sie herein.« Als ob er sich darauf freuen würde, lehnte er sich in dem Sessel in der Bibliothek zurück. »Ich möchte ein paar vertraute Gesichter aus der Vergangenheit sehen.«
    »Aber Dr. Slade hat dir für die nächsten Tage Ruhe verordnet, damit du dich hier erst einmal wieder einleben kannst.«
    »Ich hatte monatelang Ruhe.«
    Lara blickte ihn erstaunt an. Hunter, der immer so auf die Würde der Familie bedacht gewesen war, musste doch wissen, dass es nur schicklich war, wenn er sich ein paar Tage lang zurückzog und seine Rückkehr in die Gesellschaft mit Bedacht vorbereitete. »Es wird der reinste Zirkus werden«, warnte sie ihn. »Du kannst sie nicht alle auf einmal empfangen.«
    Hunter lächelte sie freundlich an, sein Tonfall jedoch war unnachgiebig. »Ich bestehe darauf.«
    Und er hatte jeden

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