Geliebter Fremder
zu.
»Danke«, sagte sie. Bevor er antworten konnte, hatte sie sich auf die Zehenspitzen gestellt, die Hände gegen seinen Brustkorb gepresst und drückte ihm einen Kuss auf die glatt rasierte Wange. Hunter stand ganz still und hielt den Atem an. Der Kuss war völlig keusch, aber Hunter stand da wie verzaubert.
Ihre Blicke trafen sich und er lächelte. »Für einen solchen Kuss würde ich durch den Kanal schwimmen«, sagte er und eilte in Richtung der Bibliothek.
Lara aalte sich in der riesigen Kupferbadewanne und schloss zufrieden die Augen. Das warme Wasser drang ihr in jede Pore und der Lavendelduft, den Naomi hineingegeben hatte, stieg in die Luft. Ein paar Strähnen ihres Haares hatten sich aus ihrem Knoten gelöst und hingen ins Wasser. Während sie sich das Wasser über Hals und Brust spritzte, öffnete jemand, ohne anzuklopfen, die Tür zu ihrem Ankleidezimmer.
Lara erstarrte, während Naomi dem Besucher entgegenging, um ihn zurechtzuweisen. »Oh, Mylord«, hörte Lara das Mädchen sagen, »Lady Hawksworth ist indisponiert… das heißt…«
Hunter trat in das Ankleidezimmer und blieb stehen, als er seine Frau in der Badewanne liegen sah. Laras Zehen krümmten sich um den Rand der Wanne.
»Ich dachte, du seist schon fertig«, sagte Hunter und starrte sie unentwegt an.
»Wie du sehen kannst, liege ich noch in der Badewanne«, erwiderte Lara, wobei sie sich bemühte, würdevoll zu klingen. »Naomi, bitte geleite Lord Hawksworth hinaus.«
»Es ist schon in Ordnung, Naomi.« Hunter schenkte der Zofe ein freundliches Lächeln. »Ich kümmere mich um meine Frau. Willst du nicht hinuntergehen und Tee trinken? Ruh dich ein wenig aus. Du kannst den Rest des Nachmittags frei nehmen.«
»Warte …«, begann Lara stirnrunzelnd, aber es war bereits zu spät.
Kichernd gehorchte Naomi der Aufforderung, verschwand und ließ die beiden miteinander allein. Mit einem leisen Klicken schloss sich die Tür hinter ihr.
Lara blickte ihren Mann vorwurfsvoll an. »Warum hast du das getan?«
Er überhörte ihre Frage. »Du hast Augen wie eine Meerjungfrau«, murmelte er. »Sanft und blassgrün.
Wunderschön.«
»Ich wusste, dass es sich nur um eine Frage der Zeit handeln konnte, bis du mein Badezimmer betrittst, während ich in der Wanne liege«, sagte Lara. Sie bemühte sich, ruhig zu klingen, aber das Herz schlug ihr bis zum Hals.
»Deine Forderung, mich in diesem Negligee sehen zu wollen, hat mir deutlich genug gemacht, dass du ein schamloser Voyeur bist.«
Hunter grinste. »Du hast mich offenbar erkannt. Aber du kannst mir keinen Vorwurf daraus machen.«
»Warum nicht?«
»Nach über einem Jahr sexueller Enthaltsamkeit muss ein Mann ja etwas Vergnügen haben.«
»Du könntest deine Energie auf etwas Produktiveres verwenden«, schlug Lara vor, während er näher an die Wanne trat. »Dir zum Beispiel ein Hobby suchen … sammle irgendwas … spiel Schach oder so.«
Seine Augen funkelten. »Ich habe ein Hobby, Mylady.«
»Und das wäre?«
»Dich zu bewundern.«
Sie musste wider Willen lächeln und schüttelte den Kopf. »Wenn du nicht so grässlich wärest, könnte ich dich beinahe charmant finden.«
»Wenn du nicht so schön wärst, wäre ich nicht so grässlich.« Er grinste sie anzüglich an. »Aber ich werde dich noch oft ärgern, meine Teure, und eines Tages wird es dir gefallen.« Er trat noch einen weiteren Schritt vor.
»Bedeck dich – ich komme näher.«
Lara erstarrte. Sie wollte sich bedecken, schreien, ihn mit Wasser bespritzen … aber sie tat nichts dergleichen. Sie blieb in der Wanne liegen, vor ihm ausgestreckt wie ein heidnisches Opfer. Hunter starrte sie nicht offensichtlich an, aber sie wusste, dass ihm kein Detail ihres Körpers entging. »Was willst du?«, fragte sie. Ihr Gesicht war gerötet, nicht mehr von der Wärme des Wassers, sondern von ihrer inneren Erregung.
Wenn Hunter sie jetzt aus der Wanne heben und sie ins Bett tragen würde … sie war sich nicht sicher, ob sie sich dann wehren würde. Ein Teil von ihr begehrte ihn. Ein Teil von ihr wollte sich in ihm verlieren … und dieser Gedanke erschreckte sie keineswegs so sehr, wie sie gedacht hätte.
Hunter atmete schwer. Er ergriff ihre Hand, die über dem Wannenrand hing. »Hier. Das ist für dich.«
Er drückte ihr einen kleinen Gegenstand in die Hand und automatisch schlossen sich ihre Finger darum. »Damit hättest du auch bis nach meinem Bad warten können.«
»Und damit riskieren, dich nicht so zu sehen?« Er
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