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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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lachte unsicher und trat von der Wanne zurück, als ob er Angst vor seiner eigenen Reaktion hätte.
    Lara öffnete ihre nasse Hand und erblickte einen breiten Goldring mit einem großen, rosenförmig geschnittenen Diamanten. Die schlichte Machart erhöhte noch die Schönheit des wasserweißen Diamanten. »Oh«, sagte sie leise und traute ihren Augen kaum.
    »Du hattest nie einen Verlobungsring, soweit ich mich erinnere«, bemerkte Hunter beiläufig.
    Lara starrte auf das funkelnde Schmuckstück in ihrer Hand. »Aber … ist es denn klug, so etwas in unserer Situation zu kaufen?«
    »Wir können es uns leisten«, erwiderte er kurz angebunden und klang auf einmal verärgert. »Überlass solche Gedanken mir. Wenn du ihn nicht haben willst, dann tauschen wir ihn gegen etwas um, das dir gefällt.«
    »Nein, ich … nein. Er ist wunderschön.« Zögernd streifte Lara den Ring über ihren Finger. Er passte wie angegossen an ihren Ringfinger und sah in seiner Pracht geradezu unwirklich aus. Es war ein seltsames Gefühl, wieder einen Ring zu tragen, nachdem sie so lange keinen besessen hatte. Schließlich wagte sie es, Hunter anzusehen. Sein Gesicht war ausdruckslos, seine Körperhaltung jedoch verriet seine Anspannung. Als er sah, dass sie lächelte, schien er sich zu entspannen.
    »So etwas hast du mir noch nie geschenkt«, sagte Lara. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
    »Du kannst mir später danken«, erwiderte Hunter und fand zu seiner üblichen spöttischen Art zurück. »Ich glaube, du weißt schon wie.« Mit einem arroganten Lachen verließ er den Raum und Laras scheue Freude verwandelte sich in Ärger. Sie hätte wissen müssen, dass er ihr die Freude verderben würde, indem er sie an den Handel erinnerte, den sie vereinbart hatten.
    Sie legte sich in der Wanne zurück, hob ihre Hand und betrachtete den Ring eingehend. Er war ein Schmuckstück für eine Königin. Warum hatte er ihr so ein kostbares Geschenk gemacht? Wahrscheinlich sollte der Ring so etwas wie eine Besitzerklärung sein … oder vielleicht wollte er seine Umgebung auch nur davon überzeugen, dass sie finanziell keineswegs in Schwierigkeiten steckten. Oder hatte er sie vielleicht durch das Geschenk sanfter stimmen wollen? Verwundert schüttelte Lara den Kopf, sah zur geschlossenen Tür und sagte laut: »Ich verstehe dich nicht, Mylord. Ich habe dich nie verstanden … und offenbar werde ich es auch nie.«
    Möglichkeiten-Smiths Arbeiten in Hawksworth Hall waren noch lange nicht beendet, aber allein beim Ballsaal hatte er sein üppiges Honorar schon mehr als eingespielt. Die Marmormohren in rosafarbenen Togen waren ebenso verschwunden wie die hässlichen Goldarbeiten. Jetzt war der Raum hell und licht, die Wände waren cremefarben gestrichen und von edlem Stuck eingerahmt, die hohen Fenster von bernsteinfarbenen Marmorsäulen gesäumt. Vier riesige Kerzenleuchter hingen von der Decke und ihre funkelnden Kristalltropfen warfen schimmerndes Licht auf das Parkett.
    Lara hatte den Gärtner, Mr. Moody, angewiesen, an den Wänden entlang riesige Arrangements von Rosen, Lilien und exotischen Blumen aufzustellen. Ihr schwerer Duft verteilte sich im ganzen Raum, da durch die offenen Fenster eine leichte Frühlingsbrise wehte.
    Der Abend des Balls war schnell gekommen … viel zu schnell für Lara.
    Sie wünschte sich verzweifelt, dass der Abend ein Erfolg würde. Die Einladungen waren begeistert aufgenommen worden und es würden sicher viele Gäste kommen. Sie wollte jedes Mittel, das ihr zur Verfügung stand, nutzen, um so viel Geld für das Waisenhaus zu sammeln, dass kein Kind mehr gezwungen war, in einem englischen Gefängnis aufzuwachsen. Hoffentlich würde Hunter seinen Teil dazu beitragen, indem er die Gäste mit Geschichten über seine wundersame Rückkehr aus Indien unterhielt.
    »Versprich mir, dass du versuchen wirst, charmant zu sein«, hatte Lara ihn am Morgen angefleht. »Und versprich mir, dass du dich über niemanden lustig machst, wenn er dumme Fragen stellt…«
    »Ich weiß schon, was ich tue«, hatte Hunter sie grimmig unterbrochen. »Ich werde meinen Part zu jedermanns Zufriedenheit spielen. Genau so lange, wie auch du deine Verpflichtungen erfüllst.«
    Da sie wusste, was er meinte, hatte Lara sich auf die Lippen gebissen und ihm einen finsteren Blick zugeworfen. Es war das erste Mal seit über einem Monat, dass er es wagte, sie wieder an den Handel zu erinnern. Sie tröstete sich mit dem Wissen, dass Hunter um ein Uhr

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