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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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er es hinterher bereut – und hatte sich zu sehr geschämt, um den Arzt zu holen, obwohl Rachel anscheinend ärztliche Hilfe brauchte. Laras Gedanken überschlugen sich … Sie musste Rachel erreichen, sie von Lonsdale wegholen, sie an einen sicheren Ort bringen, sie pflegen.
    »Mylady«, sagte die Zofe zögernd, »bitte sagen Sie niemandem, wie Sie es erfahren haben. Ich möchte nicht, dass Betty deswegen entlassen wird.«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Lara, erstaunt über ihre ruhige Reaktion, obwohl in ihr großer Aufruhr herrschte.
    »Danke, Naomi. Es war richtig, dass du es mir erzählt hast.«
    »Ja, Mylady.« Offensichtlich erleichtert griff Naomi nach ihrem Hut und verließ die Küche.
    Ohne die Köchin und die Küchenmägde anzublicken, die aufgeregt miteinander flüsterten, lief Lara wie betäubt durchs Haus, bis sie schließlich im Herrenzimmer stand. An den Wänden hingen ausgestopfte Tierköpfe, Wild, das Hunter und sein Vater geschossen hatten. Lara trat sofort zu den Vitrinenschränken, die neben Beuteln mit Schießpulver, Reinigungsutensilien und Pulverhörnern auch mit Samt ausgeschlagene Mahagonikästen mit Pistolen enthielten. Pistolen mit Griffen aus Perlmutt, Holz, Silber … so üppig verziert und ausgeschmückt wie religiöse Kunstwerke.
    Lara hatte noch nie zuvor mit einer Pistole geschossen, aber sie hatte Hunter und anderen Männern schon dabei zugesehen. Der Ladevorgang und der Umgang mit einer solchen Waffe schienen ihr recht einfach zu sein. Sie war so erfüllt von ihrer Wut, die mit jeder Minute noch wuchs, dass sie gar nicht bemerkte, wie jemand das Zimmer betrat, bis sie plötzlich Hunters Stimme hinter sich vernahm.
    Hunter trug Reitkleidung, da er gerade die Zäune inspiziert hatte, die auf dem Besitz neu errichtet worden waren.
    »Gibt es ein Duell?«, fragte er leichthin, trat zu ihr und wollte ihr die Pistole aus den zitternden Händen nehmen.
    »Wenn du jemanden töten möchtest, solltest du es mir unbedingt vorher sagen.«
    Lara drückte die Pistole fest an sich. »Ja«, sagte sie, und ihre aufgestaute Wut brach sich Bahn, als sie ihn ansah.
    Tränen stürzten ihr aus den Augen. »Ja … Ich werde deinen Freund Lonsdale töten. Er hat Rachel wieder etwas angetan, schon wieder … Ich weiß nicht, in welcher Verfassimg sie ist, aber ich habe vor, sie dort wegzuholen. Das hätte ich schon vor langer Zeit tun sollen! Ich hoffe nur, dass Lonsdale da ist, wenn ich komme, damit ich ihm eine Kugel ins Herz jagen kann …«
    »Schscht!« Hunter nahm ihr die Pistole ab und legte sie vorsichtig auf den Tisch. Dann wandte er sich wieder zu Lara und sein Blick glitt über ihr tränenüberströmtes Gesicht. Er schloss sie in die Arme, drückte sie an seine Brust und murmelte beruhigende Worte.
    Schniefend kuschelte sich Lara unter seine Jacke, bis sie seinen stetigen Herzschlag spürte. Sein warmer Atem glitt über ihren Kopf und das Gefühl ließ sie erschauern. Es war so intim, in seinen Armen zu weinen … noch persönlicher, als mit ihm zu schlafen. Sie hasste es, sich so hilflos zu fühlen. Aber er war ihr noch nie so sehr wie ihr Ehemann vorgekommen wie in diesem Augenblick. Langsam beruhigte sie sich, während sie seinen vertrauten Geruch einatmete, und schließlich stieß sie einen zitternden Seufzer aus.
    Hunter zog ein Taschentuch hervor und wischte ihr über die tränennassen Wangen. »Gut«, sagte er liebevoll, »und jetzt erzähl mir, was geschehen ist.«
    Lara schüttelte den Kopf. Er konnte ihr nicht helfen, zumindest nicht, wenn es um Lonsdale ging. Sie waren schon zu lange miteinander befreundet. Und Männern wie Hunter und Lonsdale bedeutete Freundschaft mehr als die Ehe. Eine Ehefrau, hatte Hunter einmal vor langer Zeit gesagt, ist eine unvermeidliche Notwendigkeit. Alle anderen Frauen waren zur Entspannung da. Seine Freunde jedoch suchte ein Mann sich sorgfältig aus und pflegte die Verbindung zu ihnen ein Leben lang.
    »Du hast Lonsdale erwähnt«, drängte Hunter, als Lara schwieg. »Was ist geschehen?«
    Lara wand sich aus seiner Umarmung. »Ich möchte nicht darüber sprechen«, sagte sie. »Du verteidigst Lonsdale ja doch nur, wie du es früher schon getan hast. Männer halten in solchen Fällen immer zusammen.«
    »Sag es mir, Lara.«
    »Naomi hat heute im Ort das Gerücht gehört, dass Rachel krank sei. Sie habe sich verletzt, als sie die Treppe heruntergefallen sei. Und da ich weiß, wie es um meine Schwester und ihren Mann steht, bin ich fest davon

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