Geliebter Fremder
den Toten wiederauferstanden.«
»Bist du ja auch, in gewisser Hinsicht. Du bist ohne ein Wort verschwunden und hast dich bei niemandem gemeldet. Aber ich glaube, man interessiert sich vor allem für dein verändertes Äußeres.«
»Meine sonnengebräunte Haut.«
»Ja, genau. Mir gefällt es. Und anderen Frauen wird es ebenfalls gefallen.«
Als er antwortete, blickte er zu ihr hinab und bemerkte, dass er gute Sicht auf ihren Busen hatte.
»Wo ist jetzt der verdammte Schneider?«, knurrte er mehr als frustriert.
»Du brauchst wirklich eine Frau«, sagte sie kopfschüttelnd. »Da sind wir schon. Das ist doch der Schneider, den du auch früher aufgesucht hast, oder nicht?«
Ein leises Glöckchen ertönte, als sich die Tür öffnete, und kurz darauf waren sie schon in einer abgetrennten Anprobe. Ihm wurden die Kleider ausgezogen, die Pel mit wegwerfender Geste und naserümpfend fortschaffen ließ. Gerard stand in seiner Unterwäsche da und lachte. Bis sie sich zu ihm umdrehte. Von ihrem Blick blieb ihm das Lachen im Hals stecken.
»Du meine Güte«, hauchte sie und ging um ihn herum. Mit den Fingerspitzen fuhr sie leicht über seine Bauchmuskeln. Er unterdrückte ein Stöhnen. Das ganze Zimmer roch nach ihr. Nun berührte sie ihn auch noch intim.
Der Schneider trat ein und starrte ihn einen Moment lang verblüfft an. »Ich glaube, ich muss neu Maß nehmen, Mylord.«
Isabel trat rasch einen Schritt zurück. Ihre Wangen glühten. Sie fasste sich jedoch rasch, als der Schneider sich an die Arbeit machte, und konzentrierte sich darauf, ihn dazu zu überreden, Gray einen fertigen, von einem anderen Kunden in Auftrag gegebenen Anzug zu überlassen.
»Sie möchten doch sicher nicht, dass Seine Lordschaft unangemessen gekleidet Ihr Geschäft verlässt?«, fragte sie.
»Natürlich nicht, Lady Grayson«, antwortete er eilfertig. »Aber nur dieser Anzug ist fast fertig, und der wird Seiner Lordschaft nicht passen. Vielleicht sollte ich hier noch etwas zugeben.«
»Ja, und da ein bisschen mehr herauslassen«, sagte sie, als der Schneider zusätzlichen Stoff an seine Schultern heftete. »Sehen Sie mal, wie breitschultrig er ist. Sie können die Polster entfernen. Vor allem muss es bequem sein.«
Sie strich ihm mit der Hand über den Rücken. Gerard biss die Zähne zusammen, um einen Schauder zu unterdrücken. Von bequem konnte keine Rede sein.
»Haben Sie Unterwäsche, die ihm passen könnte?«, fragte sie, und ihre Stimme klang auf einmal tiefer und heiserer als sonst. »Dieser Stoff ist zu rau.«
»Ja«, antwortete der Schneider rasch, weil er so viel wie möglich verkaufen wollte.
Ihm wurde die Jacke entrissen, und Gerard zog sich die Hose herunter. Er war nur dankbar, dass Isabel und der Schneider hinter ihm standen. Denn nur mit reiner Willenskraft konnte er eine Erektion unterdrücken. Er konnte nichts dagegen machen. Er spürte, wie heiß Pels Blick war, und ständig berührte sie ihn und äußerte sich bewundernd über seinen Körper. Jeder Mann hatte seine Grenzen.
»Hier nichts ändern«, hauchte sie, und er spürte ihren heißen Atem an seinem nackten Rücken. Ihre Hand umfasste eine seiner Pobacken. »Ist es zu eng hier, Mylord?«, fragte sie leise und liebkoste ihn. »Ich hoffe doch nicht. Es sieht hinreißend aus.«
»Nein. Hinten ist es gut.« Dann senkte er die Stimme, sodass nur sie ihn noch hören konnte. »Aber deinetwegen ist es vorne jetzt verdammt unbequem.«
Der Vorhang ging auf, und ein Gehilfe kam mit der Unterwäsche. Gerard schloss verzweifelt die Augen. Nun würden alle seinen Zustand bemerken.
»Danke«, murmelte Isabel. »Lord Grayson braucht einen Moment.«
Überrascht sah sie, dass sie die anderen hinausscheuchte. Erst als sie allein waren, schaute er sie an. »Danke, Isabel.«
Ihre Augen waren auf seinen Hosenschlitz geheftet. Sie schluckte hart und drückte die Unterwäsche an ihre Brust. »Du solltest sie ausziehen, bevor die Nähte platzen.«
»Hilfst du mir?«, fragte er schroff und hoffnungsvoll zugleich.
»Nein, Gray.« Sie reichte ihm die Unterwäsche und wandte den Blick ab. »Ich hab dir doch gesagt, dass ich jemanden habe.«
Gerard war versucht, sie daran zu erinnern, dass sie auch einen Ehemann hatte, aber das wäre nicht fair gewesen, hatte er sie doch unter anderen Voraussetzungen von dieser Heirat überzeugt. In seiner Selbstsucht hatte er sie zur Frau gewollt, um seine Mutter zu ärgern und sich selbst vor allzu ehrgeizigen Mätressen zu schützen. Er hatte
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