Geliebter Fremder
nicht berücksichtigt, was es für sie bedeuten würde, sich Liebhaber zu nehmen, ohne ihm vorher einen Erben zu schenken. Dies war die Buße für seine Selbstsucht – zu begehren, was ihm gehörte, ohne es bekommen zu können.
Er nickte nur. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sein Handeln bitter zu bereuen. »Lass mich bitte einen Moment allein.«
Sie sah ihn nicht an, als sie ging.
Isabel verließ die Anprobe und zog den Vorhang hinter sich zu. Ihr zitterten schrecklich die Hände, so nervös hatte sie der Anblick von Gerard gemacht, der sich an- und auszog und sie mit seinem perfekten Körper provozierte.
Er war in der Blüte seines Lebens, vereinigte die Kraft und Energie der Jugend mit der Reife harter Zeiten und einiger Erfahrung. Er hatte überall Muskeln, und sie wusste vom Vortag, als er sie an sich gedrückt hatte, dass er mit seiner Kraft umzugehen verstand.
Und ehrlich gesagt sind Sie zu jung für mich, Gray. Das hatte sie ihm damals deutlich zu verstehen gegeben.
Warum hatte sie sich vom Kurs abbringen lassen? Als sie ihn jetzt in seiner vollen Pracht vor sich sah, erkannte sie, wie falsch es gewesen war, ihr Leben an seines zu binden.
Er brauchte eine Geliebte, die seine Zeit und Aufmerksamkeit forderte. Ein Mann in seinem Alter strotzte vor Potenz und wollte sich vor allem die Hörner abstoßen. Da sie attraktiv und zur Hand war, richtete sich sein Begehren auf sie. Schließlich war sie momentan die einzige Frau, die er kannte. Aber eine Affäre mit der eigenen Ehefrau war einfach nicht möglich.
Im Stillen stöhnte sie auf. Warum nur hatte sie noch mal geheiratet? Sie war eine feste Bindung eingegangen, um Beziehungen zu vermeiden. Und nun sah man, wohin sie das gebracht hatte.
Männer, die aussahen wie Gray, waren nicht treu. Diese Lektion hatte sie von Pelham gelernt. Der schneidige Earl hatte eine Ehefrau gebraucht und sie begehrt. In seinen Augen war das eine perfekte Kombination. Doch als seine Verliebtheit schwand, stieg er ins nächste Bett, ohne auch nur einen Augenblick daran zu denken, wie sehr sie ihn liebte. Grayson würde das ebenfalls tun. Zugegeben, er wirkte jetzt ernster und gesetzter als bei ihrer Heirat, trotzdem war er immer noch ein junger Mann.
Isabel konnte mit den Gerüchten über seine Virilität umgehen, genauso wie mit den Anspielungen, dass sie zu alt sei, um ihm Befriedigung zu gewähren oder einen Erben zu schenken – solange sie keinen Anspruch auf ihn hatte. Sie war ihren Liebhabern treu und erwartete von ihnen dasselbe, solange ihre Affäre dauerte. Und genau da war der Knackpunkt. Affären waren vorübergehend, aber Ehen währten bis zum Tod.
Isabel entfernte sich mit der Absicht, sich irgendwie abzulenken. Als sie sich zum Verkaufsraum wandte, wollte sie sich die neuesten Accessoires ansehen, doch dann fiel ihr der Spalt im Vorhang ins Auge. Sie hielt inne. Und trat einen Schritt zurück.
Gegen ihren Willen spähte sie hindurch und war wie vom Donner gerührt, als sie Grays prächtige Rückseite sah. Wieso hatte Gott so viel Schönheit auf einen Mann verwandt? Und dieser Hintern! Es war schon teuflisch, einen Mann zu haben, der von hinten so gut aussah wie von vorne.
Die festen Pobacken waren bleich, vor allem im Vergleich zu seinem sonnengebräunten Rumpf. Wo war er gewesen, und was hatte er getan, um solche Muskeln und eine solche Hautfarbe zu bekommen? Er war einfach hinreißend: sein Rücken, das Gesäß und die Arme, die sich zuckend spannten und entspannten.
Sie stieß die Luft aus, die sie angehalten hatte. Erst dann bemerkte sie, warum seine Arme so zuckten.
Gray masturbierte.
Himmel! Isabel sackte gegen die Wand, weil ihr die Knie weich wurden. Sie konnte ihre Augen nicht abwenden, selbst als ihre Brustwarzen sich zu schmerzenden Knospen verhärteten und tief in ihrem Inneren Erregung aufstieg. Hat sie ihn dazu gebracht – mit einer einfachen Berührung und einem heißen Blick? Die Vorstellung, derartige Macht über ein solch prächtiges Wesen zu haben, ließ sie aufstöhnen. Hinter ihr wimmelten Kunden und Angestellte herum, doch sie stand hier wie eine Voyeurin. Eine Frau von Welt, fest im Griff der Wollust.
Er keuchte, seine Schenkel spannten sich an, und sie wünschte nur, sie könnte ihn von vorne sehen. Wie sah dieses faszinierende Gesicht in der Hitze der Leidenschaft aus? Waren seine Bauchmuskeln angespannt? War sein Glied so gut gebaut wie sein restlicher Körper? Ihre Fantasien waren schlimmer als das, was sie vor sich
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