Geliebter Fremder
sah.
Sein Kopf kippte in den Nacken, seine schimmernden braunen Haare fielen über seine Schultern, und schließlich erschauerte er mit einem tiefen, gequälten Aufstöhnen. Isabel stöhnte ebenfalls auf, Schweiß benetzte ihre Haut, und dann wandte sie sich ab, bevor er sie sah. Bevor sie ihn sah, in all seiner Pracht.
Was zum Teufel sollte sie jetzt tun?
Ja, sie war ein sinnlicher Mensch, und der Anblick eines Mannes, der sich selbst Lust bereitete, reizte sie immer. Aber doch niemals in diesem Ausmaß! Nun konnte sie kaum noch atmen, und ihr Bedürfnis zu kommen, machte sie fast wahnsinnig. Es wäre albern gewesen, das zu leugnen.
Sie erkannte die Flammen der Hitze, die sich in ihrem Unterleib regten. Manche nannten es Begierde. Sie nannte es Vernichtung.
»Lady Grayson?«, rief er mit dieser dunklen, heiseren Stimme.
Sie hatte diesen Ton inzwischen oft genug gehört, um ihn einordnen zu können. Es war eine Schlafzimmerstimme, der Ton eines Mannes, der gerade vor Lust aufgeschrien hatte. Warum er diese Stimme immer hatte, um Frauen mit dem Wunsch zu quälen, ihm Grund zu diesem Tonfall zu geben, war einfach unbegreiflich.
»J-ja?« Sie holte tief Luft und trat in die Kabine.
Gray stand mit der neuen Unterwäsche vor ihr. Seine Wangen waren gerötet, sein Blick wissend. Er hatte sie gesehen.
»Ich hoffe, eines Tages schaust du nicht nur zu«, sagte er sanft.
Gedemütigt und gequält bedeckte sie ihre untere Gesichtshälfte mit einer Hand. Aber er schämte sich nicht, sondern starrte sie durchdringend an und erfasste ihre harten Brustwarzen unter dem Stoff.
»Zum Teufel mit dir«, flüsterte sie. Sie hasste ihn, weil er zurückgekommen war und ihr gesamtes Leben auf den Kopf gestellt hatte. Ihr ganzer Körper lechzte nach ihm, ihre Haut fühlte sich zu heiß und zu eng an, und sie wehrte sich gegen dieses Gefühl und die Erinnerungen, die es mit sich brachte.
»Ich bin verdammt, Pel, wenn ich mit dir leben muss, ohne dich besitzen zu können.«
»Wir hatten ein Abkommen.«
»Aber dies hier« – er zeigte zwischen ihnen hin und her – »war damals noch nicht da. Was sollen wir jetzt damit machen? Es ignorieren?«
»Es irgendwo anders loswerden. Du bist jung und allzeit bereit –«
»Und verheiratet.«
»Aber nicht echt!«, rief sie und hätte sich vor Frustration die Haare raufen mögen.
Gray schnaubte. »So echt, wie eine Ehe ohne Geschlechtsverkehr sein kann. Und ich gedenke, diesem Mangel abzuhelfen.«
»Bist du deshalb zurückgekommen? Um deine Frau zu vögeln?«
»Ich bin zurückgekommen, weil du mir geschrieben hast. Jeden Freitag kam die Post, und immer war ein Brief auf weichem rosafarbenem Pergament mit Blumenduft dabei.«
»Aber du hast sie zurückgesandt, jeden einzelnen von ihnen. Ungeöffnet.«
»Der Inhalt war unbedeutend, Pel. Ich wusste, auch ohne sie zu lesen, was du machtest und wohin du gingst. Allein der Gedanke zählte. Ich hatte gehofft, du würdest aufgeben und mich in meinem Elend in Ruhe lassen –«
»Und jetzt stürzt du mich ins Elend«, fauchte sie und marschierte in der kleinen Kabine hin und her, um sich nicht so eingesperrt zu fühlen. »Es war meine Pflicht, dir zu schreiben.«
»Genau!«, rief er triumphierend. »Deine Pflicht als meine Ehefrau, die mich ihrerseits zwang, daran zu denken, dass ich auch eine Verpflichtung ihr gegenüber habe. Also kehrte ich zurück, um die Gerüchte zum Verstummen zu bringen, um dich zu unterstützen und den Fehler, dich zu verlassen, wiedergutzumachen.«
»Aber das schließt noch lange nicht Geschlechtsverkehr mit ein!«
»Sprich leiser«, warnte er, packte sie am Arm und zog sie näher zu sich. Er umfasste ihre Brust, nahm ihre harte Brustwarze zwischen Daumen und Zeigefinger und rieb daran, bis sie vor hilflosem Entzücken wimmerte. »Und ob das Geschlechtsverkehr miteinschließt. Sieh doch, wie erregt du bist. Obwohl du wütend und verzweifelt bist, würde ich wetten, dass du unten feucht bist. Warum sollte ich mir jemand anderen suchen, wo ich doch dich will?«
»Aber ich habe schon jemanden.«
»Das sagst du immer wieder, aber offensichtlich reicht er dir nicht, sonst würdest du mich nicht begehren.«
Ein Gefühl der Schuld durchströmte sie, weil ihr Körper sich so nach ihm verzehrte. Wenn sie mit jemandem zusammen war, hatte sie nie an einen anderen Mann gedacht. Zwischen ihren Affären vergingen Monate, weil sie um jeden ihrer Liebhaber trauerte, auch wenn sie ihn fortgeschickt hatte.
»Du irrst dich.«
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