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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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starrte seiner Frau nach und versuchte zu ergründen, warum sie so missvergnügt war. Ganz offensichtlich hatte etwas, was er getan hatte, sie aufgebracht, aber er hatte keine Ahnung, was das sein sollte. Doch es überraschte ihn nicht. Abgesehen von ihrem erstaunlich befriedigenden Nachmittag im Bett war der Tag die reinste Hölle gewesen.
    Er seufzte und drehte sich um. »Ja, Bartley?«
    »Offenbar hat dein Bruder es ernst gemeint, als er sagte, er würde kommen. Er ist vor über einer Stunde eingetroffen und wird laut Auskunft des Lakaien am Eingang gleich wieder aufbrechen.«
    Als Gerard die Menge überblickte, konnte er Spencer nirgendwo entdecken, doch er beobachtete, wie Isabel mit Hargreaves auf eine bevölkerte Terrasse trat. Wie gerne hätte er mit ihr geredet, aber er hatte gelernt, Probleme nacheinander anzugehen, und im Moment war Spencer das größere Problem. Er vertraute Pel. Aber seinem hitzköpfigen Bruder nicht.
    »Dann versuche ich es mal als Erstes im Spielzimmer«, murmelte er, dankbar, dass er Bartley begegnet war, als er Nonnie’s Taverne verlassen hatte. Sonst wäre er nie auf die Idee gekommen, auf diesem Ball nach Spencer zu suchen.
    »Ist das nicht Hargreaves bei Lady Grayson?«, fragte Bartley stirnrunzelnd.
    »Ja.« Gerard wandte sich ab.
    »Solltest du nicht etwas zu ihm sagen?«
    »Was sollte ich denn sagen? Er ist ein anständiger Mann und Isabel eine vernünftige Frau. Es wird schon nichts Unschickliches passieren.«
    »Ja, das weiß ich auch«, lachte Bartley. »Typisch für dich, dass dich das kaltlässt. Aber wenn du deine Frau wirklich umwerben willst, solltest du zumindest so tun, als wärst du eifersüchtig.«
    Gerard schüttelte den Kopf. »Lächerlich. Und ich bin sicher, Pel sieht das auch so.«
    »Frauen sind seltsame Wesen, Gray. Vielleicht gibt es doch etwas, das ich über das schwächere Geschlecht weiß und du nicht«, gluckste Bartley.
    »Das bezweifle ich.« Gerard setzte sich in Bewegung, um das Spielzimmer zu suchen. »Du sagtest, mein Bruder wäre nur leicht derangiert gewesen?«
    »So kam es mir vor. Außerdem weiß er sicherlich, dass wir befreundet sind. Da wird er wohl genügend Selbstbeherrschung aufgebracht haben, um in dieser Angelegenheit den Mund zu halten.«
    »Hoffentlich bleibt er nur den gesamten Abend so diskret.«
    Bartley folgte ihm dichtauf. »Was machst du, wenn du ihn gefunden hast?«
    Gerard blieb abrupt stehen und bewegte sich kaum, als Bartley gegen seinen Rücken stieß.
    »Was zum Teufel …«, murmelte Bartley.
    Gerard drehte sich um und sagte: »Wenn wir uns trennen, kommen wir bei der Suche viel schneller voran.«
    »Das wäre aber nicht annähernd so amüsant.«
    »Ich bin auch nicht hier, um mich zu amüsieren.«
    »Und wenn ich ihn aufspüre, wie soll ich dich dann finden?«
    »Das schaffst du schon, schlau wie du bist.« Gerard setzte sich wieder in Bewegung und ließ Bartley einfach stehen. Seine gestärkte Halsbinde scheuerte, Pel war so nah und doch so fern, die bevorstehende Konfrontation mit seinem Bruder belastete ihn … insgesamt war er nicht in bester Stimmung.
    Und sie wurde immer schlechter, je länger er suchte.
    Isabel trat auf den überfüllten Balkon und versuchte zu verdrängen, wie sehr Graysons Missachtung sie gekränkt hatte. Sie hatte es sich schwieriger vorgestellt, doch kaum erspähte sie einen vertrauten Schopf mit ergrauendem Haar, wurden ihre Gedanken sofort in eine andere Richtung gelenkt. Sie seufzte. Dann ließ sie Hargreaves los und sagte: »Wir sollten jetzt getrennte Wege gehen.«
    Er folgte ihrem Blick, nickte und zog sich rasch zurück, damit sie zur Marchioness of Grayson, Gerards Mutter, gehen konnte. Die ältere Frau kam ihr entgegen, hakte sich bei ihr unter und führte sie von den anderen Gästen fort.
    »Kennen Sie denn keine Scham?«, flüsterte sie.
    »Erwarten Sie darauf wirklich eine Antwort?«, gab Isabel zurück. Nach vier Jahren hielt sie es immer noch kaum mit dieser Frau aus.
    »Ich begreife einfach nicht, wie eine Frau Ihrer Herkunft so wenig Respekt vor dem Titel haben kann, den sie trägt. Grayson hat schon immer sein Bestes gegeben, um mich zu verärgern, aber die Ehe mit Ihnen übertrifft alles.«
    »Könnten Sie bitte mal über etwas anderes reden?« Kopfschüttelnd löste Isabel sich von ihr. Nun, da niemand sie mehr sah, mussten sie nicht mehr den Schein wahren. Das fanatische Bestreben der verwitweten Marchioness, Namen und Abstammung der Familie Grayson rein zu halten, war

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