Geliebter Fremder
umschlang seine Hüften mit ihren Beinen und spürte, wie er unglaublich tief in sie drang. Sie krümmte die Zehen, wand sich und krallte sich an seinen Rücken.
»Gott sei Dank«, sagte er schnaufend, als sie sich mit einem erschrockenen Keuchen in vollkommene Entspannung auflöste.
Dann erschauerte er heftig und überflutete sie mit flüssiger Hitze. Er presste sie so fest an sich, dass sie kaum noch Luft bekam, und keuchte: »Abby!«
Sie drückte ihn an ihr Herz und lächelte. Es war das Lächeln einer Frau.
Nein, es war nicht so, wie sie sich den Verlust ihrer Unschuld erträumt hatte.
Es war viel, viel besser.
Rhys wachte von einem leisen Fluch auf und öffnete die Augen. Als er den Kopf wandte, erkannte er undeutlich, dass Abby auf einem Bein hüpfte und sich den Fuß festhielt.
»Was zum Teufel hüpfst du da im Dunkeln herum?«, flüsterte er. »Komm zurück ins Bett.«
»Ich muss nun gehen.« Im schwachen Licht des verlöschenden Feuers bemerkte er, dass sie sich wieder vollständig angezogen hatte.
»Nein, musst du nicht. Komm her.« Er schlug einladend die Decke zurück.
»Dann schlafe ich wieder ein und schaffe es nie mehr in mein Zimmer.«
»Ich wecke dich«, versprach er, weil er bereits ihren schmalen Körper an seinem vermisste.
»Es ist einfach unvernünftig, wenn ich jetzt wieder einschlafe und dann in ein paar Stunden geweckt werde, um in mein Zimmer zu gehen, wo ich wieder einschlafen werde, nur um erneut von meiner Zofe geweckt zu werden.«
»Liebes«, seufzte er, »warum sollten wir allein vernünftig sein, wenn wir auch zusammen unvernünftig sein können?«
Er nahm nur schemenhaft wahr, dass sie den Kopf schüttelte. »Mylord –«
»Rhys.«
»Rhys.«
Ah, das war viel besser. Er liebte die leise Verträumtheit in ihrer Stimme, wenn sie seinen Namen sagte.
» Ich möchte dich noch ein bisschen im Arm halten«, lockte er sie und klopfte auf die Matratze.
» Ich muss gehen.« Sie ging zur Tür, und Rhys lag verblüfft da. Er fühlte sich beraubt und war aufgebracht, weil sie ihn so leicht verlassen konnte, während er sich verzweifelt wünschte, sie würde bleiben.
» Abby.«
Sie hielt inne. »Ja?«
»Ich will dich.« Seine Stimme war rau vom Schlaf, was, wie er hoffte, verbarg, dass er einen Kloß im Hals hatte. »Darf ich dich wieder haben?«
Als darauf nur Schweigen folgte, biss er die Zähne zusammen. Schließlich antwortete sie in einem Ton, der besser zu einer Einladung zum Tee gepasst hätte: »Ja, gern.«
Dann war sie fort, so wie jede vernünftige Geliebte gegangen wäre. Ohne Abschiedskuss, ohne eine letzte sehnsüchtige Berührung.
Und Rhys, der in seinen Affären immer sehr vernünftig gewesen war, entdeckte, dass er gegen alle Vernunft gekränkt war.
»So habe ich mir unseren Ausflug aber nicht vorgestellt«, murrte Spencer und hievte einen Felsbrocken an die richtige Stelle.
Lächelnd trat Gerard einen Schritt zurück, um zu begutachten, wie weit sie mit der niedrigen Steinmauer gekommen waren. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, körperlich schwer zu arbeiten, aber als sie auf eine Gruppe Pächter gestoßen waren, die an der Mauer arbeiteten, hatte er die Gelegenheit wahrgenommen. Harte Arbeit und schmerzende Muskeln hatten ihm viel darüber beigebracht, wie man Zufriedenheit bei sich selbst fand und die einfachen Dinge genoss. Zum Beispiel eine gut gelöste Aufgabe. Und er war entschlossen, diese Lektion an seinen Bruder weiterzugeben.
»Wenn du und ich, Spencer, schon lange tot sind, wird diese Mauer hier immer noch stehen. Damit bist du Teil von etwas Beständigem. Wenn du dein bisheriges Leben betrachtest: Fällt dir etwas ein, was du dieser Welt hinterlässt?«
Sein Bruder richtete sich auf und runzelte die Stirn. In Hemdsärmeln und ihren staubigen Hosen aus grobem Stoff sah man ihnen ihre adlige Herkunft nicht an. »Bitte sag nicht, du bist jetzt auch noch Philosoph geworden. Es ist schon schlimm genug, dass du in deine eigene Ehefrau vernarrt bist.«
»Du hältst es wohl für besser, in die Frau eines anderen vernarrt zu sein?«, entgegnete Gerard trocken.
»Aber ja doch, verdammt! Dann kann sie einem anderen die Ohren vollheulen, wenn es vorbei ist, und nicht dir.«
»Du traust mir aber viel zu, kleiner Bruder, wenn man die Fähigkeit meiner Frau bedenkt, Männer zum Heulen zu bringen.«
»Ach ja, ziemlich unangenehm das. Ich beneide dich nicht.« Er wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und grinste plötzlich. »Aber
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