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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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wenn Pel dich wie einen lästigen Käfer unter ihrem Absatz zerquetscht hat, werde ich dir helfen, dich wieder aufzurichten. Ein bisschen Wein, Weib, Gesang und du bist wieder ganz der Alte.«
    Kopfschüttelnd und lachend wandte Gerard den Blick ab und merkte, dass weiter unten am Hang zwei junge Männer miteinander kämpften. Besorgt setzte er sich in Bewegung.
    »Kein Grund zur Sorge«, ertönte eine barsche Stimme neben ihm. Als er sich umdrehte, sah er den größten seiner Männer vor sich. »Das ist nur mein Sohn Billy und sein Freund.«
    Gerard wandte sich wieder dem Kampf zu und sah, dass die Jungen sich den Hügel hinunterjagten. »Ach, ich erinnere mich, dass ich in meiner Jugend auch solche Tage hatte.«
    »Die hatten wir wohl alle, Mylord. Sehen Sie das junge Mädchen dort drüben auf dem Zaun?«
    Gerard sah in die angewiesene Richtung, und beim Anblick des hübschen blonden Mädchens blieb ihm fast das Herz stehen. Die Kleine lachte über die zwei Jungen, die auf sie zugerannt kamen, und die Sonne blitzte in ihrem Haar.
    Sie war hinreißend.
    Und sah Emily sehr ähnlich.
    »Die beiden buhlen jetzt schon seit Jahren um ihre Zuneigung. Sie selbst hat zwar eine Schwäche für meinen Jungen, aber ich hoffe wirklich, sie ist schlau genug, den anderen zu nehmen.«
    Gerard riss sich vom Anblick der jungen Schönheit los und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Wieso?«
    »Weil Billy nur glaubt, er wäre in sie verliebt. Er muss ständig mit anderen im Wettstreit liegen, immer besser sein als alle anderen. Obwohl er weiß, dass sie nicht die Richtige für ihn ist, erträgt er es nicht, ihre Bewunderung zu verlieren. Einfach selbstsüchtig. Aber der andere Junge liebt sie wirklich. Er hilft ihr immer und geht mit ihr zum Dorf. Er kümmert sich um sie.«
    »Verstehe.« Und das stimmte, Gerard verstand es so gut wie noch nie zuvor.
    Emily.
    Auf seiner großen Reise hatte er überhaupt nicht an sie gedacht. Nicht ein einziges Mal. Er war zu sehr mit Herumhuren beschäftigt, um an das anbetungswürdige Mädchen daheim zu denken. Erst als er zurückkehrte und entdeckte, dass Em verheiratet war, hatte er sich ihretwegen Mühe gegeben. War er wie Billy gewesen? Schlicht und einfach eifersüchtig auf ihre Gunst, die er erst zu schätzen wusste, als sie einem anderen galt?
    Er hat immer Frauen gewollt, die einem anderen gehörten.
    Du lieber Gott.
    Gerard drehte sich um, ging zum fertiggestellten Stück der Mauer und setzte sich, die Augen blicklos in die Ferne gerichtet, während er in sein Inneres schaute.
    Frauen. Plötzlich musste er an alle denken, die seinen Weg gekreuzt hatten.
    Wollte er Pel nur deshalb so verzweifelt, weil er sich mit Hargreaves messen wollte?
    Als er an seine Frau dachte, stieg Wärme in seiner Brust auf und breitete sich aus. Ich will dich. Das Gefühl, das diese Worte bei ihm bewirkt hatten, hatte nichts mit Hargreaves zu tun. Es hatte mit niemandem zu tun, außer mit Isabel. Und nun, da ihm ein Spiegel vorgehalten worden war, erkannte er, dass sie die einzige Frau war, die je dieses Gefühl in ihm hervorgerufen hatte.
    »Sind wir fertig?«
    Er blickte auf und sah, dass Spencer vor ihm stand.
    »Nicht mal annähernd.«
    Voller Schuldgefühle über das, was er Emily angetan hatte, machte er sich wieder an die Arbeit und tat, was er vier lange Jahre lang getan hatte: Er trieb seine Dämonen aus, indem er sie erschöpfte.
    »Lady Grayson.«
    Isabel hob den Blick von ihrem Buch, sah, dass John sich ihrem Platz auf der Terrasse der Hammonds näherte, und bedachte ihn mit einem sanften Lächeln. Rechts von ihr saß Rhys mit Miss Abigail und den Hammonds. Links von ihr tranken der Earl und die Countess of Ansell mit Lady Stanhope Tee.
    »Seien Sie gegrüßt, Mylord«, sagte sie und bewunderte seine schlanke, in Dunkelgrau gekleidete Gestalt und seine funkelnden Augen.
    »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
    »Aber bitte.« Trotz all der Dinge, die zwischen ihnen unausgesprochen blieben, war sie dankbar für seine Gesellschaft. Vor allem, nachdem sie Tee mit der Marchioness getrunken hatte, die glücklicherweise gerade gegangen war.
    Sie klappte ihren Roman zu, legte ihn beiseite und winkte einem Diener, um neue Erfrischungen zu bekommen.
    »Wie geht es dir, Isabel?«, fragte er mit forschendem Blick, nachdem er ihr gegenüber Platz genommen hatte.
    »Mir geht es gut, John«, versicherte sie ihm. »Sehr gut. Und wie geht es dir?«
    »Mir geht es auch gut.«
    Sie sah sich um und senkte die Stimme.

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