Geliebter Lord
eintauchen. Jetzt. Nicht in fünf Minuten oder einer halben Stunde.
Hamish schob sie vor sich her bis zur Wand. Bilder von ihr, wie sie sich ihm in entfesselter Leidenschaft nackt auf dem Bett entgegenbäumte, weckten den Wunsch in ihm, ihr die Kleider vom Leib zu reißen, doch er ließ seinen animalischen Instinkten nur so weit die Zügel nach, sich zu bücken und mit der Hand unter den Rocksaum und von dort unter das Unterkleid zu fahren. Endlich spürte er Marys nackte Haut. Warm. Seidig.
Hamish konnte kaum atmen, seine Herzschläge dröhnten wie Donner in seinen Ohren. Seine Finger und Zehen kribbelten, ansonsten waren alle Empfindungen in seiner Erektion gebündelt, der ersten seit … er wusste es nicht.
Inzwischen war er bei Marys Taille angelangt, und er hatte sich in der Aufwärtsbewegung langsam wieder aufgerichtet. Widerstrebend zog er die Hand unter dem sich bauschenden Stoff hervor.
»Knöpf mir das Hemd auf«, bat er.
Mary kam seiner Aufforderung nach, und dann überraschte sie ihn erneut – diesmal mit ihrer sinnlichen Geschicklichkeit. Ihre Zunge erforschte seinen Mund in einer Weise, die Hamish schwindlig werden ließ.
Er begann, seine Hüften wie beim Geschlechtsakt zu bewegen, umfasste dazu Marys eine Gesäßhälfte und presste ihren Unterleib so fest an sich, dass sie nicht anders konnte, als ihn zu spüren. Heiß. Hart. Bereit. Seine Haut spannte, als wäre sie plötzlich zu eng für seinen Körper, und seine Handfläche brannte wie Feuer.
Ihre Hände auf seiner nackten Brust bewiesen, dass sie auch die zweite Prüfung bestanden hatte. Dass sie, in ihrer Erregung alle Vorsicht vergessend, die Fingernägel in sein Fleisch grub, schmerzte zwar, machte ihn aber dennoch lächeln. Sie hatte die Rolle gewechselt, war nicht länger Heilerin, sondern Sirene.
Er war zutiefst dankbar, dass sie sich nicht hinter Worten verschanzt hatte oder beleidigt aus seinem Zimmer gestürzt war. Über die Konsequenzen seines Tuns würde er später nachdenken. Im Moment zählte nur, dass er sie begehrte. Dass er sie brauchte.
Ihre Oberbekleidung war schnell entfernt, doch bei dem Korsett benötigte er Marys Unterstützung. Er rückte von ihr ab, und sie löste die Schnürung eigenhändig, wozu sie den Kopf neigen musste. Als sie ihn wieder hob, war ihr von wilden Wellen umflossenes Gesicht gerötet, und ihre Augen glänzten wie im Fieber.
Hamish streckte die Hand aus und zog eine Schnur nach der anderen heraus, bis das Korsett auf den Boden fiel.
»Warum tragen Frauen nur so viele Sachen übereinander?«, hörte er sich seinen Gedanken überrascht aussprechen.
»Um ihre Tugend zu schützen?«
Er hoffte inständig, dass sich nun keine intellektuelle Diskussion darüber anschließen würde, ob sie den eingeschlagenen Kurs weiterverfolgen sollte. Zum Glück sagte Mary nichts mehr zu dem Thema. Stattdessen bückte sie sich, um ihr Unterkleid anzuheben, ein Strumpfband zu entfernen und den Strumpf hinunterzurollen. Als es so weit war, ihn von der Fußspitze zu ziehen, stützte sie sich bei Hamish ab. Nachdem sie sich des anderen Strumpfbands und Strumpfs auf die gleiche Weise entledigt hatte, stand sie schließlich nur noch in ihrem spitzenbesetzten Unterkleid vor ihm.
Der Mann, der er einmal gewesen war, hatte ein ausgeprägtes Ehrgefühl besessen. Er hätte sein drängendes Begehren ignoriert und gefragt:
»Willst du das wirklich, Mary?«
Hamish hörte den Geist dieses Mannes die Worte flüstern, schenkte ihm jedoch keine Beachtung.
Später. Er würde sie später fragen. Vielleicht beim Frühstück. Oder morgen beim Abendessen. Aber nicht jetzt, da sie so gut wie nackt vor ihm stand.
Äußerlich ebenso unbekümmert, wie sie es getan hatte, aber innerlich von Hemmungen geplagt, legte er seine Kleider ab. Sie war schön – er war hässlich.
Schweigend ließ sie den Blick von seiner Hüfte zu seinen Füßen wandern und wieder zurück, doch er bemerkte dankbar, dass ihre Aufmerksamkeit in erster Linie nicht der grotesken Tätowierung galt, sondern seinem Glied.
Sie trat auf ihn zu und berührte es mit der Fingerspitze. Ein wohliger, eisiger Schauer lief ihm über den Rücken. Seine Erektion vollführte eine Bewegung wie eine Verbeugung. Wenn Mary jetzt ihre Hand um ihn schlösse, würde er sich darin verströmen.
»Da haben sie dich nicht angerührt«, sagte sie.
»Wenn ich geblieben wäre, hätten sie mich bestimmt irgendwann zum Eunuchen gemacht.«
»Noch ein Grund mehr zu fliehen«, sagte
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