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Geliebter Lord

Geliebter Lord

Titel: Geliebter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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Tür öffnete sich, und Mrs. Grant ging dem Besucher entgegen und begrüßte ihn.
    »Das Essen wird in knapp einer Stunde serviert, Sir«, sagte sie.
    Mr. Marshall, ein hochgewachsener Mann und in strenges Schwarz gekleidet, erwiderte: »Ich hoffe, Ihr habt Euch meinetwegen keine Umstände gemacht, Madam. Ihr wisst doch, ich bin anspruchslos.«
    Während seine Frau den Prediger wie ein Schmetterling umflatterte, lehnte Mr. Grant sich zu Hamish herüber und murmelte aus dem Mundwinkel: »Er ist jetzt seit fast einem Monat unser Gast, und er sagt vor jeder Mahlzeit dasselbe, was meine Frau jedoch nicht davon abhält, ihn königlich zu bewirten – und ihn nicht, dem Essen zuzusprechen, als hätte er seit vierzehn Tagen Hunger gelitten.«
    Der Prediger ließ sich von Mrs. Grant zum Sofa geleiten und nahm neben Brendan Platz.
    »Ich wusste nicht, dass Ihr Euch so lange in Inverness aufhalten würdet«, sagte Hamish eingedenk der Tatsache, dass Mary die Verabredung mit ihrem Idol seinetwegen abgesagt hatte.
    »Es war gar nicht vorgesehen«, erwiderte Mr. Marshall lächelnd, »aber ich hatte großes Glück mit einem schottischen Erfinder, der Verbesserungen an meiner elektrischen Apparatur erarbeitet hat.«
    Mr. Grant schnitt verstohlen eine Grimasse, erhob sich mühsam und murmelte eine Entschuldigung. Auch Mrs. Grant schickte sich an, den Salon zu verlassen, und Hamish schlussfolgerte, dass dieses Thema im Hause Grant bereits sattsam behandelt worden war.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür erneut, und eine reizende junge Dame mit großen, blauen Augen und silberblondem Haar betrat den Raum.
    Brendan stand auf, und sein Gesichtsausdruck ließ Hamish ahnen, weshalb sein Bruder die Rückkehr nach Gilmuir vor sich herschob.
    »Ich möchte Euch meinen Bruder Hamish vorstellen, Elspeth«, sagte Brendan. »Er ist der Patient, den Mrs. Gilly behandelt hat.«
    Hamish verbeugte sich.
    »Wisst Ihr vielleicht, wo Eure Freundin sich aufhält, Elspeth?«, fragte Brendan. »Hamish ist auf der Suche nach ihr, aber bisher konnte ihm niemand weiterhelfen, und wir sind alle in Sorge.«
    »Ich weiß genau, wo sie sich befindet«, erwiderte Elspeth, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Sie ist im Gefängnis. Es heißt, sie hätte ihren Ehemann getötet.«

Kapitel 19
    A ls die Tür geöffnet wurde, stand Mary an dem vergitterten Fenster und schaute in den Innenhof hinaus. Erschrocken fuhr sie herum und sah Charles da stehen, wie üblich in dunkelblauer Hose, schwarzem Rock und mit makelloser weißer Halsbinde. Die goldenen Knöpfe des Rocks waren selbst entworfen.
    Er betrat die Zelle und bedeutete dem hinter ihm stehenden Wärter mit einer Geste, sich zurückzuziehen. Anstatt die Tür von außen zu verriegeln, ließ der Mann sie offen und entfernte sich.
    »Habt Ihr ihn bestochen?«, fragte sie.
    »Sir John hat mir fünf Minuten bewilligt, um mit Euch zu sprechen, und der Wärter hat begriffen, dass ich eine Respektsperson bin.«
    Mary empfand keine freundschaftlichen Gefühle für den ehemaligen Lehrling ihres Ehemanns. Er lebte zwar seit elf Jahren mit ihr unter einem Dach, aber wie er sie jetzt mit finsterer Miene und schmalen Augen musterte, kam er ihr wie ein Fremder vor.
    »Warum hat der Sheriff Euch diesen Besuch gestattet, Charles?«
    »Zweifellos erhofft er sich, dass ich Euch überreden kann, ein Geständnis abzulegen.« Er kam näher, so nahe, dass er sie berühren könnte, wenn er die Hand ausstreckte. Vorsorglich wich Mary einen Schritt zurück, und Charles’ Gesicht erstarrte zur Maske.
    »Wie kommt er darauf, dass ich so etwas Törichtes tun könnte?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Also, ich für meinen Teil glaube nicht, dass Ihr es tut.«
    »Ihr wisst genauso gut wie ich, dass ich Gordon nicht getötet habe.«
    Er lächelte, doch es lag keine Heiterkeit darin. »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Vielleicht habe ich auch einen Beweis für Eure Schuld an Gordons Tod.«
    Sie presste die Hand auf die Brust, um ihr Herz zu beruhigen. »Was soll das heißen?«
    »Ich bin bereit, gegen Euch auszusagen, Mary. Eine traurige Pflicht, aber eine, die zu erfüllen ich mich zwingen werde. Es sei denn …«
    »Es sei denn?«, hakte sie ein.
    »Ihr heiratet mich.«
    Der Impuls, ihm ins Gesicht zu lachen, war so stark, dass sie alle Mühe hatte, ihn zu unterdrücken, doch sie musste es tun. Kein Mann erntete gerne Belustigung mit seinem Antrag. Aber es war in höchstem Maße unpassend, sich ihr ausgerechnet hier

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